Im Zeichen des Highlanders
es eine dieser männlichen Auffassungen, die sie niemals verstehen würde. Von Zeit zu Zeit war sie bei ihren Brüdern auf solche Rätsel gestoßen.
»Oh!« Sie lehnte sich nach hinten, um ihn anzusehen, während sie sich manches von dem, was sie sonst noch mit angehört hatte, ins Gedächtnis rief. »Jetzt kennst du Rodericks Absichten.«
»Ja. Er hat vor, mir das zuzufügen, was ich ihm zufügte.« Payton ging zu einem Stuhl, setzte sich und zog Kirstie auf seinen Schoß. »Erkennen zu müssen, dass ich innerhalb eines Tages zu so einem Aussätzigen werden konnte, war wie ein Schock. Er erzählt allen, die es interessiert, dass wir beide dein vermeintliches Ertrinken geplant hätten, um zusammen sein zu können, und dass ich, obwohl man gesehen habe, wie du in mein Haus gegangen bist, leugnen würde, dich überhaupt zu kennen. Ich bin der niederträchtige Räuber von Ehegattinnen, und er ist das arme gehörnte Opfer.«
»Und die Leute schenken solchem Unsinn tatsächlich Beachtung?«
»Ich fürchte.« Selbstvergessen fuhr er mit seiner Hand ihre Beine hinauf und hinunter, wobei er nach und nach geschickt ihre Röcke hochschob, bis er seine Hand mühelos darunterschlüpfen lassen konnte. »Wie Sir Roderick sagt, ist manches an der Bereitschaft, die Geschichte dieses Mannes zu glauben, meine eigene Schuld. Ich habe einigen – wenigen – Männern Hörner aufgesetzt.« Er überging ihr ungläubiges Schnauben angesichts seines Anspruchs auf nur wenige Männer. »Trotzdem hatte ich gedacht, ich hätte Freunde dort, die eine solche Geschichte nicht glauben und mich vielleicht sogar verteidigen würden.«
»Sir Bryan ist offenbar ein wahrer Freund.« Sie streichelte seine Wange und schmiegte ihr Gesicht an seinen Hals, um ihm wortlos ihr Mitgefühl über seine deutlich erkennbare Enttäuschung auszudrücken.
»Er ist ein angeheirateter Cousin.«
»Wir wissen beide, dass eine derart schwache Verbindung nicht unter allen Umständen hält. Er steht zu dir, weil er ein Freund ist.«
»Stimmt, ich glaube, das ist er, und ein weitaus besserer als die meisten. Die anderen schmeicheln sich eindeutig bei jemandem ein, von dem sie meinen, dass er so in der Gunst der Prinzregenten steht wie einst in der Gunst des Königs. Jetzt, wo ich in Gefahr bin, diese Gunst zu verlieren, wollen sie sich von meinem Umkreis meilenweit fernhalten. Ich bin zu der Ansicht gekommen, dass ich zu lange am Hof geblieben bin, denn ich war mir nicht mehr bewusst, dass so vieles von alldem, was gesagt oder getan wird, unaufrichtig ist. Wahrscheinlich ist es an der Zeit, einen anderen Murray an den Hof zu schicken, um Augen und Ohren offen zu halten. Ich bin schon zu sehr in dem Spiel von leeren Schmeicheleien und vorgetäuschtem Lächeln befangen.«
Sie nickte. »Mein Vater meint, dass es vermutlich ganz gut ist, dass wir ein solch kleiner Clan sind, von dem niemand Notiz nimmt, denn sonst müsste er vielleicht an den Hof gehen. Er sagte, das sei ein Misthaufen voller Lügen, Verrat und Machtgier. Die Leute dort seien wie jene Hunde, die man für freundlich, gutmütig und gehorsam hält – bis sie dich geradewegs in den Hintern beißen, wenn du nicht aufpasst.« Sie lächelte über seine Erheiterung, froh darüber, dass sie ihn wenigstens kurzzeitig aufheitern konnte. »Lady Fraser schien bereit, dir zu glauben«, murmelte sie.
»Für eine Weile. Es schmeichelt ihrer Eitelkeit.«
»Na ja, ich habe den Verdacht, dass sie ein gewisses Recht darauf hat, eitel zu sein. Sie ist sehr schön.« Kirstie konnte einen Seufzer nicht ganz unterdrücken. »Und auch sehr kurvenreich.«
Sie stieß einen überraschten Aufschrei aus, als Payton sich plötzlich mit ihr auf den Armen erhob. Schnell schlang sie ihm ihre Arme um den Hals, um sich festzuhalten. Erst als er schon an der Tür war, hatte sie sich so weit von der Überraschung erholt, dass sie sprechen konnte. Gerade als sie den Mund öffnen wollte, öffnete er die Tür – und da stand Ian. Kirstie stöhnte und verbarg ihr errötendes Gesicht an Paytons Hals.
»Ich bin gekommen, um Euch zu sagen, dass wir in etwa einer Stunde essen.« Ian sagte es mit einem breiten Grinsen.
»Ach gut«, antwortete Payton, der auf die Treppe zu seinem Schlafgemach zuhielt. »Das sollte genug Zeit sein.«
Kirstie hörte Ian lachen und stöhnte einmal mehr. Doch dann vertrieb Neugier ihre Verlegenheit. Sie hob den Kopf, um Payton anzusehen, der eben das Schlafgemach betrat und die Tür mit seinem Fuß hinter ihnen
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