Im Zeichen des Highlanders
glauben könnte, Ihr besitzt etwas, das es wert sein könnte, zu rauben. Woher habt Ihr überhaupt diese Kleider?«
»Aus einer der Truhen oben. Ich hatte mir überlegt, als armer, zerlumpter Junge zu gehen, konnte aber keine schäbigen Kleider finden.«
»Als armer, zerlumpter Junge? Ihr meint so einen, wie sie Sir Roderick von den Straußen raubt?«
Sie fuhr innerlich zusammen. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass sie vor Roderick als bartloser Knabe vermutlich nicht sicherer war als ohne Verkleidung. Dass Payton diese Schwachstelle in ihrem Vorhaben erkannt hatte, war ausgesprochen ärgerlich.
»Ich sehe zu alt aus, um ihn zu interessieren.«
Payton fluchte, stand auf und ging auf und ab, worauf Kirstie am liebsten seinen Fluch wiederholt hätte. Es war unmöglich, ihn nicht zu beobachten, während er sich bewegte. Jeder Schritt, den er machte, war von einer Anmut, die aus Kraft geboren wurde. Sie strengte sich an, ihren Blick nicht erneut auf unschickliche Körperstellen zu richten. Während er all die Gefahren, die in den Straßen der Stadt lauerten, deklamierte, beobachtete sie die Muskelkontraktionen in Wade und Oberschenkel. Sein höfisches Gewand war von edler Qualität, sein Waffenrock kurz genug, um ihr einen viel zu verlockenden Blick auf seine straffen Pobacken zu erlauben. Kirstie fand es seltsam, dass sie sich verhältnismäßig leicht davon abbringen konnte, seine Leistengegend anzustarren, dagegen aber nur schwer den Blick von seinen Beinen und seinem Hinterteil wenden konnte. Vielleicht, so überlegte sie sich, kam es daher, dass sie nicht fürchten musste, von ihm dabei ertappt zu werden, weil er in letzterem Fall immer von ihr wegsah; vielleicht aber auch, weil es eine solche Freude war, seinen Bewegungen zuzusehen. Unvermittelt wandte er ihr das Gesicht zu, und Kirstie hob schnell den Kopf.
»Ihr hört mir kein bisschen zu.« In seiner Stimme mischten sich Verärgerung und Erheiterung.
»Doch, das tue ich«, log sie und überging sein leises, ungläubiges Schnauben. »Ich muss etwas unternehmen. Ich kann nicht einfach herumsitzen und beten, dass Ihr und der starke Ian all meine Probleme löst. Zudem könnt Ihr nicht alles allein schaffen.«
Er kauerte sich vor sie hin, sodass sie sich auf Augenhöhe befanden. »Ihr seid diejenige, deren Tod Roderick wünscht.«
»Ich weiß, aber ich bin äußerst vorsichtig. Vergesst nicht, dass ich alle kenne, die ihm helfen und ihm dienen. Ich weiß, wie ich sie umgehen kann.«
»Ihr müsst niemanden umgehen, wenn Ihr im Haus bleibt«, fuhr er sie an und stand auf. Payton ging zum Kamin und lehnte sich an die breite Steinummantelung.
Kirstie setzte ihren Kelch ab und stellte sich in seine Nähe. »Ich weiß, dass ich vorsichtig und wachsam sein muss und dass ich meinen Rücken sichern muss. Da mir bekannt ist, aus welchem Stadtteil viele der Kinder kommen, ist mir auch bekannt, wo ich nach Zeugen, nach Verbündeten suchen muss. Zudem weiß ich, welche Namen ich nennen und welche Geschichten ich erzählen muss, um Argwohn zu erregen.«
»Was nicht funktioniert.« Er wandte sich um, um sie deutlicher anzusehen.
»Nicht so gut, wie ich hoffte. Aber Eure Arbeit bei Hof geht auch nur langsam voran, nicht wahr?«
»Stimmt.« Er nahm ihr die Kappe ab und musste beinahe lächeln, als sich ihr Haar sofort aus dem seltsamen Stoff-§§fetzen, mit dem sie es hochgebunden hatte, löste. »Worte verbreiten sich langsam, aber immerhin mit Gewissheit. Im Moment gibt es so viele andere Schwierigkeiten bei Hof, dass nicht viele Leute Zeit dafür haben, sich um einen Mann mit einer Vorliebe für Jungen Gedanken zu machen. Unter den Prinzregenten gibt es einen Machtkampf um unseren kleinen König. Die Boyds gewinnen immens schnell an Einfluss. Es gibt Gerüchte, dass Lord Boyd und sein Bruder, Sir Alexander, versuchen könnten, volle Kontrolle über den jungen James zu erlangen.«
Kirstie seufzte und schüttelte den Kopf. »Somit ist der einzige Knabe, über den die meisten etwas hören oder sich Gedanken machen wollen, unser junger König.«
»Und darüber, ob England Vorteil aus all dem Zank und Kampf um Macht ziehen wird.«
»Glaubt Ihr, dass es zum Krieg kommt?«
»Ich bete, dass es nicht so weit kommt, aber wenn die Herrschaft eines Landes auf dem Spiel steht, entsteht daraus oft Krieg.« Unfähig zu widerstehen, strich er ihr Haar glatt und kämmte mit seinen Fingern durch die seidige Fülle, um es zu entwirren. »Aber wir haben unseren eigenen Kampf
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