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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Billy T.«, sagte Hanne und klopfte ihm beruhigend auf den Rücken, in der Hoffnung, daß er sich setzen würde. »Nicht alle können eben dein Tempo beibehalten, weißt du.«
    »Weiter, Tone-Marit«, sagte Billy T. und setzte sich. »Was wolltest du gerade sagen?«
    Tone-Marit lachte noch immer Tränen. Dann sagte sie ziemlich leise:
    »›Vielleicht war er niemandem etwas schuldig.‹ Und dann verbreitet Billy T. sich über Madame Butterfly und Ehre! Ihr hättet den Polizeirat sehen sollen.«
    Die anderen brüllten vor Lachen, sogar Øyvind Olve lächelte, obwohl er wirklich nicht wußte, was an Billy T.s und Tone-Marits Wiedergabe der letzten Vollversammlung so komisch sein sollte.
    »Und dann«, brüllte Billy T., schwenkte sein Rotweinglas und hätte fast die ganze Flasche umgeworfen, als er aufsprang und mit den Fäusten auf die Tischplatte hämmerte. »Dann gingen diese geistreichen Überlegungen dem Überwachungschef zu weit. Er …«
    Billy T. räusperte sich, und als er wieder sprach, hatte er sich plötzlich in Ole Henrik Hermansen verwandelt:
    »Mit Verlaub, Herr Polizeipräsident! Ich möchte meine Arbeitszeit nicht für dieses Gewäsch vergeuden.«
    Jetzt mußte Hanne die anderen ermahnen, denn sie lachten so laut, daß Karen unmöglich dabei schlafen konnte. Tone-Marit verschluckte sich und lief dunkelrot an. Billy T. hämmerte auf ihren Rücken ein.
    »Aber es ist doch gar nicht schlecht, daß der Präsident sich für solche Dinge interessiert«, sagte Hanne.
    »Sein Sohn hat sich vor zwei Jahren umgebracht«, sagte Tone-Marit. »Wir dürften also eigentlich nicht über ihn lachen.«
    »Das wußte ich nicht«, sagte Hanne und hielt sich ihr Glas an die Wange. »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß alles, Hanne. Einfach alles.«
    Tone-Marit flüsterte laut und dramatisch und hielt Hannes Blick so lange fest, daß die sich plötzlich mehr Grillfleisch nehmen mußte.
    »Aber warum habt ihr überhaupt über Ehre gesprochen?«
    Das war Øyvind Olve, der an diesem Abend ungefähr zum dritten Mal den Mund aufmachte.
    Billy T. starrte ihn an, dann verschränkte er die Hände im Nacken.
    »Ehrlich gesagt, weiß ich selber nicht so recht, was ich mir dabei gedacht habe. Wenn von ›Integrität‹ die Rede ist, dann wissen alle, was das bedeutet. Daran denken wir die ganze Zeit. Aber ›Ehre‹ … das ist ein Wort geworden, bei dem wir aus lauter Verlegenheit die Tischplatte anstarren. Dabei sind es doch eigentlich zwei Seiten einer Medaille. Aber überlegt doch mal …«
    Er schob den Teller mit Resten von Fleisch und Grillsoße weg und legte die Arme auf den Tisch.
    »Denkt doch mal an Benjamin Grinde. Sein Leben lang ein tüchtiger Junge. Ein verdammt tüchtiger Junge. Alles gelingt ihm. Er wird Richter und Arzt und Gott weiß was. Dann wird er von den Zeitungen durch den Dreck gezogen. Eine Woche später nimmt er sich das Leben. Da muß man sich doch ein paar Gedanken machen dürfen, oder?«
    Hanne Wilhelmsen starrte in ihr Rotweinglas. Die rote Flüssigkeit schien zu glühen und ließ kleine Lichtstrahlen zu ihren Augen wandern, als sie langsam das Glas drehte.
    »Vielleicht war das bei Benjamin Grinde wirklich so einfach«, sagte sie und nippte an ihrem Wein. »Aber gehen wir doch noch mal die Reihenfolge der Ereignisse durch. Wenn Benjamin Grinde in irgendeinem anderen Zusammenhang Selbstmord begangen hätte, dann hätte außer seinen engsten Angehörigen niemand auch nur mit der Wimper gezuckt. Die Polizei hätte kurz hereingeschaut, den Selbstmord festgestellt und den Fall beiseite gelegt. Aber Grindes plötzlicher und aller Wahrscheinlichkeit nach von ihm gewollter Tod geschah …«
    Sie faltete eine große Papierserviette auseinander und beugte sich über den Tisch, um einen Kugelschreiber aus Øyvind Olves Brusttasche zu ziehen.
    »Birgitte Volter wurde am vierten April umgebracht.«
    Sie zeichnete einen Punkt und schrieb darüber eine Vier.
    »Wir wissen, daß sie an einem Kopfschuß gestorben ist, der aus einer Waffe abgegeben wurde, bei der der Mörder nicht sicher sein konnte, daß der Schuß wirklich tödlich wäre, nicht einmal aus nächster Nähe. Es gibt keine Spur des Täters. Insgesamt drei Personen hatten zum Zeitpunkt des Mordes am Tatort oder in seiner unmittelbaren Nähe zu tun: die Sekretärin, der Wächter und Grinde. Zwei von ihnen sterben innerhalb von acht Tagen, obwohl sie in ihren besten Jahren waren. Komisch, was?«
    Sie betonte ihre Überlegung noch, indem sie zwei

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