Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
hinter den feindlichen Linien, aber er empfand ein absolutes Hochgefühl. Die Anfangsspannung war weg und von jetzt an zählte nur noch die Aufgabe, die man zu erfüllen hatte.
Dick Boyle war wie die meisten Piloten für die Führung mehr als nur eines einzigen Flugzeugtyps qualifiziert, und er hatte die Wahl gehabt, diese Mission in einem Apache zu leiten, was für Hubschrauberpiloten das Größte war. Dennoch hatte er sich anders entschieden und war stattdessen bei seinem UH-60 Blackhawk geblieben, der eindeutig besser geeignet war, die laufenden Aktionen im Auge zu behalten. Sein Ziel war eine unabhängig vorgehende Panzerbrigade, die im Grunde die organisatorische Faust der 65. chinesischen Heeresgruppe der Kategorie-B war. Um das ihm gesetzte Ziel zu erreichen, hatte er 28 seiner insgesamt 42 AH-64D Apache-Kampfhubschrauber abgestellt, die von zwölf Kiowa Warrior und einem weiteren Blackhawk unterstützt wurden.
Die chinesische Panzertruppe befand sich jetzt rund 30 Kilometer von ihrer ursprünglichen Ablauflinie entfernt und hatte in offenem Gelände eine recht komfortable Igelstellung eingenommen, als wolle sie die Geschütztürme in alle denkbaren Richtungen gerichtet wissen. Allerdings stellte für Dick Boyle und seine Männer keine einzige dieser Kanonen einen wirklich ernsthaften Grund zur Sorge dar. Vielleicht hatte diese Wagenburgstellung vor 40 Jahren noch eine gewisse Daseinsberechtigung gehabt, doch in der heutigen Zeit machte sie nicht mehr viel Sinn. Zumindest nicht, wenn es Nacht war, und die Apaches in der Nähe herumstreiften. Mit den OH-58D als Spähern wischte die Angriffswelle von Norden her ins Tal hinunter. Ganz gleich, welcher Oberst das Kommando über diese Truppe haben mochte, er hatte einen Platz gewählt, von dem aus er jede einzelne Division der 65. Armee unterstützen konnte. Dabei hatte er allerdings sämtliche ihm unterstellten Fahrzeuge auf lediglich einen einzigen Punkt zusammengezogen, der gerade einmal einen Durchmesser von einem halben Kilometer besaß. Boyles einzige Sorge galt nun dem möglichen Vorhandensein von SAMs oder Flak, doch er hatte die Fotos der Dark-Star-Drohne gesehen, auf denen zu erkennen gewesen war, wo sich alles befand. Um jetzt als Allererstes mit dieser drohenden Gefahr fertig zu werden, hatte er extra ein Team aus vier Apache-Hubschraubern abgestellt.
Tatsächlich ging die Bedrohung in erster Linie von zwei Lenkwaffenstellungen aus. Bei der einen handelte es sich um vier Startrampen für die DK-9 auf dem Chassis von Kettenfahrzeugen. Diese Flugabwehrwaffen waren den amerikanischen Chaparrals sehr ähnlich und verfügten über hitzesuchende Sensorenköpfe wie die Flugkörper der Sidewinder-Klasse. Ihre Reichweite sollte angeblich bei rund elf Kilometern liegen, und damit flogen diese Vögel etwas weiter als seine eigenen Hellfire-Missiles. Bei der anderen Stellung hatten sie es mit HQ-61A zu tun, von denen Boyle glaubte, dass es sich um die chinesische Ausführung der russischen DA-6 handelte. Davon waren aber eindeutig weniger in Stellung gegangen, doch die Dinger verfügten über eine Reichweite von immerhin 16 Kilometern und angeblich auch über ein außerordentlich leistungsfähiges Radarsystem. Allerdings hatten sie einen toten Bereich von rund hundert Metern. Unterhalb dieser Marke konnten sie ein Ziel nicht verfolgen, was auf jeden Fall gut zu wissen war, wenn’s denn stimmte. Doyles Taktik bestand nun darin, diese Stellungen auszuschalten, und zwar so schnell wie möglich, was allerdings wiederum sehr stark davon abhing, wie viel Zeit seine EH-60 ELINT-Hubschrauber brauchten, bis sie die Stellungen aufgespürt hatten. Die Codebezeichnung für die letztgenannte Stellung war HOLIDAY, und die Hitzesucher liefen unter DUCK.
Natürlich würden einige der chinesischen Soldaten am Boden auch über tragbare Luftabwehrwaffen mit hitzesuchenden Köpfen verfügen. Doch entsprachen die von ihren Leistungsdaten her in etwa den alten amerikanischen Redeye-Lenkwaffen und waren darum für seine Apaches, die über Hitze unterdrückende Abgasauslässe verfügten, kein wirkliches Problem. Und all diejenigen Maschinen, die diese Voraussetzung nicht erfüllten, würden heute Nacht nicht in der Luft sein. Das wurde immer so gehalten.
In jener Nacht wurden auch noch einige andere Lufteinsätze geflogen, die allerdings nicht alle über russischem Territorium stattfanden. Zwanzig F-117A Stealthfighter waren nach Shigansk verlegt worden und hatten seitdem in
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