Im Zeichen des Highlanders
und mehrere schienen ebenso nah am Weinen zu sein wie Kirstie.
»Tapferer Junge«, murmelte Payton und klopfte Callum auf die Schulter, als er sich setzte.
»Ich habe mir einfach immer gesagt, dass es nicht meine Schuld war«, antwortete Callum. »Ihr alle habt das immer wieder gesagt, und allmählich fange ich wohl an, daran zu glauben.«
»Und das solltest du auch, denn es ist die Wahrheit.«
»Du bist kein verwahrlostes Kind der Straße«, bemerkte Sir Keith mit belegter Stimme, als Michael aufstand.
»Nein, Sir. Ich bin der vierte Sohn von Sir Ronald Campbell, dem Laird von Dunspeen, einer kleinen, armen Herrschaft.«
»Mein Gott«, flüsterte Sir Keith, »auch die Söhne von Lairds?«
»Nicht so viele«, erklärte Michael, »und noch weniger aus Familien hohen Ranges. Der größte Schutzschild dieses Schweinehunds ist unsere eigene Angst und Beschämung. Allein bei der Vorstellung, über das zu sprechen, was ich gesehen, gehört und erlitten habe, muss ich mich – obwohl ich schon seit einiger Zeit zu alt für ihn bin – fast übergeben. Doch als ich die Kleinen kennengelernt habe, die Lady Kirstie gerettet hat, ist mir klar geworden, dass es nie ein Ende haben wird, wenn es keiner offen ausspricht. Schweigen hätte mir vielleicht meinen Stolz gerettet, aber es erlaubt dem Schweinekerl weiterhin, die Unschuldigen mit seinen Schandtaten heimzusuchen.«
»Setz dich, Junge. Du musst nicht weitersprechen. Callum hat uns mehr erzählt, als nötig war. Mein Gott, mehr als ein Mensch hören möchte.«
Michael setzte sich. »Ihr glaubt es also? Habt Ihr geahnt, was er ist?«
»Ein kleines bisschen, aber das gehört zu den Dingen, denen gegenüber man sich bemüht, blind zu sein. Wir konnten es allerdings nicht so weit übersehen, dass wir ihm unsere eigenen Kinder in Obhut gegeben hätten. Sollte er es geschafft haben, an jemanden aus der Familie oder auf unseren Ländereien heranzukommen, hat niemand darüber gesprochen. Oder sie sind gestorben«, fügte er leise hinzu.
Payton konnte dem gequälten Gesichtsausdruck des älteren Mannes ansehen, dass er an viel zu viele Kinder dachte, deren Tod vielleicht nicht der tragische, aber allzu traurige normale und natürliche Verlust eines Kindes gewesen war. »Und jetzt?«
»Für uns ist er tot«, sagte Sir Keith, und die übrigen MacIyes, selbst Rodericks Brüder, murmelten ihre Zustimmung.
»Gebt Ihr das öffentlich bekannt?«
»Ja, aber nicht den Grund dafür, wenn es sich vermeiden lässt.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Die Gerüchte kursieren schon, vermutlich von Euch genährt. Wenn bekannt wird, dass wir Roderick aus dem Clan verbannt haben, werden die meisten denken, dass diese Gerüchte der Wahrheit entsprechen.« Er richtete seinen Blick direkt auf Payton. »Ihr werdet ihn töten.«
In Sir Keith’ Stimme war nur die äußerst vage Andeutung einer Frage zu vernehmen.
»Ja, das werde ich.«
»Nun, das war unangenehm«, stellte Eudard fest, als die MacIyes schließlich gegangen waren.
»Ja«, bestätigte Payton. »Die meisten Familien haben den einen oder anderen faulen Ableger in ihrem Stammbaum, aber Gott sei Dank für gewöhnlich keinen, der so übel ist wie dieser. Sie werden jetzt Angst haben, dass es in ihrer Abstammungslinie schlechtes Blut gibt. Man kann nur hoffen, dass sie an einer solchen Dummheit nicht allzu lange festhalten.« Er sah zu Callum. »Du hast es heute sehr gut gemacht, Junge. Und du auch, Michael«, fügte er hinzu, wobei er dem älteren Jungen leicht auf den Rücken schlug.
Callum zuckte die Achseln. »Es hat mir geholfen, dass ich mir ganz sicher war, dass keiner hier je wiederholen wird, was ich gesagt habe, genau wie Michael behauptet hat.«
»Ich hatte gedacht, sie würden um das Recht ersuchen, selbst mit Roderick ins Gericht zu gehen«, sagte Kirstie.
»Offensichtlich wollen sie nicht das Blut eines so nahen Verwandten vergießen«, überlegte Payton. »Ich bin froh darüber. Dieses Recht sollte uns gehören.«
Kirstie füllte ihren Kelch mit Wein und machte einen großen Zug. Sie war erleichtert darüber, dass sie den MacIye-Clan nicht mehr zu fürchten brauchte, doch es tat ihr um Sir Keith und die anderen leid. Es waren gute Menschen, die immer freundlich zu ihr gewesen waren. Dass ihr stolzer Name durch Roderick derart befleckt wurde, musste ein schwerer Schlag sein.
Jetzt waren die Einzigen, vor denen sie auf der Hut sein mussten, Roderick und die Männer, die er an seiner Seite halten konnte.
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