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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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inwieweit Ruth-Dorthe … meine Güte, was für ein Name!«
    Sie lächelte und fuhr dann fort:
    »Ob sie Roy Hansen überhaupt gekannt hat?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    Øyvind Olve schüttelte den Kopf.
    »Wenn ich dir also erzähle, daß ich …«
    Der Kellner brachte die Rechnung und legte sie nach kurzem Zögern vor Hanne auf den Tisch, obwohl Øyvind darum gebeten hatte.
    »Da siehst du, welche Autorität du ausstrahlst«, grinste Øyvind.
    »Wenn ich dir erzähle, daß ich Ruth-Dorthe Nordgarden und Roy Hansen vor einem halben Jahr beim Bietrinken im Café 33 gesehen habe, bist du dann überrascht?«
    Er sah sie mit einer tiefen Furche zwischen seinen Teddyaugen an.
    »Ja«, sagte er und legte den Kopf schräg. »Das überrascht mich sehr. Bist du ganz sicher, daß sie das waren?«
    »Ganz sicher«, antwortete Hanne Wilhelmsen und schob die Rechnung auf die andere Seite des Tisches. »Ich hab im Moment keine feste Arbeit.«
    »Ich auch nicht«, murmelte Øyvind Olve, nahm die Rechnung aber trotzdem.
    23.10, Vidars gate 11c
    »Du mußt mir helfen«, flüsterte der Wächter. »Verdammt, Brage, ich brauche Hilfe.«
    Brage Håkonsen trug ein kreideweißes T-Shirt und eine Hose in Tarnfarben. Er traute seinen Augen nicht. Vor seiner Tür stand der Wächter aus dem Regierungsgebäude. Er sah unmöglich aus. Seine Haare standen struppig und ungepflegt nach allen Seiten ab, er riß die Augen auf, als habe er vor zwei Minuten einen leibhaftigen Vampir gesehen. Die Kleider schlotterten um seinen Leib, und seine Schultern schienen in dem viel zu großen Militärmantel verschwunden zu sein.
    »Hast du denn völlig den Verstand verloren?« fauchte Brage. »Einfach herzukommen. Gerade jetzt! Hau ab und laß dich nie wieder hier blicken.«
    »Aber Brage«, jammerte der Wachmann. »Verdammt, ich brauche Hilfe. Ich habe …«
    »Ich scheiß drauf, was du getan hast.«
    »Aber Brage«, quengelte der Wachmann noch einmal. »Hör mir doch erst mal zu. Laß mich rein und hör mir zu.«
    Brage Håkonsen legte seine Riesenfaust auf die Brust des Wächters, der einen Kopf kleiner war als er.
    »Zum letzten Mal: Mach, daß du wegkommst!«
    Unten wurde die Tür geöffnet. Brage Håkonsen fuhr zusammen und schob den Wachmann unter den Treppenabsatz. Dann knallte er die Tür zu, und der Wachmann hörte die Sicherheitskette klirren.
    Ein junger Mann kam die Treppe hinauf. Der Wachmann klappte den Jackenkragen bis an die Ohren hoch und starrte die Wand an, als der Mann an ihm vorüberging. Dann blieb er stehen und horchte auf die Schritte, die im vierten Stock verhallten.
    Was sollte er tun? Ihm standen die Tränen in den Augen, seine Lippen zitterten. Er fühlte sich elend und mußte sich auf die Treppe setzen.
    »Ich muß weg von hier«, sagte er zu sich. »Verdammt, ich muß weg von hier.«
    Schließlich stand er auf und wankte unsicher hinaus in die Osloer Nacht.

Mittwoch, 9. April 1997
    8.32, Hauptwache Oslo
    Die Waffe steckte in einem gefütterten Umschlag. Auf dem Umschlag stand mit grobem Filzstift »Hauptwache Oslo«. Die Sendung war unfrankiert. Der Beamte, der in der Tür zum Büro von Polizeiinspektor Håkon Sand stand, schnappte nach Luft.
    »Das lag im Hauptpostamt«, keuchte er. »Die Postler haben kapiert, daß es wichtig sein könnte, und es sofort hergebracht.«
    Håkon Sand trug Latexhandschuhe. Der Umschlag war bereits geöffnet worden, an sich ein grobes Dienstvergehen, er hätte schließlich eine Bombe enthalten können. Håkon Sand zog einen Revolver heraus und legte ihn ungeheuer vorsichtig auf ein weißes Blatt Papier.
    »Ein Nagant«, flüsterte Billy T. »Ein russischer M 1895.«
    »Nicht auch noch du«, seufzte Håkon. »Spielst du mit Hanne samstags abends Quiz oder was?«
    »Dreimal darfst du raten«, sagte Billy T. leise. »Über Waffen und Motorräder. Darüber weiß sie doch alles.«
    »Nicht anfassen«, mahnte Håkon Sand, als Billy T. sich über den Revolver beugte.
    »Spinnst du«, murmelte Billy und studierte die Waffe aus zehn Zentimeter Entfernung. »Außerdem wette ich, daß von dieser Waffe ganz gewissenhaft alles entfernt worden ist, was uns weiterhelfen könnte. Sie ist so sorgfältig gewienert worden, daß sie fast wie neu ist.«
    »Da hast du wohl recht«, seufzte Håkon. »Aber faß sie trotzdem nicht an. Und den Umschlag auch nicht. Das geht jetzt alles an die Spurensicherung.«
    Billy T. strahlte plötzlich. »Wenn die im Hauptpostamt abgegeben worden ist – was ist dann mit den

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