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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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antwortete ich dennoch.
    »Gut. Dann vertrau mir, wenn ich sage, dass ich dafür sorgen werde, dass diese Sache aus der Welt geschafft wird, okay?« Er lächelte, wahrscheinlich, um mich zu beruhigen. Es klappte nicht.
    »Von mir aus, aber im Ernst, mach dir keine Sorgen deshalb. Es ist wirklich keine große Sache.«
    Josh schüttelte ungläubig den Kopf. »Du brauchst mir nichts vorzumachen, Celine. Ich weiß, wie sehr dich das belastet.«
    Ich versuchte zu lächeln, aber mein Gesicht war wie erstarrt, daher nickte ich nur.
    »Kopf hoch. Bis bald.« Josh lächelte. Dann war er weg, und mit einem Mal hatte ich mich der gesamten Schülerschaft plus Ian McAlpine ganz allein zu stellen.
    Mit hoch erhobenem Kopf holte ich meine Bücher aus dem Schließfach und machte mich auf den Weg zur ersten Stunde. Niemand sagte etwas, aber ich stieß jetzt auf immer mehr Schüler, die sich bei meinem Anblick bekreuzigten, und alle verfolgten jeden meiner Schritte. Als ich die Treppe zum ersten Stock hinaufgestiegen war, sah ich Ian an der Tür des Nietzsche-Zimmers lehnen. Er richtete sich auf, als er mich entdeckte.
    Freude, Angst, Zorn, Kränkung, Sorge … Ich begrub all diese Gefühle unter einem zurückhaltenden Lächeln. Über lange Jahre hinweg hatte ich gelernt, die Wahrheit zu verdrehen, und jetzt war die Zeit gekommen, mir das zunutze zu machen. Ich musste herausfinden, was er vorhatte.
    »Alles in Ordnung mit dir?« Er sah mir forschend ins Gesicht.
    Nein, es ist gar nichts in Ordnung. Warum zum Teufel versteckst du eine Waffe in einem Buch? »Ich nehme an, du hast das Flugblatt gesehen?«
    »Mach dir deshalb keinen Kopf. Ich werde dafür sorgen, dass diese Sache aus der Welt geschafft wird«, sagte Ian grimmig.
    »Genau das hat Josh auch gesagt.« Ich musterte ihn forschend, um festzustellen, ob Joshs Name eine Reaktion hervorrief, aber er ließ sich nichts anmerken. Sein Verhalten passte wie gewöhnlich nicht so recht zusammen. Nach diesem Kuss gestern Abend war Ian sehr still gewesen und hatte mit kaum irgendjemandem gesprochen und insbesondere nicht mit mir. Ich hatte angenommen, dass er mich nun wieder ignorieren würde, aber nun stand er vor mir und wirkte besorgt.
    »Beaumont ist ein anständiger Kerl.«
    Warum willst du ihm dann etwas antun!? »Ja, das ist er. Wie auch immer, gleich fängt der Unterricht an.«
    Ich ging vor Ian her in den Raum und sah, dass seine Bücher bereits auf dem Pult neben meinem lagen. Saß er wieder neben mir? Ich wünschte mir, nicht mehr ständig das Gefühl haben zu müssen, mich auf unsicherem Boden zu bewegen, als ich nun die schweigenden Schülerreihen entlangging und dabei so tat, als würde ich nicht bemerken, wie sie uns beim Einnehmen unserer Plätze beobachteten. Sie dachten wahrscheinlich an das Bild von unserem Kuss. Obwohl ich mich nach Kräften bemühte, so zu tun, als sei alles ganz normal, begannen meine Wangen zu glühen.
    »He, hör zu, ich wollte mit dir über gestern Abend reden«, sagte Ian plötzlich, und das viel lauter als nötig. Ich funkelte ihn an.
    »Was redest du da?« Ich bemerkte, dass Rebecca sich auf ihrem Stuhl halb umgedreht hatte, um besser hören zu können. Sie wirkte heute weniger blass und auch gefasster als bei unserer letzten Begegnung. Der Rest der Klasse war eigentümlich still.
    »Hör mal, ich weiß, dass Nick mit seinem Scheinwerferspiel schuld ist … Aber ich will, dass du es weißt.« Alle Augen waren auf Ian gerichtet. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und seufzte theatralisch.
    Ich beugte mich vor, in dem Wissen, dass jeder im Raum unser Gespräch belauschte. Ich senkte die Stimme und zischte: »Im Ernst, was redest du da?«
    »Verdammt, ich weiß ja, dass es dir nichts bedeutet hat«, sagte Ian plötzlich. »Ich weiß, dass du mich nur wegen dieses blöden Spiels geküsst hast. Aber das war nicht der Grund, warum ich dich geküsst habe.«
    »Ach nein?« Blinzelnd kämpfte ich gegen meine aufsteigende Verwirrung an.
    »Nein.« Ian sah mir direkt in die Augen, und seine Miene wurde weicher, als er nun fortfuhr: »Ich habe dich geküsst, weil ich an nichts anderes mehr denken kann, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«
    Der Lärm, der dieser lächerlichen Äußerung folgte, war ohrenbetäubend. Die Pfiffe und die Ohhh!-Rufe brandeten über mich hinweg, während ich versuchte, den Blick von Ian loszureißen. Mit dunklen Augen und einem trägen Lächeln lauschte er auf das Getöse ringsum. Genau das hatte er gewollt – aber

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