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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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hinzu:
    »Wir wollen Sie verhören.«
    »Mich verhören? Weshalb denn?«
    »Das werden Sie dort erfahren. Auf der Wache.«
    Benjamin Grinde, Richter beim Obersten Gericht, sah zuerst die Frau an, dann den Mann. Dann lachte er. Ein leises, freundliches Lachen, er schien sich in diesem Moment köstlich zu amüsieren.
    »Sie wissen vermutlich, daß ich die Vorschriften kenne«, sagte er schmunzelnd. »Im Grunde brauche ich Sie überhaupt nicht zu begleiten. Natürlich stehe ich gern zu Diensten, aber dann will ich auch wissen, worum es geht.«
    Er erhob sich, und wie um seine eigene Sicherheit zu betonen, verließ er seine Gäste und verschwand in der Küche. Gleich darauf war er wieder da, mit dem Cognacglas in der Hand. Er trank ihnen mit einer eleganten Handbewegung zu und schien seine Geburtstagsfeier damit bereits eröffnet zu haben.
    »Sie trinken sicher nicht, wenn Sie im Dienst sind«, sagte er lächelnd und machte es sich dann wieder in seinem Sessel bequem, nachdem er eine Zeitung vom Fußboden aufgehoben hatte.
    Die Polizistin nieste.
    »Gesundheit«, murmelte Benjamin Grinde und machte sich an der Wirtschaftszeitung zu schaffen, deren rosa Papier auf seltsame Weise mit den Möbeln harmonierte.
    »Ich glaube, Sie sollten uns begleiten«, sagte die Frau, jetzt in energischerem Tonfall. »Wir haben einen Haftbefehl, für alle Fälle …«
    »Einen Haftbefehl? Aber weswegen denn, wenn ich fragen darf?«
    Die Zeitung lag wieder auf dem Boden, und Grinde saß, ein wenig vorgebeugt, in seinem Sessel.
    »Ehrlich gesagt«, meinte die Frau und ging zum Sofa, um Platz zu nehmen. »Wäre es nicht besser, wenn Sie uns einfach begleiteten? Sie haben es ja selber gesagt: Sie kennen das System, und es gibt nur Ärger und Probleme, wenn wir Sie festnehmen. Denken Sie nur an die Zeitungen. Es ist doch viel besser, wenn Sie einfach mitkommen.«
    »Zeigen Sie den Haftbefehl.«
    Grindes Stimme war kalt, hart und unerschütterlich.
    Der jüngere Mann machte sich am Reißverschluß seiner Innentasche zu schaffen und zog dann einen blauen Zettel hervor. Zögernd blieb er stehen und schaute seine ältere Kollegin ratsuchend an. Sie nickte kurz, und Benjamin Grinde nahm das Stück Papier in Empfang. Er faltete es auseinander und strich es glatt.
    Zu allem Überfluß hatten sie seine gesamten Titel aufgeführt: »Dr. jur., Dr. med. Benjamin Grinde, Richter beim Obersten Gericht. Anklage: Übertretung von Paragraph 233 des Strafgesetzbuches, vergleiche Paragraph 232 …«
    Als er die den Paragraphen folgende Tatbeschreibung las, wurde er nicht nur blaß. Seine leicht sonnengebräunte Haut färbte sich grau, und wie durch Zauberhand war sein Gesicht jetzt schweißnaß.
    »Ist sie tot?« flüsterte er ins Leere. »Ist Birgitte tot?«
    Seine Gäste wechselten wieder einen raschen Blick und wußten, daß sie beide dasselbe dachten: Entweder hatte dieser Mann keine Ahnung davon, was passiert war, oder er hätte seiner ohnehin schon äußerst imponierenden Meritenliste noch den Titel »königlicher Schauspieler« hinzufügen können.
    »Ja. Sie ist tot.«
    Für einen Moment befürchtete die Frau, Benjamin Grinde könne in Ohnmacht fallen. Seine Gesichtsfarbe war erschreckend, und wenn er nicht in so unverschämt guter körperlicher Verfassung gewesen wäre, hätte sie Angst um sein Herz gehabt.
    »Wie denn?«
    Benjamin Grinde war aufgestanden. Seine Schultern hingen herab. Das Cognacglas hatte er brutal vor sich auf den Tisch gepflanzt; die goldene Flüssigkeit schwappte und glitzerte im Licht des Kronleuchters über dem Eßtisch.
    »Das dürfen wir Ihnen nicht sagen. Wie Sie sicher wissen …«, sagte die Frau, und in ihrer Stimme lag jetzt etwas Weiches, was ihren Kollegen ärgerte und ihn dazu veranlaßte, ihr brüsk ins Wort zu fallen:
    »Also, kommen Sie mit?«
    Wortlos faltete Benjamin Grinde den blauen Zettel zusammen, vorsichtig und pedantisch, ehe er ihn, ohne zu zögern, in seine eigene Tasche steckte.
    »Natürlich komme ich mit«, murmelte er. »Eine Festnahme ist wirklich nicht nötig.«
    Vor dem alten, ehrwürdigen Haus in Frogner standen fünf Streifenwagen. Als er sich auf den Rücksitz des einen setzte, sah er zwei Polizisten in seinem eigenen Treppenhaus verschwinden.
    Die sollen sicher vor meiner Wohnung Wache halten, dachte er. Vielleicht warten sie auf einen Durchsuchungsbefehl. Dann legte er den Sicherheitsgurt an.
    Dabei merkte er, daß seine Hände zitterten, und das sogar ziemlich heftig.
    21.30, Kirkevei

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