Im Zeichen des Highlanders
»Ach, Ihr meint all das Gerede über ihn, dass er Jungen bevorzugen würde. Jemand hat erwähnt, dass das meiste von Euch stammt. Und warum Ihr Euch solche Gedanken in dieser Sache macht, ist mir nicht klar, vor allem, wo dieser Mann diese zerlumpten, unerwünschten Kerle sucht, die jede Gasse vollstopfen. Was hat das außerdem damit zu tun, dass Ihr ihm die Frau raubt?«
Payton war entsetzt über das Desinteresse, das diese Frau den missbrauchten Kindern entgegenbrachte. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er ihr Bett, selbst wenn er wieder allein sein sollte, niemals aufsuchen würde. Er würde sich beschmutzt fühlen. Es war schon mehr als beunruhigend, dass er einmal hinter dieser Frau her war. Er sah es als weiteren Beweis dafür, dass er schon zu lange am Hof verweilte und zu gründlich in dessen Leere befangen war.
»Ich habe ihm seine Gattin nicht geraubt.« Er bemühte sich, seine plötzliche Abneigung gegen diese Frau zu unterdrücken.
»Oh.« Unvermittelt lächelte sie und schlang ihre Arme um seinen Hals. »Tja, da wir allein sind …«
»Ach, was für eine Verlockung.« Er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, bevor er sie sanft von sich schob. »Und doch muss ich die Kraft haben, mich davon abzuwenden.« Er sah die Wut, die ihr Gesicht verfinsterte, und fügte schnell hinzu: »Sir Roderick mag Lügen von sich geben, aber seine Verwandten hören ihm zu. Ich muss meine eigenen Verwandten vor den Schwierigkeiten warnen, die vielleicht bald auf mich zukommen, Schwierigkeiten, die allzu leicht auch sie erreichen können. Ich muss schnell, unnachgiebig und unermüdlich vorgehen, um diese Probleme abzuwenden, bevor sie zu einer sinnlosen blutigen Fehde werden.«
Es brauchte noch mancher Erklärungen, Schmeicheleien und falscher, vager Versprechungen und diverser Küsse, bevor er sie dazu bewegen konnte, zu gehen. Das einzig Gute, das er vielleicht von Lady Frasers Besuch erwarten konnte, war, dass sie jedem, der zuhörte, erzählen würde, Lady MacIye sei nicht bei Sir Payton. Bis er Lady Fraser zur Tür begleitet hatte, zurückgekommen war und den Wandbehang wegzog, war Payton zu dem Schluss gekommen, dass er mit diesem Gedanken recht hatte. Kirstie sah ihn an, als sei er stinkender Mist, der ihre Pantoletten beschmutzte. Es schien ihm seltsam, dass ihn Kirsties offensichtliche Eifersucht äußerst erfreute, während ihn Lady Frasers verärgerte.
»Sie ist jetzt fort.« Er half ihr aus dem Alkoven und hielt ihre Hand sehr fest, um sie am Weggehen zu hindern.
»Ja, sie trabt heim zu ihrem Bett, um sich all die Freuden, die du ihr versprochen hast, auszumalen«, fuhr sie ihn an, tadelte sich aber gleichzeitig dafür, wie ein eifersüchtiger Zankteufel zu klingen.
»Nein. Denk über alles nach, was gesagt wurde. Ich sagte nicht, dass ich all das tun würde, sondern nur, dass ich es gerne tun würde.«
Kirstie starrte ihn wütend und erstaunt an. »Und damit soll ich mich besser fühlen?« Sie funkelte ihn an, als er, nachdem er einen Augenblick überrascht gewirkt hatte, plötzlich grinste. »Du findest das zum Lachen?«
»Nein, dich nicht. Ich fürchte mich selbst. Nachdem ich Honig über Lady Fraser ausgegossen habe, finde ich es ziemlich zum Lachen, dass ich unverzüglich mit beiden Beinen hineintrete, wenn ich meinen Mund öffne, um mit dir zu sprechen.« Er zog sie in seine Arme und überging ihre Starre. »Ach, Mädchen, sie bedeutet mir nichts, obwohl sie eindeutig meint, dass sie es sollte. Um ehrlich zu sein, dachte ich, als sie so da stand und sich aufführte, als besitze sie ein Recht auf mich, das ich ihr aber nie gab, wie glücklich ich mich nennen kann, dass du mich in jener Nacht von ihrem Fenster weggezogen hast.«
Sie begann sich zu entspannen. »Ich bin überzeugt, dass es noch immer für dich offen ist.«
»Es kann offen bleiben, bis der Schnee des Winters hineintreibt. Ich werde nicht hindurchklettern. Nicht, nachdem sie das Elend der Kinder mit einem Achselzucken abgetan hat, als wäre es nichts. Egal, was zwischen uns geschehen wird, mir wurde bewusst, dass ich ihr Bett niemals teilen würde. Ich würde mich danach beschmutzt fühlen.«
Die herzlose Zurückweisung des Missbrauchs an Kindern hatte Kirstie ebenso traurig wie wütend gemacht, aber es überraschte sie ein wenig, dass Payton es als so widerlich empfand. Wenn Payton, wie Ian sagte, sich einfach nur das nahm, was man ihm anbot, warum sollte es ihn dann interessieren, was eine Frau dachte oder fühlte? Vermutlich war
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