Im Zeichen des Highlanders
einen Stein, der nur ein wenig herausschaute. »Drück ihn und hinter dir wird sich eine Tür öffnen. Verstecke dich dort, falls du auch nur im Geringsten denkst, dass du hier vielleicht entdeckt werden könntest. Geh jetzt hinein.«
In dem Augenblick, in dem sie den Alkoven betrat und sich umdrehte, machte er eine Bewegung, um sie zu küssen. Sie beugte sich gerade zu ihm, als sie hörte, dass Ian mit einer Frau stritt und die Stimmen sehr schnell näher kamen. Kirstie legte eine Hand auf Paytons Brust und sah ihn wütend an, als sie einen Herzschlag später die Stimme der Frau erkannte. Der verblüffte Ausdruck auf Paytons Gesicht ließ darauf schließen, dass er die Besucherin nicht erwartet hatte, doch das beschwichtigte Kirsties Verärgerung kaum. Allzu gut erinnerte sie sich daran, dass Payton bei ihrer ersten Begegnung im Begriff gewesen war, zum Fenster dieser Frau hinaufzuklettern und eine lange, lustvolle Nacht in ihren Armen zu verbringen.
»Soll ich hier festsitzen, während du ein Stelldichein mit Lady Fraser hast?«, zischte sie.
»Sei keine dumme Gans«, rügte er sie, bevor er ihr einen flüchtigen Kuss gab und den Wandvorhang vor ihr fallen ließ. »Mach das, was du so gut kannst: Sei sehr still.«
Hastig schluckte Kirstie eine heftige Verwünschung hinunter. Der vernünftige Teil von ihr wusste, dass Payton kein Stelldichein verabredet hatte, schon gar nicht hier, wo er so viel zu verstecken hatte. Doch Kirstie wusste auch, dass sie nicht ganz vernünftig bleiben konnte, wenn es um die vollbusige schöne Lady Fraser ging. Diese Frau besaß alles, an was es ihr ihrer Meinung nach mangelte, zum Beispiel hoch gepriesene Schönheit und dralle Rundungen. Sie konnte die Angst, dass Payton seine kleine Taube Lady Fraser ansehen und sich die Frage stellen würde, warum er eigentlich mit einer dünnen Krähe schlief, nicht restlos unterdrücken.
»Da versteckt Ihr Euch also«, sagte Lady Fraser, als sie die Tür aufschleuderte und Payton anfunkelte, ohne dem grimmig dreinblickenden Ian in ihrem Rücken Beachtung zu schenken.
»Mylady?« Payton fiel auf, dass sich Ian nervös im Raum umschaute, und er beruhigte ihn mit einem schnellen Blick zum Wandteppich, bevor er ihn mit einem Zeichen entließ. »Ich habe Euch nicht erwartet. Bin ich ein herzloses Schwein gewesen und habe ein Treffen, das wir vereinbarten, vergessen?«
»Ihr seid ein herzloses Schwein!«, entgegnete sie, indem sie auf ihn zumarschierte. »Aber nein, wir hatten kein Treffen verabredet. Ich versuchte Euch, bei Hof zu erwischen, aber Ihr seid entschlüpft. Wo ist sie?«
»Sie?« Payton glaubte allmählich, dass er glücklich entkommen war, als er von dem Fenster dieser Frau abgezogen worden war, denn sie führte sich eifersüchtig und besitzergreifend auf. Offensichtlich hatte er diesen Charakterzug übersehen, als er sich überlegt hatte, ein Verhältnis mit ihr einzugehen.
»Lady Kirstie MacIye, dieser winzige Schatten von Frau, den Sir Roderick sein Eigen nennen muss. Wegen Ihr habt Ihr mich links liegen lassen. Ich kann nicht glauben, dass ihr dieses dürre Kind dem vorgezogen habt, was ich bereit war, Euch zu geben.«
»Es schmerzt mich, Mylady, dass Ihr so schnell bereit seid, mir Unrecht zu tun und so bereitwillig den hinter vorgehaltener Hand geflüsterten Lügen eines Mannes wie Sir Roderick MacIye Glauben schenkt.« Payton hätte ihr gerne gesagt, dass er in der Tat das, was Kirstie ihm geben konnte, bevorzugte, doch verletzter Stolz hatte Lady Fraser an seine Türschwelle gebracht, und selbst wenn er Kirsties Anwesenheit hätte zugeben können, wäre es sehr unklug gewesen, ihren verletzten Gefühlen Nahrung zu geben.
»Sir Roderick flüstert nicht hinter vorgehaltener Hand. Er schreit seine Behauptung, beleidigt worden zu sein, ziemlich laut heraus. Warum sollte er sich mit Gerede darüber, dass er von Euch Hörner aufgesetzt bekommen und Ihr ihm die Frau geraubt habt, selber Schande bereiten, wenn das alles nicht der Wahrheit entspricht? Das ergibt überhaupt keinen Sinn.«
»Nein? Die Frau dieses Mannes hat ihn verlassen. Das würden alle bald erfahren, selbst wenn er es nicht zugäbe. Vielleicht hat er einfach nur mich anderen gegenüber vorgezogen. Ich habe so etwas wie Ansehen. Vielleicht denkt er ja, seine Schande durch das Mitgefühl anderer zu vertuschen. Und vielleicht versucht er, alle Augen von ihm abzulenken, weg von seinen Sünden.«
Sie kreuzte ihre Arme über der Brust und hob kurz die Augenbrauen.
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