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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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er nur innehatte, weil Botschafter Carl Hitch als besonders guter Mentor galt und ihn auf seinem Weg vom ersten Beamtenball bis zum Umgang mit den hohen Tieren begleitet hatte. Die Tatsache, dass man ihm diese Mission anvertraut hatte und ihn diesen Brief überbringen ließ, machte ihm deutlich, wie jung er noch war. Aber er konnte ja nicht einfach davonlaufen. Und was die Karriere betraf, tat er damit einen großen Schritt nach vorn. Vorausgesetzt, er überlebte. Man wusste ja nie …
    Auf dem Weg zu Shens Büro blieb Kilmer in seinem besten Anzug und mit blank polierten schwarzen Schuhen sich selbst überlassen. Der Korridor vor ihm schien sich ins Unendliche zu verlaufen. Das Gebäude und seine Ausstattung sollten offensichtlich imponierend wirken, um den Vertretern anderer Länder zu zeigen, wie großartig die Volksrepublik China doch war. Das machte jede Nation so – mehr oder minder erfolgreich. In diesem Fall hat der Architekt sein Geld wirklich verdient , dachte Kilmer. Endlich – schneller als erwartet – hatte er die richtige Tür gefunden und wandte sich dann nach rechts zum Sekretariatsraum. Shens Direktionssekretär führte den Amerikaner in ein etwas komfortableres Wartezimmer und brachte ihm ein Glas Wasser. Kilmer geduldete sich die üblichen fünf Minuten, denn schließlich fiel man nicht mit der Tür ins Haus, wenn es um ein führendes Regierungsmitglied einer Großmacht ging. Schließlich öffneten sich die hohen Türen – auf dieser diplomatischen Ebene handelte es sich immer um Doppeltüren –, und er wurde hineingewinkt.
    Shen trug an diesem Tag eine dunkelblaue Mao-Jacke statt des sonst üblichen Anzugs in westlichem Stil. Er näherte sich seinem Gast und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Mr. Kilmer, welches Vergnügen, Sie wieder zu sehen.«
    »Danke, dass Sie dieses Treffen so kurzfristig ermöglichen konnten, Herr Minister.«
    »Bitte nehmen Sie Platz.« Shen wies auf ein paar Stühle um einen niedrigen Tisch. Nachdem beide sich gesetzt hatten, fragte er: »Was kann ich heute für Sie tun?«
    »Herr Minister, ich habe den Auftrag, Ihnen eine Botschaft meiner Regierung zu übergeben.« Mit diesen Worten zog Kilmer den Umschlag aus seiner Jacketttasche und händigte ihn aus.
    Der Umschlag war nicht versiegelt. Shen entnahm die zweiseitige diplomatische Mitteilung und lehnte sich zum Lesen zurück. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Dann blickte er auf.
    »Dies ist eine höchst ungewöhnliche Botschaft, Mr. Kilmer.«
    »Herr Minister, meine Regierung macht sich ernsthafte Gedanken über die kürzlich erfolgte Mobilmachung Ihres Militärs.«
    »Die letzte Mitteilung aus Ihrer Botschaft stellte eine beleidigende Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten dar. Und nun drohen Sie uns mit Krieg?«
    »Sir, den Vereinigten Staaten liegt es fern, Drohungen auszusprechen. Wir möchten Sie lediglich daran erinnern, dass die Russische Föderation nunmehr Mitunterzeichner des Nordatlantikpakts ist und jedwede Feindseligkeit gegenüber Russland die USA dazu zwingen würde, ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen.«
    »Und Sie drohen den führenden Mitgliedern unserer Regierung mit Konsequenzen, falls den Amerikanern in unserem Land etwas Unvorhersehbares zustoßen sollte? Wofür halten Sie uns, Mr. Kilmer?«, fragte Shen mit ruhiger, emotionsloser Stimme.
    »Herr Minister, wir weisen nur darauf hin, dass in den USA all unsere Besucher den Schutz unserer Gesetze genießen, und hoffen, dass Gleiches auch für die Volksrepublik gilt.«
    »Warum sollten wir amerikanische Staatsbürger anders behandeln als unsere eigenen?«
    »Herr Minister, wir erbitten lediglich Ihre Zusicherung, dass dies der Fall sein wird.«
    »Wieso sollte es nicht der Fall sein? Beschuldigen Sie uns darüber hinaus etwa, einen Angriffskrieg gegen unseren Nachbarn zu planen?«
    »Wir vermerken in letzter Zeit militärische Aktionen der Volksrepublik und ersuchen um Klarstellung.«
    »Ich verstehe.« Shen faltete den Brief wieder zusammen und legte ihn auf den Tisch. »Wann erwarten Sie eine Antwort?«
    »Sobald es Ihnen passend erscheint, Herr Minister«, erwiderte Kilmer.
    »Nun gut. Ich werde diese Angelegenheit mit meinen Kollegen aus dem Politbüro besprechen und Ihnen antworten, so schnell es geht.«
    »Ich werde diese gute Nachricht an Washington weiterleiten, Herr Minister. Aber jetzt möchte ich Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen, Sir. Ich danke Ihnen vielmals.« Kilmer erhob sich und gab

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