Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
President, Sie haben es mit höchst kultivierten politischen Wesen zu tun. Ihre Sichtweise der Welt unterscheidet sich von der unsrigen, und es stimmt, dass sie uns nicht besonders gut verstehen, aber das macht sie noch nicht zu Dummköpfen«, belehrte Weaver Ryan und die Versammlung.
Na schön , dachte Ryan wohl zum hundertsten Mal, aber dann sind sie Klingonen . Es hatte keinen Zweck, diese Ansicht Weaver gegenüber zu erwähnen. Er würde lediglich ein langatmiges Gegenargument auffahren, das die Diskussion nicht weiterbrachte. Und Weaver würde Recht behalten. Idioten oder Genies, es reichte, wenn man verstand, was sie taten, nicht warum sie es taten. Womöglich ergab das Was keinen Sinn, aber wenn man es kannte, wusste man zumindest, was man verhindern musste.
»Gut, dann wollen wir mal probieren, ob sie das verstehen«, sagte Ryan. »Scott, teilen sie der VRC mit, falls sie Russland angreift, wird Amerika Russland zu Hilfe kommen, wie im Nordatlantikpakt festgelegt, und ...«
»So steht das eigentlich gar nicht im NATO-Vertrag«, wandte Adler ein.
»Ich sage aber, dass es drinsteht, Scott, und was noch wichtiger ist: Das habe ich auch den Russen gesagt. Wenn wir den Chinesen klarmachen können, dass wir es ernst meinen, wird es denn dann noch eine Rolle spielen, was im Vertrag steht oder nicht?«
»Sie werden in ein riesiges Wespennest stechen, Jack«, prophezeite Adler. »Tausende von Amerikanern befinden sich zurzeit in China – Geschäftsleute, Touristen, jede Menge Menschen.«
»Dr. Weaver, wie behandeln die Chinesen in Kriegszeiten ausländische Staatsbürger?«
»Ich würde nicht dort sein wollen, um das in Erfahrung zu bringen. Die Chinesen können ausgezeichnete Gastgeber sein, aber im Falle eines Krieges … wenn man von ihnen beispielsweise für einen Spion gehalten wird, kann es sehr schwierig werden. Wenn man bedenkt, wie sie mit ihren eigenen Bürgern umgehen … nun, das haben wir ja im Fernsehen gesehen, nicht wahr?«
»Scott, wir werden ihnen ebenfalls mitteilen, dass wir ihre Regierungsmitglieder persönlich für die Sicherheit und das Wohlergehen der amerikanischen Staatsbürger in ihrem Land verantwortlich machen. Und das meine ich so, wie ich es sage. Wenn es sein muss, erteile ich auch den Befehl, die Mitglieder des Politbüros aufzuspüren und unter die Erde zu bringen. Vielleicht sollte man sie an Teheran und unseren alten Freund Daryaei erinnern. Dieser Zhang hat ihn angeblich einmal getroffen. Und ich habe ihn beseitigen lassen«, verkündete Ryan betont kalt. »Zhang täte gut daran, das zu berücksichtigen.«
»Auf solche Drohungen werden sie allergisch reagieren«, wandte Weaver ein. »Es wäre doch ebenso möglich, sie darauf hinzuweisen, dass sich sehr viele ihrer Staatsangehörigen in den USA befinden, und ...«
»Das können wir nicht tun, und das wissen die Chinesen auch«, schleuderte Ryan ihm entgegen.
»Mr. President, ich habe Ihnen doch gerade erklärt, dass denen unsere Auffassung von Regeln fremd ist. Dies ist eine Art von Drohung, die sie verstehen und ernst nehmen werden. In dem Fall bleibt nur die Frage, für wie wertvoll sie das Leben ihrer eigenen Bürger halten.«
»Und – wie viel sind ihnen ihre Bürger wert?«
»Weniger als uns die unsrigen«, erwiderte Weaver.
Ryan überlegte. »Scott, machen Sie ihnen klar, was die Ryan-Doktrin bedeutet«, befahl er dann. »Falls nötig, werde ich eine intelligente Bombe durch ihre Schlafzimmerfenster fliegen lassen, auch wenn es zehn Jahre dauert, bis wir sie finden.«
»Der DCM wird das mehr als deutlich machen. Und wir sollten unseren Leuten raten, den nächsten Flieger nach Hause zu nehmen.«
»Ja, sie sollen zusehen, dass sie da rauskommen«, warf Robby Jackson ein. »Und die Warnung kann über CNN laufen.«
»Das hängt alles davon ab, wie sie auf unsere Mitteilung reagieren. Da drüben ist es jetzt halb neun morgens. Scott, sie müssen den Brief noch vor dem Mittagessen in Händen halten.«
Der Außenminister nickte. »Alles klar.«
»General Moore, sind die Streitkräfte in Bereitschaft?«
»Jawohl, Sir. Einheiten der Air Force könnten in weniger als 24 Stunden in Sibirien sein. Nach weiteren zwölf Stunden wären sie bereit, die ersten Einsätze zu fliegen.«
»Wie sieht es mit den Stützpunkten aus, Mickey?«, erkundigte sich Jackson. »Gibt’s überhaupt welche?«
»Jede Menge, aus der Zeit, als sie sich Gedanken darüber machten, wie die B-52 runterzuholen wären. Die russische
Weitere Kostenlose Bücher