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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sich in der Spitze einer jeder dieser Granaten ein winziger Radar-Transponder befand. Der war so eingestellt, dass er die Granate zur Explosion brachte, sobald er festgestellt hatte, dass diese sich noch 15 Meter über dem Erdboden befand. Dadurch wurden die Splitter, die von der hochgehenden Granate fortgeschleudert wurden, nicht wie bei einem Aufschlagzünder allein auf den Boden verschwendet, sondern zogen einen Todeskreis, dessen Durchmesser fast 60 Meter groß war. Die normalen Granaten würden so wirken, dass sie Krater in den Grund schlugen und so all diejenigen feindlichen Soldaten ausschalteten, die sich in einzelne Schützenlöcher eingegraben hatten.
    Captain Williams schaltete Marilyns Optik auf den feindlichen Befehlstand. Aus der überhöhten Position nahmen die Wärmebildkameras jedoch nur die hellen Punkte der Granaten auf, die durch die Nacht ihrem Ziel entgegen rasten. Dann zoomte er die Kamera zurück auf das Angriffsziel. Nach Diggs’ Schätzung würden alle Granaten in weniger als zwei Sekunden einschlagen. Wie sich zeigte, hatten sie eine fürchterliche Wirkung. Die sechs Zelte verschwanden schlagartig, und die grün glühenden Stäbchen, welche die Anwesenheit von Menschen anzeigten, fielen flach zu Boden und bewegten sich nicht mehr. Einige davon waren regelrecht in ihre Einzelteile zerlegt worden. Diese Auswirkung hatte Diggs noch nie zuvor gesehen.
    »Wow!«, bemerkte Williams. »Kurz durchgebraten und gut verrührt.«
    Sind bei der Air Force alle so? , fragte sich General Diggs . Oder liegt’s an seinen jungen Jahren, dass er so redet?
    Auf dem Bildschirm war zu erkennen, dass sich immer noch ein paar Feinde bewegten, die wunderbarerweise die erste Salve überlebt zu haben schienen. Doch statt einfach wegzurennen, weil ein artilleristischer Feuerüberfall erfahrungsgemäß nie aus nur einer Salve besteht, blieben sie entweder einfach auf ihren Posten oder kümmerten sich um die Verwundeten. Zweifellos mutig, aber eine Handlungsweise, durch die auch die meisten von ihnen jetzt dem Tod geweiht waren. Die zweite Salve schlug genau 28 Sekunden nach der ersten ein, und weitere 31 Sekunden nach dieser dann gleich auch die dritte. Das zeigte zumindest die in der oberen rechten Ecke des Bildschirms eingeblendet Uhr an.
    »Gott sei ihren Seelen gnädig«, bemerkte Colonel Ardan im Flüsterton. Noch nie während seiner ganzen Laufbahn hatte er mit eigenen Augen und live die Auswirkungen von Artilleriebeschuss beobachten können. Für ihn war immer alles auf Distanz abgelaufen. Von der Position hinter einer Kanone hatte er alles erlebt, als sei er persönlich gar nicht daran beteiligt. Doch jetzt sah er zum ersten Mal, was seine Geschütze wirklich anrichteten.
    »Feuer auf Ziel einstellen«, befahl Diggs und verwendete dabei unwillkürlich die Redensart von Panzerleuten, die auf diese Weise: Ist erledigt, du hast es gekillt, such dir ein neues Ziel auszudrücken pflegten. Noch vor kaum einem Jahr hatte er im Wüstensand von Saudi-Arabien die Computersimulation eines derartigen Gefechts miterlebt und dabei die absolute Gefühlskälte eines Krieges gespürt. Aber in Wirklichkeit war es noch weit schlimmer, als er es sich damals hatte vorstellen können. Natürlich wirkte auch hier das wie ein Hollywoodfilm mit atemberaubenden Spezialeffekten, aber diesmal war es eben keine computergenerierte Animation, sondern die raue Wirklichkeit. Er hatte gerade vor Augen geführt bekommen, wie der komplette Stab eines Infanterieregiments, also rund 40 Personen, in weniger als 90 Sekunden vom Antlitz der Erde getilgt worden war. Und letzten Endes hatte es sich dabei schließlich um Menschen gehandelt, was der junge Captain von der Air Force offensichtlich noch gar nicht registriert hatte. Für den schien das Ganze eine Art Nintendo-Spiel zu sein. Und Diggs kam zu dem Schluss, dass dies wahrscheinlich auch die bessere Art und Weise war, damit umzugehen.
    Die beiden Infanteriekompanien auf den Hügelkuppen im Norden und Süden des kleinen Passes wurden inzwischen auch von jeweils einer kompletten Batterie beharkt. Damit stellte sich die nächste Frage, nämlich, was wohl letzten Endes dabei herauskommen würde. Jetzt, da der Regiments-Gefechtsstand ausgeschaltet war, durften sich die Dinge für den feindlichen Divisionskommandeur etwas verwirrend darstellen. Irgendeiner hatte ganz sicher den Krach gehört, und wenn jemand gerade in diesen Augenblicken mit dem Regiment telefoniert hatte, dürfte dessen erste

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