Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
sich schon seit Jahren mit den russischen Verteidigungsanlagen auf der anderen Seite der Grenze. Gelegentlich hatte er sogar Späher über den Fluss geschickt, um die Bunker auszukundschaften, die seit fünfzig Jahren dem Süden zugekehrt waren. Die Russen waren gute Militäringenieure, daher würde man sich eingehend mit diesen Befestigungen befassen müssen.
Sein Angriffsplan war einfach. Im Schutz von massivem Artillerie-Sperrfeuer würde er einige Infanterieeinheiten in Sturmbooten über den Amur setzen lassen, damit sie sich um die russischen Bunker kümmern konnten. Gleichzeitig würden Pioniere Ponton-Gliederbrücken über den Fluss spannen, über die seine Schützeneinheiten marschieren konnten, die Hügel auf der anderen Seite hinauf und dann weiter gen Norden. Auch Hubschrauber standen ihm zur Verfügung, aber nicht so viele zum Angriff geeignete, wie er hätte gebrauchen können. Er hatte sich darüber beschwert – genau wie alle anderen hohen Offiziere der Volksbefreiungsarmee. Was die russische Armee betraf, machte ihm nur eines Sorgen: ihre Mi-24-Kampfhubschrauber. Die waren zwar schwerfällig, konnten aber sehr gefährlich werden, wenn man sie klug einsetzte.
Peng bezog seine zuverlässigsten Informationen von einer ganzen Reihe chinesischer Staatsbürger, die in Russland ein illegales, aber angenehmes Leben führten – Ladenbesitzer und Arbeiter, darunter viele Beamte und Informanten des Ministeriums für Staatssicherheit. Er hätte gern mehr Aufnahmen von den russischen Einheiten gehabt, aber sein Land besaß nur einen einzigen Aufklärungssatelliten. Und ehrlich gesagt waren die vom französischen kommerziellen Satellitenbetreiber SPOT angebotenen Bilder bei Auflösungen von einem Meter weitaus besser als die chinesischen. Ebenso war es einfacher, derlei Dinge über das Internet abzurufen, und dafür hatte er seinem Nachrichtenkoordinator freie Hand gegeben. Die Aufnahmen zeigten, dass sich die nächsten russischen Infanterieeinheiten über hundert Kilometer weit entfernt befandeb. Damit bestätigten sich die Informationen der Agenten, dass die einzigen Truppen in Reichweite der Artillerie Garnisonseinheiten waren, die in den Grenzbefestigungen Dienst schoben. Interessant, dass die russische Kommandantur ihre Streitkräfte dort nicht verstärkt hatte, aber es gab wohl nicht viel, womit man sie hätte verstärken können. Außerdem absorbierte die Verteidigung einer Grenze mit all ihren zahllosen Windungen die Einheiten wie ein Schwamm das Wasser. Die Russen hatten keinen Soldaten zu verschwenden. Peng wusste auch, dass dieser Generaloberst Bondarenko seine Truppen besser ausbildete, als es sein Vorgänger getan hatte, doch dies war kein Grund, sich Sorgen zu machen. Die Chinesen wurden seit Jahren hart gedrillt – es würde einige Zeit dauern, bis der Iwan aufgeholt hatte.
Nein, Pengs einzige Sorge waren die Entfernungen. Seine Armee hatte einen langen Weg vor sich. Die Versorgung mit Nachschub würde problematisch werden, denn die Panzer und Kettenfahrzeuge brauchten ständig wahre Meere von Dieselöl. Seine Nachrichtenquellen hatten ihm einige Standorte großer russischer Lager durchgegeben, aber er durfte nicht damit rechnen, sie in intaktem Zustand einnehmen zu können, so wünschenswert dies auch sein mochte. Dennoch plante er Hubschrauberangriffe auf jedes einzelne von ihnen.
Peng drückte seine sechzigste Zigarette an diesem Tag aus und blickte seinen Einsatzoffizier an. »Ja?«
»Der endgültige Befehl ist eingetroffen. Beginn um null dreihundertdreißig in drei Tagen.«
»Wird bis dahin alles bereit sein?«, fragte Peng.
»Jawohl, Genosse General, mit vierundzwanzig Stunden Zeitreserve.«
»In Ordnung. Stellen Sie sicher, dass unsere Männer gut verpflegt werden. Es könnte sein, dass in den nächsten Wochen große Abstände zwischen den Mahlzeiten liegen.«
»Diese Order ist bereits ausgegeben worden, Genosse General«, entgegnete der Oberst.
»Und es hat komplette Funkstille zu herrschen.«
»Natürlich, Genosse General.«
»Kein Ton«, sagte der Sergeant. »Noch nicht einmal Trägerwellen.«
Die RC-135 Rivet Joint war der erste Vogel, den die United States Air Force einsetzte. Sie war auf der Anderson Air Force Base auf Guam gestartet, über dem Ochotskischen Meer aufgetankt worden und war über der Hafenstadt Ajan in den russischen Luftraum eingeflogen. Nun, zwei Stunden danach, befand sie sich östlich von Skoworodino auf der russischen Seite der Grenze. Die
Weitere Kostenlose Bücher