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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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unbeliebt? Bei den Bürokraten, meine ich?«
    Øyvind Olve starrte sie lange an. Dann aß er weiter.
    »Weißt du, das ist schwer zu sagen. Ich habe nie loyalere Leute gesehen als die Beamten im Büro der Ministerpräsidentin. Es läßt sich ganz einfach nicht sagen, ob sie sie mochten oder nicht. Und vielleicht ist das auch gar nicht so interessant.«
    Er rieb sich die Augen wie ein müdes kleines Kind.
    »Was war mit ihrem Privatleben?« fragte Hanne.
    Diese Frage überraschte ihn, er ließ die Hände sinken und starrte sie fast erschrocken an.
    »Mit ihrem Privatleben? Ich kann nicht behaupten, sie privat gekannt zu haben.«
    »Aber du hast doch viele Jahre eng mit ihr zusammengearbeitet.«
    »Gearbeitet, ja. Das ist nicht dasselbe. Das müßtest du doch wissen.«
    Er lächelte und registrierte, daß Hanne leicht errötete. Sie arbeitete seit dreizehn Jahren auf der Osloer Hauptwache, und nur zwei Kollegen hatten je einen Fuß in die Wohnung gesetzt, die sie mit Cecilie teilte.
    »Aber ihr wart doch zusammen auf Parteifesten und so«, beharrte Hanne. »Und du bist mit ihr um die halbe Welt gereist.«
    »Was willst du eigentlich genau wissen?«
    Hanne Wilhelmsen legte Messer und Gabel weg und wischte sich mit einer großen Stoffserviette den Mund.
    »Fangen wir woanders an«, sagte sie leise. »Hat Birgitte Volter sich für Ruth-Dorthe Nordgarden als Gesundheitsministerin entschieden?«
    Jetzt lief Øyvind Olve rot an. Er machte sich an einem Stück Fladenbrot zu schaffen und tunkte es in die Soße; rote Tropfen fielen ihm aufs Hemd.
    »Das würde ich dir nicht erzählen, wenn sie noch lebte«, murmelte er und gab sich alle Mühe, den Fleck zu entfernen, doch das Reiben mit der trockenen Serviette ließ ihn nur noch anwachsen.
    »Eine Regierungsbildung ist ein ungeheuer kompliziertes Puzzlespiel«, fing Øyvind Olve an. »Natürlich kann die Ministerpräsidentin nicht alles allein entscheiden. Allerlei Rücksichten müssen genommen werden.«
    Er versuchte, einen Rülpser zu unterdrücken.
    »Die Gewerkschaften wollen ein Wort mitreden. Wichtige Parteimitglieder. Der Parteisekretär. Und so weiter und so weiter.«
    Er mußte aufstoßen und faßte sich ans Schlüsselbein.
    »Sodbrennen«, entschuldigte er sich.
    »Aber was ist mit Ruth-Dorthe Nordgarden?« fragte Hanne noch einmal. Sie hatte ihren Teller beiseite geschoben und stemmte die Ellbogen auf den Tisch. »Wer hat sie denn nun ausgesucht?«
    Øyvind Olve zog ein Tütchen aus der Tasche und versuchte, dessen Inhalt so diskret wie möglich zu verzehren. Das war nicht leicht.
    »Du solltest nicht indisch essen gehen, wenn du Magenprobleme hast«, sagte Hanne. »Was war mit Nordgarden?«
    »Birgitte wollte sie jedenfalls nicht haben. Ruth-Dorthe Nordgarden wurde ihr aufgezwungen.«
    »Von wem?«
    Er blickte sie lange an, dann schüttelte er den Kopf.
    »Wirklich, Hanne. Du bist doch nicht mal in der Partei.«
    »Aber ich wähle euch«, grinste sie. »Jedesmal.«
    Sie wußte jedoch, daß sie nicht mit mehr Informationen rechnen konnte. Nicht zu diesem Thema, das sie vielleicht am allermeisten interessierte.
    »Hatte Ruth-Dorthe Nordgarden ein Verhältnis mit Roy Hansen?« fragte sie plötzlich.
    »Du solltest über solche Gerüchte erhaben sein, Hanne«, sagte er leise.
    »Du hörst es also nicht zum ersten Mal?«
    Øyvind Olve verdrehte die Augen.
    »Wenn ich dir alles erzählen würde, wer in der norwegischen Politik angeblich mit wem ins Bett geht, dann könnten wir für den Rest der Woche hier sitzen bleiben«, sagte er mit einem leichten Lächeln.
    »Wo Rauch ist, ist auch Feuer«, erwiderte Hanne.
    »Ich sag dir eins, Hanne«, sagte Øyvind und beugte sich vor. Seine Stimme klang jetzt sehr angespannt. »Ich habe Zimmer gesehen, die von Rauch geradezu überquollen, wo aber nicht die allerkleinste Flamme zu finden war. Das habe ich schon längst begriffen. Und du solltest es auch wissen. Wie viele Männer sind dir schon als Liebhaber angedichtet worden, bis endlich jemand die Wahrheit ahnte? Und wie viele Frauen hat dir die Gerüchteküche schon zugeschrieben?«
    Es war wirklich nicht mehr gemütlich. Die Tandoorireste rochen unangenehm, das Bier war schal geworden. Es war zu warm im Restaurant, und sie zupfte an ihrem Rollkragen und schaute auf die Uhr.
    »Eins noch«, sagte sie. »Haben sie einander gekannt? Birgitte Volter und Ruth-Dorthe Nordgarden?«
    »Nein«, sagte Øyvind Olve. »Nicht privat. Sie waren Parteigenossinnen.«
    »Und du weißt nicht,

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