Im Zeichen des Highlanders
Sie zweifelte nicht daran, dass die MacIyes, wenn sie bekannt gaben, dass Roderick für sie gestorben war, auch die Unschuld von Payton Murray verkünden würden. Schuldgefühle würden sie dazu veranlassen, alle Hunde aus der Jagd zurückzuziehen und Payton die Freiheit zuzugestehen, Roderick zu bekämpfen. Sie wusste, dass es nicht leicht sein würde, vermutete aber, dass Payton es auch so sah.
»Dein guter Name wird bald wiederhergestellt sein«, sagte sie zu Payton.
»Meinst du?«
»O ja. Die MacIyes mögen nicht in der Lage sein, Rodericks Blut zu vergießen, aber sie möchten ihn tot sehen. Tot, begraben und vergessen. Sie werden deutlich machen, dass du kein Frauenräuber bist, denn sie werden sich wünschen, dass du deine ganze Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit darauf verwendest, Roderick der Gerechtigkeit zu überantworten.«
»Und damit wird auch dein guter Ruf wiederhergestellt.«
»Ah ja, stimmt. Obwohl ich meiner Meinung nach bei dem Ganzen nicht sonderlich ins Blickfeld gerückt bin. Und sei es, weil mich viele gar nicht kennen. Roderick hat mir nicht erlaubt, mit sehr vielen Leuten Umgang zu pflegen. Vermutlich weil er Angst hatte, dass ich etwas sagen könnte.«
»Was hast du nun vor?«, wollte Connor wissen.
»Es mir bequem zu machen«, antwortete Payton. »Ich weiß nicht wie lange, aber ich beabsichtige zu warten, bis Roderick endgültig verstoßen wurde und alle es wissen. Außerdem möchte ich, dass allgemein bekannt wird, dass ich das Recht auf Vergeltung besitze, damit ich das Untier ohne Angst vor Konsequenzen – weder in Bezug auf mich noch auf Kirstie – zur Strecke bringen kann. «
»Und du denkst, die MacIyes gestehen dir öffentlich das Recht zu, ihren Verwandten zu verfolgen?
»Ja. Wie Kirstie schon sagte, sie wollen diese Schande namens Roderick tot und begraben wissen. Es kursieren Gerüchte über diesen Mann, und nicht alle wurden durch Kirstie oder mich in die Welt gesetzt. Sobald ihn seine Verwandten verstoßen, werden diese Gerüchte tatsächlich als wahr angesehen. Auch wenn vielleicht keiner laut über seine Verbrechen spricht, werden sie ihn deswegen meiden. Und sie werden stillschweigend jede Form von Gerechtigkeit, die ich ausübe, billigen.«
»Gilly und ich gehen an den königlichen Hof und sind deine Augen und Ohren.«
Payton verbiss sich ein Lächeln, denn Connors Stimme verriet, was für ein schweres Opfer er damit brachte. »Du musst nicht.«
»Doch, wir müssen. Du oder das Mädchen könnt nicht gehen, ebenso wenig Eudard, denn er ist ihr naher Verwandter. Aber du musst wissen, wann der Weg für dich frei ist, um öffentlich und schlagkräftig gegen den Schweinekerl vorzugehen. Da es heißt, du hättest diesem Bastard die Frau geraubt, konntest du bisher ja kaum etwas anderes machen, als dich sicher hinter Wachen zu verstecken, die Türen zu schließen und ab und zu eine Nachricht von Sir Bryan zu empfangen. Ruh dich aus. Bald wird sich die Aufregung legen, und Gilly und ich werden dir ganz genau mitteilen, wann du dein hübsches Gesicht wieder öffentlich zeigen kannst. Dann wirst du all deine Kraft und all deinen Verstand aufbieten müssen.« Er hob seinen Weinkelch. »Auf den Sieg!«
»Ja.« Payton schloss sich zusammen mit den anderen dem Trinkspruch an. »Auf den Sieg! Möge er bald kommen.«
Kirstie saß, nur mit ihrem Nachtgewand bekleidet, in der Mitte von Paytons ausladendem Bett und bürstete sich das feuchte Haar. Die Begegnung mit den MacIyes war aufreibend und ermüdend gewesen, doch der Erfolg erleichterte viel. Hätte sie nur auch all die Beschämung und Verlegenheit über ihr so öffentliches Verhältnis mit Payton ablegen können. Gerade als sie geglaubt hatte, es akzeptieren zu können, hatte sich die Zahl derjenigen, die es wussten, erheblich vergrößert. Seiner Familie schien es nichts auszumachen, und die Kinder verhielten sich, als ob es vollkommen erlaubt sei. Der starke Ian und Klein-Alice schienen fast erfreut, ja sogar hoffnungsvoll zu sein. Und ihr eigener Bruder äußerte keine Verachtung. Anscheinend war sie die Einzige, die sich deswegen sorgte. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie einen der anderen – allen voran ihren Bruder – eingehend befragte, warum das Arrangement so problemlos hingenommen wurde. Paytons Argumente gegen ihre Beschämung waren alle zusammen vollkommen vernünftig, aber sie konnte die Tatsache nicht ganz übersehen, dass er etwas, was er haben wollte, bekam, wenn sie mit ihm übereinstimmte.
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