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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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jauchzen hören, dann verschmolzen die Geräusche der Partygäste ineinander, und da waren nur noch die Klänge der Musik. Laut und klar, mit einem Rhythmus, der wie dazu geschaffen war, das Blut in Wallung zu bringen. Ich bewegte mich im Takt, wirbelte herum und lachte, erfüllt von dem tollen Gefühl, einfach loszulassen und Spaß zu haben. Der Rhythmus wurde schneller. Melissa lachte wie verrückt, aber ich öffnete die Augen nicht. Es war einfach großartig. Ich fühlte mich so frei, wirbelte herum, noch einmal. Gerade als ich mich ein weiteres Mal drehen wollte, verlor ich das Gleichgewicht, und zwei starke Hände hielten mich fest.
    Noch bevor ich die Augen öffnete, wusste ich, wer mich hielt. Da gab es keinen Zweifel.
    »Also, welcher von beiden bist du heute?«, fragte ich beiläufig.
    Ian lockerte seinen Griff, ließ aber nicht los. »Was meinst du damit?«
    Das Tanzen hatte mich in eine seltsame Stimmung versetzt. Das Leben war ohnehin schon kompliziert genug. Ich wollte keine Spielchen mehr spielen. »In dem einen Moment rettest du mich, im nächsten ignorierst du mich völlig. Wähl einfach eine Persönlichkeit aus, denn ich bin es müde zu raten.«
    Ian schaute stirnrunzelnd auf mich herab und beugte sich näher vor, sodass er trotz der lauten Musik nicht schreien musste, damit ich ihn hörte. »Ich ignoriere dich nicht.«
    Verdammt noch mal! Ich strengte mich so sehr an, nicht wütend zu werden, und er log mir einfach frech ins Gesicht! Ich wollte ihm gerade sagen, wo genau er sich seinen Unfug hinstecken könne, aber bevor ich auch nur ein Wort herausbrachte, stoppte abrupt die Musik. In Ians Züge trat ein Ausdruck der Überraschung. Mit einem Gefühl des Grauens drehte ich den Kopf und schaute direkt in den Scheinwerfer.
    Genau wie zuvor begannen alle Partygäste im Sprechchor zu rufen, und bald hallte das Wort »Küssen« aus allen Richtungen.
    »Ian!«, protestierte ich leise, als er einen Schritt näher trat. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    »Gib ihnen einfach, was sie wollen, und sie geben Ruhe.« Er streckte die Hand aus und hielt mein Kinn zwischen den Fingern.
    Mein Magen krampfte sich bei der Berührung zusammen. In Panik blickte ich über seine Schulter und sah Melissa mit allen anderen lachen und singen.
    Da blieb keine Zeit zum Nachdenken, und vielleicht hatte ich ohnehin keine Wahl. Ian beugte sich vor, zog mich an sich, und dann war er da, nur einem Atemzug entfernt, und er war so warm. Ich schloss die Augen, und mein Herz hämmerte in meinen Ohren, als unsere Lippen sich berührten. Er war sanft, sein Mund legte sich zu einem hauchzarten Kuss auf meinen, und dann ging sein Mund wieder von mir weg, aber nur ein ganz klein wenig.
    »Sieh mich an«, flüsterte er.
    Ich tat wie geheißen. Seine Augen waren dunkler geworden, und sie sahen mich fragend an. Ich wusste nicht, was er fragte, nahm die Pfiffe und Rufe um uns herum gar nicht wahr. Und dann küsste er mich wieder, und diesmal war es anders. Er grub die Finger in mein Haar, sein Mund öffnete sich über meinem, und ich klammerte mich an ihn, beugte mich vor und verlor mich selbst, während unser Atem sich vereinte und er sanft an meiner Unterlippe knabberte. Was passierte da mit mir?
    Die Musik drang wieder in mein umnebeltes Hirn, und ich löste mich von ihm. Sofort spürte ich die fehlende Wärme. Der Scheinwerfer bewegte sich weiter. Ich hatte ein seltsames Gefühl auf den Lippen, mein ganzer Körper schien geschwächt. Wann hatten meine Arme ihren Weg um seinen Körper gefunden? Ich sah Ian verstohlen an, voller Angst, dass er wieder wütend sein würde, und war beunruhigt, dass vielleicht nur ich es empfand – diese Gefühle … Aber er zeigte nicht seine gewohnte Maske der Selbstbeherrschung. Eine ganze Zeit lang wirkte er unsicher, dann setzte er wieder jenen leeren Gesichtsausdruck auf, den ich allmählich zu verabscheuen begann.
    »Das war ein Fehler«, sagte er langsam. Er nahm die Hände aus meinem Haar.
    Ein Fehler? Ja, natürlich, er hatte recht. Es war ein Fehler. War das der Grund, warum ich mich irgendwie betrogen fühlte?
    »Ich habe mir ja immer so sehr gewünscht, dass mein erster Kuss ein Fehler sein würde.«
    »Celine …« In seiner Stimme war Bedauern zu hören.
    Oh Gott, warum hatte ich das gesagt? Bitte, mach, dass er mich nicht bemitleidet! »Nein, schon okay. Das war eine dumme Bemerkung von mir, vergiss es einfach. Alles in Ordnung.« Ich zwang ein Lächeln auf meine Lippen, dann ging ich ohne jeden

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