Im Zeichen des Highlanders
anstarrte. »Das ist die Wahrheit.«
»Du meinst, sie haben sich nicht gern?«
»Oh, inzwischen schon. Gilly weiß, dass Connor sie ebenso liebt wie sie ihn, obwohl sie zugibt, dass sie es nicht allzu oft zu hören bekommt. Unser Connor ist ein herber, in sich gekehrter Mann. Weil er wusste, wie viel es ihr bedeutete, schenkte er ihr ein paar sehr schöne Worte zur Taufe ihrer Zwillinge, und er schien nah daran zu sein, sich zu übergeben, während er das machte.« Er sah sie fragend an, als sie schmunzelte.
»Mein Bruder Steven ist genauso. Seine Frau Anne sagt, sie weiß, dass er sie liebt, aber sie seien seit vier Jahren verheiratet und sie hat es nur dreimal von ihm gehört. Einmal unmittelbar vor ihrer Hochzeit, denn sie hätte ihn nicht geheiratet, wenn er es nicht getan hätte. Einmal, als sie ihr erstes Kind bekam und einmal, als er dachte, er würde sterben. Der Esel glaubte, ein Geschwür im Bauch zu haben.«
Payton stand auf und zog sich an.
»Er ist nicht gestorben, oder?«
»Genau, er hatte nur eine Verstopfung und brauchte nichts weiter als einen Einlauf.« Sie lächelte, als er lachte, wurde aber schnell wieder ernst, während sie ihr Haar mit einem Band zusammenfasste. »Mir bleibt wohl kaum etwas anderes übrig. Ich muss gehen und ihnen gegenübertreten.«
»Ja, das musst du.« Er nahm sie an der Hand, zog sie hoch und küsste sie schnell und heftig. »Vertraue mir, Kirstie, sie werden dich nicht dafür verurteilen, dass du mein Bett mit mir teilst. Glaube nicht, dass sie überhaupt viel darüber nachdenken. Und sobald sie von dem Kampf erfahren, den wir austragen, werden sie dich beinahe für eine Heilige halten.«
Kirstie bezweifelte das, erlaubte Payton aber, sie in die große Halle zu bringen. Er unterband geschickt die vielen Fragen seiner Cousine, indem er ihr versprach, nach dem Frühstück in seinem Schreibgemach die ganze Wahrheit zu erzählen. Als sie, Payton, Ian, die MacEnroys und Callum sich im Schreibgemach versammelten, fühlte sich Kirstie schon wohler. Gillyanne war offen und freundlich und zwinkerte ihr einmal kurz zu, als sie Sir Connors Blick begegnete. Kirstie fragte sich, wie so viele Leute etwas, das man ihr immer als Sünde dargestellt hatte, so leicht hinnehmen konnten. Mit einem innerlichen Achselzucken setzte sie sich neben Payton und wappnete sich gegen die zweifelsohne aufwühlende Erzählung all dessen, was geschehen war und was ihnen noch immer drohte.
Payton wollte eben anfangen, die Geschichte ihres Kampfes gegen Sir Roderick wiederzugeben, als sein Blick auf Callum fiel, der neben Ian saß. Ian hatte Payton anvertraut, in welchem Zustand sich der Junge befunden hatte, als er gestern im Wald angekommen war, um Ian nach Hause zu holen. Zum ersten Mal hatte Ian deutlich die Narben gesehen, die Roderick bei dem Jungen hinterlassen hatte, die tief sitzende Angst, die Callum noch immer vor diesem Mann empfand. Es war nur ein Tag vergangen, seit Ian den weinenden, verängstigten kleinen Jungen gesehen hatte, den Callum so sehr zu verbergen versuchte, und Payton fragte sich, ob es nicht viel zu früh für ihn war, das alles noch einmal zu hören, noch einmal zu durchleben, was er jetzt erzählen würde. »Callum, vielleicht …« Er hob die Augenbrauen, als Callum heftig den Kopf schüttelte.
»Nein, ich bleibe. Ich bin auch ein Verbündeter.« Callum sagte es mit einer Spur Beklommenheit. »Ja, das bin ich. Ich kämpfe auch. Ich habe geholfen, meine Herrin zu retten.«
»Das hast du, Callum«, bestätigte Kirstie und lächelte ihm zu. »Auch du bist mein Beschützer.«
»Und außerdem ein vielverspechender Kämpfer, Junge«, fügte Ian hinzu, wobei er ihm auf die Schulter klopfte.
»Sogar noch vielversprechender, wenn er lernt, einem Mann nicht das Messer in den Hintern zu rammen«, warf Connor ironisch ein, fuhr aber mit dramatischer Geste zusammen, als Gillyanne ihn in den Arm kniff. Dann zwinkerte er dem grinsenden Callum zu.
»In Ordnung, Callum, du kannst bleiben und alles hinzufügen, was du für wichtig hältst.« Payton bemerkte trotz Callums Pose entschlossener Tapferkeit einen unbehaglichen Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen, einen Hauch von Beschämung und fügte sanft hinzu: »Es geht in Ordnung. Vertraue mir. Sie werden erkennen, wer an allem die Schuld trägt.« Er lächelte, als der Junge zögernd nickte, wusste aber, dass es traurigerweise lange dauern würde, bis Callum diese Beschämung, dieses Gefühl, irgendwie der Schuldige zu sein, nicht
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