Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Norden und Süden des Schotterpfades zu beziehen. Jeder Einzelne hatte einen eigenen Global-Positioning-Satellite- oder kurz GPS-Empfänger dabei, und dieser gab ihnen auf weniger als drei Meter genau an, wo sie sich gerade befanden. Eine kurze Mitteilung über das Joint Tactical Information Distribution System (J-TIDS), das sie mit allen denkbaren taktischen Daten versorgte, enthielt dann auch schon die genauen für sie jeweils vorgesehenen Zieldaten, die sofort von den Bordcomputern weiter in Schusswinkel und Entfernung umgerechnet wurden. Zudem wurden sie über das gleiche System auch darüber informiert, welche Art von Granaten zu verwenden seien – entweder die ›normalen‹ hochexplosiven oder die VT-Version mit dem individuell festzulegenden Zündzeitpunkt. Die wurden dann auch sofort geladen und die Geschütze auf die weit entfernten Ziele gerichtet. Anschließend warteten die Schützen nur noch auf den Befehl, die Abzugsleinen durchzuziehen, und die Feuerbereitschaft wurde über Funk an das Hauptquartier der Division zurückgemeldet.
»Alles bereit, Sir«, berichtete Colonel Ardan.
»Okay, dann wollen wir mal abwarten, wie Angelo vorankommt.«
»Ihr Lagebild kommt gerade herein«, teilte Captain Williams seinen vorgesetzten Offizieren mit. Für ihn wirkte das alles, als würde er ein Footballspiel aus der Vogelperspektive betrachten, vielleicht mit dem Unterschied, dass eine der beiden Mannschaften keine Ahnung davon hatte, dass er überhaupt da war und dass sich auch die andere Mannschaft bereits auf dem Spielfeld befand. »Sie sind jetzt knapp 300 Meter vor der ersten feindlichen Vorpostenlinie.«
»Duke, geben Sie das sofort an Angelo. Übermittlung via IVIS.«
»Schon passiert«, kam es sofort von Masterman zurück. Das Einzige, was sie jetzt noch tun konnten, war, die ›Takes‹ von der Dark-Star-Drohne mit ihrem Vorhaben in Deckung zu bringen.
SABRE SIX hatte es vorgezogen, statt in den sichereren Abrams-Kampfpanzer in seinen Bradley zu steigen. Man hatte aus dem M3 ganz einfach einen besseren Blick, entschied Giusti.
»IVIS ist hochgefahren«, meldete der Kommandant des Schützenpanzers. Colonel Giusti bückte sich und wand sich dann um den Turmkorb herum, damit er auch dort etwas sehen konnte, wo sich der Sergeant hingesetzt hatte. Wer auch immer den Bradley konstruiert hatte, schien nicht daran gedacht zu haben, dass der auch mal von einem höherrangigen Offizier gebraucht werden könnte – und sein Bataillon verfügte derzeit auch nicht über die ›Gottes‹-Panzerfahrzeuge, bei denen sich der IVIS-Bildschirm hinten befand.
»Die erste feindliche Stellung ist gleich hier drüben, Sir, bei elf Uhr, hinter der kleinen Anhöhe«, erklärte der Sergeant, wobei er gleichzeitig auf den Bildschirm tippte, um die entsprechenden Stellen zu definieren.
»Na, dann wollen wir denen doch mal Tag sagen.«
»Verstanden Colonel. Dann hau mal rein, Charlie«, gab er an den Fahrer weiter. An den Rest der Mannschaft gewandt, setzte er hinzu: »Aufpassen Leute. Köpfe hoch. Wir sind jetzt in Indianerland.«
»Wie ist der Stand der Dinge im Norden?«, fragte Diggs Captain Williams.
»Mal sehen.« Der Captain wählte Marilyn Monroe auf dem Bildschirm ab und aktivierte stattdessen den Take von Grace Kelly. »Da haben wir’s ja schon. Die führenden chinesischen Elemente sind jetzt noch 15 Klicks von den Russen entfernt. Sieht allerdings so aus, als würden sie zur Nacht ein Lager aufschlagen wollen. Hat ganz den Anschein, als kämen wir zuerst in Kontakt.«
»Oh. Na gut.« Diggs zuckte mit den Schultern. »Dann mal zurück zu Miss Monroe.«
»Jawohl, Sir.« Weitere Bewegungen auf dem Computermonitor folgten. »Da wären wir. Dort steht Ihr führendes Panzeraufklärer-Element. Im Augenblick noch zwei Klicks vom ersten Loch entfernt, das John Chinaman in den Boden gebuddelt hat.«
Diggs war damit groß geworden, immer wieder Übertragungen von Boxkämpfen im Fernsehen mit anzusehen. Sein Vater war ein Fan von Muhammad Ali gewesen, doch sogar als Ali gegen Leon Spikes verloren hatte, wusste er immer, wer der andere im Ring war. Aber jetzt nicht. Die Kamera zoomte, um das Schützenloch isoliert zu zeigen. Zwei Männer saßen darin. Einer der beiden hatte sich zusammengekauert, um eine Zigarette zu rauchen, was mit Sicherheit die Nachtsichtfähigkeit von wenigstens einem, möglicherweise sogar von beiden ruiniert haben dürfte. Das wäre dann auch eine einleuchtende Erklärung dafür,
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