Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
und schätzungsweise 40 Millionen Tote riskieren würden. Wahrscheinlich eher nicht, dachte Turner. Kein intelligenter Mensch würde das tun. Ebenso wenig konnten sie sich einen Zermürbungskrieg gegen ein Land leisten, das neunmal so viele Einwohner und eine gesündere Wirtschaft hatte – trotz des weiten Raums, der ihnen zur Verfügung stand. Nein, wenn sie über die Chinesen siegen wollten, würden sie ihr Ziel nur durch geschickte Schachzüge und Beweglichkeit erreichen. Aber ihr Militär konnte man den Lokus runterspülen – es hatte weder die Ausbildung noch die Ausrüstung, um in einem Krieg mitzuspielen, in dem es auf Mobilität ankam.
Das wird ein äußerst interessanter Krieg werden, dachte Turner. Aber keiner, in dem er gern kämpfen wollte. Es war einfacher, einem dummen, schwachen Feind eins überzubraten als sich mit einem cleveren, mächtigen anzulegen. Das gereichte vielleicht nicht zum Ruhm, aber es war verdammt viel ungefährlicher.
»Mitch«, sagte General Diggs, während sie das Flugzeug verließen, »Sie wirken so nachdenklich.«
»Na ja, wir hätten uns ein besseres Reiseziel aussuchen können, Sir. So wie die Dinge stehen, wird es hier ziemlich hoch hergehen.«
»Reden Sie weiter«, befahl der General.
»Die andere Seite hat die besseren Karten. Mehr Soldaten, die besser trainiert sind, mehr Ausrüstung. Die Chinesen sind zwar nicht darum zu beneiden, jede Menge unwegsames Land durchqueren zu müssen, aber die Aufgabe der Russen, sich dagegen zu verteidigen, ist noch schwieriger. Wenn sie gewinnen wollen, müssen sie eine mobile Gefechtsführung verwirklichen. Und für mich sieht es nicht so aus, als hätten sie die Stärke, das zu Wege zu bringen.«
»Ihr Chef hier draußen – Bondarenko – ist ziemlich gut.«
»Das war Erwin Rommel auch, aber Montgomery hat ihm trotzdem den Arsch versohlt, Sir.«
Stabswagen standen bereit, um sie zum russischen Kommandoposten zu fahren. Das Wetter war klarer, aber sie befanden sich so nahe an der chinesischen Armee, dass sie den blauen Himmel nicht mehr genießen konnten.
53
GROSSE SORGEN
»Also, was geschieht dort gerade?«, fragte Ryan.
»Die Chinesen befinden sich 110 Kilometer innerhalb des russischen Hoheitsgebietes. Sie haben insgesamt acht Divisionen über den Fluss geschafft und rücken weiter nach Norden vor«, erwiderte General Moore und bewegte einen Bleistift über die Karte, die auf dem Konferenztisch ausgebreitet war. »Sie sind ziemlich schnell über die russischen Grenzverteidigungsposten hinwegmarschiert – die waren im Grunde nichts anderes als die Maginotlinie im Jahr 1940. Ich hatte gar nicht erwartet, dass sie sich lange halten würden, aber auf unseren Satellitenbildern ist zu sehen, dass die Chinesen direkt mit ihrer ersten Angriffswelle durchgebrochen sind, die aus Infanterieformationen mit viel Artillerieunterstützung bestand. Und jetzt lassen sie ihre Panzer den Fluss überqueren – bisher ungefähr 800, um die 1 000 werden noch folgen.«
Ryan pfiff durch die Zähne. »So viele?«
»Wenn man in ein bedeutendes Land einmarschiert, macht man das nicht auf die billige Tour, Sir. Die einzige gute Nachricht ist bis jetzt, dass wir ihren Luftstreitkräften eine wirklich empfindliche Niederlage beigebracht haben.«
»AWACS und F-15?«, erkundigte sich Jackson.
»Genau.« Der Vorsitzende der Joint Chiefs nickte. »Einer unserer Jungs ist in nur einem Gefecht zum Fliegerass geworden. Colonel Winters.«
»Bronco Winters…«, sagte Jackson langsam. »Den Namen habe ich schon einmal gehört. Gut, was gibt es noch?«
»Was den Luftkampf angeht ist unser größtes Problem, wie wir unsere Fighter mit Bomben versorgen sollen. Bomben einzufliegen ist nicht gerade rationell. Eine einzige Staffel F-15E benötigt so viele Bomben, dass selbst in eine C-5 nur die Hälfte davon hineinpasst. Außerdem haben wir die C-5 schon für eine Menge anderer Aufgaben vorgesehen. Wir denken darüber nach, die Bomben per Eisenbahn nach Russland zu schaffen, vielleicht bis nach Tschita, und sie von dort nach Suntar zu fliegen, aber die russische Eisenbahn transportiert bisher nur Panzer und andere Fahrzeuge, und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Wir versuchen gerade, am Ende einer einzigen Eisenbahnlinie einen Krieg zu führen … Sicher, die Strecke ist zweigleisig, aber trotzdem ist es nur eine einzige verdammte Linie. Unsere Logistikleute schlucken schon pausenlos Magentabletten.«
»Was ist mit der Luftbrückenkapazität
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