Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
zu …«
Er nahm einen Riesenschluck aus seinem Rotweinglas.
»Als wir uns ein Bild von diesem Hans Himmelheimer machen wollten, haben wir zuerst im SAS-Hotel nachgefragt. Bedienung, Zimmerservice, Telefonate … alles. Er hat keine suspekten Gespräche geführt. Zwei mit seiner Frau in Deutschland, vier mit der Pharmamed. Allerdings wußte seine Frau zu Hause sicher nicht, daß Herrn Himmelheimers Hotelzimmer von zwei Menschen bewohnt wurde. Außer unserem Hänschen war nämlich auch noch eine Frau eingetragen.«
»Eine Geliebte«, murmelte Billy T.
»Genau. Und jetzt dürft ihr raten. Ich kann euch immerhin verraten, daß es eine Norwegerin war. Aber ihr werdet mir sicher eine Million Norwegerinnen namentlich aufzählen, ehe ihr bei der richtigen landet.«
Niemand fühlte sich zum Rätselraten berufen, und Billy T. runzelte ungeduldig die Stirn.
»Die Frau war Liten Lettvik.«
»Das kann doch nicht sein«, sagte Billy T.
»Die von der AZ?« fragte Øyvind.
»Das ist einfach nicht möglich«, murmelte Hanne.
»Liten Lettvik«, wiederholte Håkon.
Tone-Marit lachte laut und lange, und ihre Augen wurden dabei zu schmalen Schlitzen.
»Psssst!« sagte Severin und hob und senkte die Handflächen über dem Tisch. »Ich muß um allergrößtes Schweigen bitten. Die beiden kennen sich schon seit Jahren. Sie haben sich 1964 an der Uni kennengelernt. Seitdem sind sie sich immer wieder begegnet, wenn Hans im Ausland Kongresse besuchte. Zu Hause in Leipzig hat er Frau und drei Kinder im Teenie-Alter, aber bei seinen Auslandstouren hat er sich immer an Liten gehalten. Eigentlich niedlich.«
Er leerte sein Glas und hielt es Billy T. hin, der bereitwillig nachschenkte.
»Wir haben sie also zum Verhör geholt. Sie hat allerlei über den Schutz ihrer Gewährsleute von sich gegeben, deshalb haben wir nicht besonders viel aus ihr herausholen können. Aber ohne Zweifel verdankt sie ihre Infos auf irgendeine Weise ihm. Wahrscheinlich hat sie ihn total an der Nase herumgeführt. Bei einem kleinen Schäferstündchen vielleicht.«
»Deshalb konnte die AZ den Fall so verdammt schnell knacken«, sagte Hanne nachdenklich. »Das hat mich wirklich gewundert. Um ehrlich zu sein, ich war auch ein bißchen beeindruckt.«
»Auf jeden Fall«, sagte Severin und seufzte tief, »hat Hans Himmelheimer in Oslo einfach nur zwei Sitzungen besucht und ansonsten mit Liten im Bett gelegen. Das konnten wir immerhin feststellen. Und wir können weiterhin nicht belegen, daß die Pharmamed auch nur das geringste mit unserem Fall zu tun hat.«
Es regnete jetzt. Håkon stand auf und legte ein Holzscheit in den Kamin. Der Blitz, der die Fenster vor dem dunklen, frühlingsnassen Garten plötzlich blau färbte und auf den sofort ein dröhnendes Donnern folgte, ließ alle zusammenfahren. Sie rückten näher aneinander heran, beugten sich in vertraulicher, konzentrierter Stimmung über den Tisch, und in dieser Stimmung kamen sie sich als bessere Freunde vor, als sie in Wirklichkeit waren. Sogar Tone-Marit lächelte, als Billy T. ihr freundlich den Rücken streichelte, nachdem sie unter dem ohrenbetäubenden Krachen zusammengezuckt war.
»Ich hasse Donner«, sagte sie fast als Entschuldigung.
»Wenn die Pharmamed keine aktuelle Spur mehr ist …«, setzte Hanne an.
»Wir haben da jedenfalls nichts, worauf wir aufbauen könnten«, fiel Severin ihr ins Wort. »Was natürlich nicht bedeutet, daß wir diese Spur nicht weiter verfolgen werden. Aber ich glaube nicht, daß es da etwas zu holen gibt. Vor allem, weil die Waffe beim Wächter gelegen hat, und wie der Wächter in Kontakt mit der Pharmamed gekommen sein sollte … Wenn wirklich die Pharmamed hinter dem Mord stecken sollte, dann wäre alles professioneller durchgeführt worden. Mit einer anderen Waffe und auf jeden Fall mit einem ganz anderen Handlanger als diesem Heini. Nein, die Pharmamed können wir vergessen.«
»Den Wächter auch«, sagte Billy T. plötzlich. »Der hat mich drei Wochen lang wie ein Albtraum verfolgt, aber stellt euch vor … er ist ein Weichei. Er läßt sich von seiner fünfzehnjährigen Freundin dazu überreden, uns die Waffe zu schicken. Er macht Ferien in Tromsø … in Tromsø ! Wenn er Volter wirklich umgebracht hätte, dann wäre er doch nach Bolivien oder so gegangen. Ich glaube, der Wächter hat die Wahrheit gesagt, als er Kaja alles erzählt hat. Warum hätte er sie anlügen sollen? Er hatte doch offenbar so ein Vertrauen zu ihr, daß er ihr vom Tuch und von
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