Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Nordküste wimmelt nur so von Landebahnen. Unser Air-Force-Attaché sitzt gerade in Moskau mit ihren Leuten zusammen«, berichtete General Moore. Der besagte Colonel legte eine Nachtschicht nach der anderen ein. »Er sagt, dass die Russen sich äußerst kooperativ verhalten.«
»Wie sicher sind diese Stützpunkte?«, wollte der Präsident wissen.
»Die riesigen Entfernungen sind der wichtigste Schutz. Die Chinesen werden an die 2 000 Kilometer zurücklegen müssen, um sie anzugreifen. Wir haben zehn E-3B Sentry AWACS von der Tinker Air Force Base abgestellt, die eine ständige Radarüberwachung garantieren, außerdem noch eine Menge Jäger für die Barrier Combat Air Control, die Luftpatrouille entlang der Grenze. Sobald damit alles klar ist, können wir uns überlegen, welche Art von Einsätzen wir fliegen wollen. Zu Anfang wohl größtenteils defensive, bis alles richtig steht.«
Moore musste Jackson nicht erklären, dass zur Verlegung einer Air-Force-Einheit mehr gehörte, als nur die Flugzeuge zu bewegen. Jede Staffel hatte ihre Mechaniker, Versorgungstruppe und sogar Fluglotsen. Ein Jagdflugzeug wurde zwar nur von einem einzigen Piloten gelenkt, aber weitere 20 oder mehr Menschen waren nötig, um es zu einer funktionierenden Waffe zu machen. Und bei komplizierteren Maschinen lag diese Zahl noch höher.
»Was sagt CINCPAC, der Oberbefehlshaber der amerikanischen Seestreitkräfte im Pazifik?«, fragte Jackson.
»Wir können der chinesischen Marine ziemliche Schwierigkeiten bereiten. Mancuso ist dabei, seine Unterseeboote und noch einige andere Schiffe zu verlegen.«
»Diese Bilder sind nicht besonders gut«, bemerkte Ryan, als er die Aufnahmen des Radarsatelliten betrachtete.
»Morgen Abend oder Nacht werden wir bessere bekommen«, versprach ihm Ed Foley.
»Okay, wenn sie da sind, werden wir sie der NATO zeigen. Mal sehen, wie die uns aushelfen wollen.«
»Die First Tanks hat den Befehl, sich zum Verladen bereitzuhalten. Die deutschen Eisenbahnen sind in besserem Zustand, als sie es 1990 für die Operation DESERT SHIELD waren«, informierte der Vorsitzende der Joint Chiefs die Anwesenden. »Wir können bereits kurz hinter Berlin die Züge wechseln. Die russischen Gleise haben eine andere Spurweite, sie sind breiter. So auch die Waggons für unsere Panzer und Kettenfahrzeuge, was von Vorteil ist. Wir schätzen, dass wir die First Tanks in zirka sieben Tagen auf die andere Seite des Urals schaffen können.«
»Wer ist dabei?«, fragte Ryan.
»Steht noch nicht fest«, antwortete Moore.
»Die Briten werden mitmachen. Auf die können wir uns in jedem Fall verlassen«, versicherte Adler ihnen. »Und Gruschawoi hat bereits mit ihrem Premierminister gesprochen. Wir sollten Downing Street kontaktieren und in Erfahrung bringen, was sich daraus ergeben hat.«
»Gut. Scott, bitte kümmern Sie sich darum. Aber zuerst lassen Sie uns die Mitteilung für Peking entwerfen.«
»Ganz recht«, stimmte der Außenminister zu und wandte sich zum Gehen.
»Himmel, ich hoffe, wir können sie zur Vernunft bringen«, murmelte Ryan über den Karten und Aufnahmen.
»Ich auch, Jack«, fiel der Vizepräsident ein. »Aber darauf würde ich nicht wetten.«
Ryan musste daran denken, was Adler auf dem Flug von Warschau zu ihm gesagt hatte. Würden die USA noch ballistische Marschflugkörper besitzen, wäre die Abschreckung viel wirkungsvoller. Doch er hatte selbst Anteil an der Verschrottung dieser verdammten Dinger gehabt, und es fühlte sich sehr seltsam an, dies nun bereuen zu müssen.
In weniger als zwei Stunden war die Mitteilung aufgesetzt und an die Botschaft in Peking geschickt. Der Deputy Chief of Mission oder DCM war ein Karrierebeamter im auswärtigen Dienst namens William Kilmer. Die Mitteilung traf als E-Mail ein, und er ließ sie von einer Sekretärin in der ordnungsgemäßen Form und auf teurem Papier ausdrucken. Dann wurde sie gefaltet und zur persönlichen Überbringung in einen cremefarbenen Umschlag gesteckt. Kilmer rief im chinesischen Außenministerium an und ersuchte um ein dringendes Treffen mit Außenminister Shen Tang. Seiner Bitte wurde mit überraschender Bereitwilligkeit stattgegeben. Kilmer stieg in seinen Privatwagen, einen Town Car von Lincoln, und fuhr selbst zum Ministerium.
Kilmer war Mitte dreißig, Absolvent des College of William and Mary in Virginia, der Georgetown University in Washington und definitiv auf dem Weg nach oben. Er war ziemlich jung für seine augenblickliche Position, die
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