Im Zeichen des Highlanders
blutige Stücke zu hauen, ist meiner Meinung nach, dass sie zögern, eine vielleicht lange blutige Fehde mit Euren Verwandten zu beginnen. Ich schließe das aus der Vorsicht, mit der sie mich erst gestern Abend über Euch ausfragten.«
»Ich hoffe, Ihr wart angemessen wütend über diese Verleumdung mir gegenüber«, warf Payton ironisch ein.
»Ja. Ich ging äußerst eindrucksvoll in die Höhe angesichts dieser schweren Kränkung und erinnerte sie nachdrücklich daran, dass Ihr es in keinster Weise nötig habt, Euch zu Eurem Vergnügen eine Frau zu rauben.« Bryan antwortete mit einem schwachen Lächeln und wurde schnell wieder ernst. »Sie zögern, einfach nur auf Rodericks Wort hin zu handeln. Ich hatte den Eindruck, dass er bei seinen Verwandten nicht gut angesehen ist.«
»Aber das wird sie nicht davon abhalten, diese Beleidigung zu rächen.«
»Nein. Ich würde mal raten, dass Euch nur zwei Wochen oder sogar noch weniger bleiben, bevor sie sich aufraffen zu handeln.« Bryan stand auf und klopfte Payton auf die Schulter. »Geht heim, bleibt eine Weile außer Sichtweite und denkt Euch etwas aus. Ich wünschte, ich wäre gerissener, aber ich bin ein ziemlich armseliger Ränkeschmied. Ich werde jedoch meine Ohren offen halten und Euch vor jeder sich nähernden Gefahr warnen. Und sollte jemand von Euren anderen Verwandten kommen, schicke ich ihn zu Euch.«
»Wenn sie diese Gerüchte hören, braucht Ihr das nicht zu tun.« Payton trank seinen Wein aus und machte sich auf den Weg. »Sichert Euren Rücken. Wenn Roderick glaubt, dass ich Euch die ganze Geschichte erzählt habe, wird er Euren Tod wollen.«
»Ich werde vorsichtig sein. Und sei es auch nur, weil Eure Erzählungen mir zweifelsohne Albträume bescheren werden, die mich an diese Gefahr erinnern. Zudem ist es, wie ich finde, höchste Zeit, dass Ihr ein paar Verbündete bekommt, die die ganze Wahrheit kennen. Geht und denkt Euch etwas Kluges aus. Ihr versuche auch, mir etwas einfallen zu lassen, aber ich würde nicht zu viel Hoffung darauf setzen.«
»Cousin, stellt Euer Licht nicht zu sehr unter den Scheffel. Ihr seid klug, nur nicht sonderlich verschlagen, was nicht das Schlechteste ist.«
Verschlagen musste er nun selbst sein, dachte sich Payton, während er nach Hause ging. Er war wie ein nächtlicher Dieb aus dem Schloss geschlichen, was ihn ärgerte, obwohl er wusste, dass es das Klügste war. Sollten Rodericks Verwandte ihm von Angesicht zu Angesicht begegnen, würden sie vielleicht nicht auf einen Beweis für Rodericks Anschuldigungen warten. Es würde seinem Stolz vielleicht schmeicheln, wenn er nicht aufgab und den Beweis für Rodericks Lügen mit Hilfe eines Gottesurteils erbrachte, aber auch er konnte dabei verwundet oder sogar getötet werden. Für Kirstie und die Kinder musste er gesund und in der Lage bleiben, sie zu schützen. Er würde also umherschleichen und versuchen, sich etwas auszudenken, um Roderick von hinten anzugreifen.
Als er schließlich sein Haus betrat, war er wütend. Wo waren die Leute, die er für seine Freunde gehalten hatte? Payton konnte nicht glauben, wie schnell sich jeder gegen ihn gewandt und von ihm entfernt hatte. Scheinbar war nur Bryan, ein angeheirateter Verwandter, bereit, ihn zu verteidigen und zu ihm zu stehen. Er marschierte in sein Schreibgemach, schenkte sich einen großen Trinkkelch voll Wein und fragte sich, ob er sich dem oberflächlichen Hofleben, den leeren Schmeicheleien und flüchtigen, falschen Vertraulichkeiten allzu sehr hingegeben hatte.
Ein Pochen an seiner Eingangstür riss ihn aus seinen zunehmend selbstzerstörerischen Gedanken. Als Kirstie in das Schreibgemach stürzte, fuhr er zusammen. Sie sah verängstigt aus.
»Wer ist es?« Payton setzte seinen Kelch ab und ging zu ihr.
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Ich saß in der Halle in der Falle, als sich die Tür öffnete, und das hier war der am nächsten gelegene Raum. Ich hoffe, du hast hier ein Versteck für mich. Egal, wer es ist, man darf mich hier nicht finden.«
Das stimmte allerdings mehr, als sie dachte, doch die neusten Wendungen in ihrem Feldzug konnte er ihr erst später erzählen. Payton packte sie am Arm, führte sie zu einem schweren Wandbehang und schob ihn beiseite. Hinter dem bodenlangen Teppich befand sich ein Alkoven, der gerade groß genug war, um einen bewaffneten Mann zu verbergen.
»Du hast einige sehr seltsame Nischen und Räume in deinem Haus, Payton.«
»Seltsamer, als du weißt.« Er zeigte auf
Weitere Kostenlose Bücher