Im Zeichen des Highlanders
ganz Armen und die Ausgesetzten sind, die leiden. Ich hatte das erwartet, allerdings nur, dass manche so empfinden. Ich fürchte aber, alle sind so.«
»Eine harte, bittere Wahrheit. Die meisten haben ihr eigenes Leben und eigene Kinder, um die sie bangen und auf die sie aufpassen müssen. Sie haben nicht die Zeit oder die Kraft, sich Sorgen um jemand anderen zu machen. Ihr braucht es also nicht noch einmal zu versuchen.« In Klein-Alice’ Stimme schwang die Andeutung einer Frage.
»Es ist eine sehr große Stadt, Klein-Alice. Irgendwo da draußen muss es eine mutige Seele geben. Und das, was Sir Payton unter den Reichen und Mächtigen macht, werde ich unter den Armen und Hilflosen machen. Ja, sie mögen mir nicht helfen oder Sir Roderick öffentlich anklagen, aber ich bin mir sicher, dass sie dem, was ich sage, Beachtung schenken. Meine Warnungen setzen sich in Teilen ihrer Herzen und ihrer Köpfe fest. Schlimme Gerüchte können sich in der Stadt ebenso schnell verbreiten wie am königlichen Hof.«
»Oh ja, sehr schnell.«
»Es wird langsam vonstatten gehen, aber Schritt für Schritt werde ich Rodericks Möglichkeiten ein Ende setzen, sich in dieser Stadt jedes Kind, das er sich einbildet, zu nehmen. Sein Jagdrevier wird bald nur noch dünn mit Wild besiedelt sein. Natürlich werden manche niemals diese dunklen Gerüchte glauben, aber wann immer Roderick sich ein Kind aussucht, werden diese Gerüchte da sein, sie werden die Leute zögern lassen und Argwohn säen. Das wird reichen. Und sollte Sir Payton Roderick besiegen, bevor das, was ich tue, viel Gutes stiften konnte, macht es nichts. Vielleicht wurde ja genug gesagt und gehört, um wenigstens in ein paar Menschen Verständnis dafür zu wecken, wie vorsichtig man sein muss, will man jemandem ein Kind anvertrauen – reich oder arm.«
Klein-Alice nickte. »Ja, das wäre möglich. Ich verstehe den Sinn von dem, was Ihr macht, Mädchen, aber dem Laird wird es nicht gefallen.«
»Nein, das wird es nicht.«
Kirstie schrak zusammen und sah langsam zu dem Mann, der im Eingang zur Küche stand. Es ärgerte sie, dass er selbst dann noch so atemberaubend gut aussah, wenn er sich so überheblich männlich betrug. Er hatte die Arme über seiner stattlichen breiten Brust gekreuzt, seine langen, gut geformten Beine waren leicht gespreizt, und auf seinem schönen Gesicht lag ein harter, wütender Ausdruck. Allmählich glaubte sie, dass Payton nicht böse aussehen konnte, egal, wie sehr er sich darum bemühte.
»Ging bei Hof heute alles gut?« Sie legte so viel Heiterkeit in ihre Stimme, wie sie nur aufbringen konnte.
Payton schüttelte langsam den Kopf. Sie hatte ihr Leben riskiert, hatte ihm nicht gehorcht und benahm sich, als ob alles bestens sei. Er ging zu ihr, packte sie an der Hand und zog sie von ihrem Platz hoch.
»Wir müssen uns ein wenig unterhalten«, sagte er im Hinausgehen aus der Küche, wobei er sie hinter sich herzog.
Es amüsierte Kirstie fast, dass das Gefühl seiner Hand um ihre sie im Inneren warm und weich werden ließ. Dieser Mann war wütend. Er zerrte sie zu einem Ort, an dem er ihr eine Strafpredigt halten konnte, bis ihr die Ohren dröhnten. Sie sollte sich ihre Argumente zurechtlegen, anstatt darüber nachzudenken, wie angenehm es war, ihn zu berühren.
»Was macht Ihr da mit Kirstie?«
Kirstie zwang sich, ihren Blick von Paytons attraktivem Rücken abzuwenden und richtete ihn gerade in dem Moment auf Callum, in dem Payton innehielt, um den schreienden Jungen anzusehen.
»Er hat vor, mir eine Strafpredigt zu halten«, entgegnete Kirstie.
»Er ist verägert.« Callum lockerte sein aggressives Auftreten etwas, als er sah, dass Kirstie keine Angst hatte.
»Und du glaubst, dass ich sie ein wenig verprügeln werde?«, fragte Payton.
»Genau das machen verärgerte Männer«, gab Callum zurück.
»Nicht dieser hier.«
Ein Blick auf das Gesicht des Jungen verriet, dass er nicht sicher war, ob er das glauben durfte. »Vielleicht komme ich besser mit.«
»Es ist lieb von dir, dass du dir Sorgen um mich machst, Callum, aber ich glaube, ich erfahre einen Tadel lieber ohne Publikum. Er wird mich nicht schlagen«, fügte sie sanft hinzu.
»Ihr seid Euch aber sehr sicher.«
»Das bin ich.«
Nach einer Weile trat Callum zur Seite. Payton verbeugte sich leicht vor dem Jungen und zog Kirstie weiter zu dem kleinen Raum, in dem er seine schriftlichen Angelegenheiten erledigte. Die Begegnung mit Callum hatte nicht nur dazu geführt, die Bedenken
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