Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
gut gedrillt. Und das da oben war einer der Gründe, warum er ihnen ständig einschärfte, nur ja keine sichtbaren Spuren zu hinterlassen, wenn sie überleben wollten. Es war kein respekteinflößender Hubschrauber, aber er hatte Raketen – und ihr BRM war zwar ein gepanzertes Mannschafts-Transportfahrzeug, aber so gepanzert nun auch wieder nicht.
»Was macht der denn hier?«, wollte Buikow wissen. »Wenn er nach etwas Ausschau hält, geht er dabei nicht gerade sehr sorgfältig vor.«
Die Chinesen fuhren einen Weg entlang, der vor einer halben Ewigkeit als Trasse für ein nie gebautes Nebengleis der Transsibirischen Eisenbahn angelegt worden war. Er war sehr breit, an manchen Stellen 500 Meter, und ziemlich gut eingeebnet. In längst vergangener Zeit hatte jemand geplant, hier entlang eine Bahnlinie verlaufen zu lassen, um die noch unentdeckten Schätze Sibiriens auszubeuten. Viele Bäume waren gefällt worden, und in der Schneise standen nun junge Bäume, die von den Kettenfahrzeugen zu Holzspänen zermalmt wurden. Weiter im Norden setzten Pioniere die Arbeit fort, die einen Weg zu den neuen Goldvorkommen schlugen, und dann zu den Ölquellen an der arktischen Küste. Falls die Chinesen so weit kamen, würden sie eine gute Straße vorfinden, wie geschaffen für motorisierte Truppen. Aber sie war schmal. Wenn die Chinesen sie nutzen wollten, würden sie erst lernen müssen, ihre Flanken zu sichern.
Alexandrow erinnerte sich daran, was er über den römischen Vorstoß ins Land der Germanen gelernt hatte. Ein Soldat namens Quintilius Varus, der drei Legionen befehligte, hatte seine Flankendeckung vernachlässigt und deshalb seine Armee an Arminius verloren. Ob die Chinesen vielleicht einen ähnlichen Fehler begehen würden? Unwahrscheinlich – die Schlacht im Teutoburger Wald war jedem bekannt. Sie diente als Paradebeispiel an jeder Militärakademie der bekannten Welt. Quintilius Varus hatte das Kommando über diese drei Legionen nur bekommen, weil sein Imperator, Caesar Augustus, ihm zugetan war, nicht aufgrund seiner militärischen Fähigkeiten. Die Lehre daraus vergaßen Soldaten wahrscheinlich weniger schnell als Politiker. Und die chinesische Armee wurde schließlich von Soldaten befehligt.
»Da ist der Fuchs«, sagte Buikow. So nannten sie den anderen Offizier der chinesischen Einheit, wahrscheinlich ein Untergebener des Gärtners. Seine Statur ähnelte der des Gärtners, aber er war weniger an Pflanzen interessiert als daran, geschmeidig hin und her zu flitzen. Während sie ihn beobachteten, verschwand er in östlicher Richtung hinter einer Baumreihe. Nun würde er für fünf bis acht Minuten unsichtbar bleiben, gesetzt den Fall, er hielt sich an seine Vorschriften.
»Ich könnte eine Kippe gebrauchen«, bemerkte Feldwebel Buikow.
»Damit werden Sie warten müssen, Feldwebel.«
»Jawohl, Genosse Hauptmann. Darf ich dann wenigstens einen Schluck Wasser trinken?«, fragte er verdrießlich. Selbstverständlich meinte er damit keineswegs Wasser.
»Tja, ich hätte auch nichts gegen einen Schluck Wodka, aber ich habe es versäumt, eine Flasche mitzunehmen, und ich bin sicher, Ihnen ist es genauso ergangen.«
»Bedauerlicherweise ja, Genosse Hauptmann. Ein kräftiger Schluck Wodka hält einem in diesen feuchten Wäldern die Kälte vom Leib.«
»Und er schwächt den Verstand. Aber wir haben unseren Verstand bitter nötig, Boris Jewgeniewitsch, es sei denn, Sie mögen Reis. Vorausgesetzt, die Schlitzaugen machen überhaupt Gefangene, was ich eher bezweifle. Sie haben nichts für uns übrig, Feldwebel, und sie sind kein zivilisiertes Volk. Denken Sie daran.«
Na schön, die Chinesen gehen nicht ins Ballett – aber ich auch nicht , dachte Feldwebel Buikow. Sein Hauptmann war Moskowiter und redete oft über kulturelle Dinge. Aber wie sein Hauptmann konnte auch Buikow die Chinesen nicht ausstehen, jetzt noch weniger, da ihm chinesische Soldaten in seinem eigenen Land gegenüberstanden. Er bedauerte nur, dass er noch keinen von ihnen getötet hatte – aber Töten war nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe bestand darin, ihnen dabei zuzusehen, wie sie auf sein Land pissten, und das machte ihn nur noch wütender.
»Werden wir irgendwann mal auf sie schießen dürfen, Genosse Hauptmann?«, fragte der Feldwebel.
»Zu gegebener Zeit wird es unsere Aufgabe sein, ihren Spähtrupp auszuschalten. Und ich freue mich auch schon darauf, Boris.« Und außerdem könnte ich auch eine Kippe gebrauchen und würde gern einen
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