Im Zeichen des Schicksals
die Zunge herausstreckte, musste ich lachen.
»Okay, vielleicht sorge ich mich tatsächlich ein klein wenig um das Schicksal des vermutlich weichsten Leders, das ich je gefühlt habe, aber Ian macht sich offensichtlich nicht die geringsten Sorgen«, meinte sie und deutete auf die Tanzfläche.
Meine gute Laune löste sich in Luft auf, als ich ihn nun mit einer langbeinigen Rothaarigen entdeckte, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie trug ein Kleid in grell leuchtendem Pink und rieb sich förmlich an ihm.
»Und wo ist Beaumont?«, fragte Melissa plötzlich.
Es gelang mir, den Blick von Ian und seiner jüngsten Eroberung loszureißen. »Er wird gleich hier sein. Sie sind mit Matt zu ihm nach Hause gefahren, um den restlichen Champagner zu holen.« Ich entdeckte Matt an der Tür und deutete auf ihn. »Da ist Matt.«
»Ja, ich sehe ihn. He, weißt du, wo das Bad ist?«, fragte Melissa schnell.
»Nein, tut mir leid.«
»Schon gut, ich werd’s finden!« Und schon war sie verschwunden. Einen Augenblick später war Matt bei mir angelangt. Wie die meisten Jungs auf der Party trug er eine dunkle Hose und ein Hemd.
»Guten Abend, holde Dame, wenn Sie bitte so freundlich wären und mir kurz Ihr Handgelenk überlassen würden?« Er griff nach meinem Arm, dann zog er ein weißes Armband aus der Tasche.
»Was ist das?«, fragte ich und versuchte, die Beschriftung zu lesen.
»Ein VIP-Armband natürlich. Eine von Nicks Ideen. Er möchte, dass jeder weiß, wer die wichtigsten Leute auf seinen Partys sind«, erklärte Matt.
Ich sah auf das Armband mit seinen goldenen Lettern hinab und lachte.
»Was ist so komisch, Aschenputtel?«, fragte Matt, während er sein eigenes Armband überstreifte.
Ich zuckte die Achseln. »Weißt du, wahrscheinlich bin ich wohl eher der unwichtigste Mensch hier.«
Matts Miene wurde überraschend ernst. »Jeder, der Joshs Stimmung an diesem traurigen Tag aufhellen kann, ist auf meiner Liste ein VIP.«
»An diesem traurigen Tag? Was meinst du damit?« Ich schaute mich um und suchte in der Menge nach Josh.
Matt wirkte überrascht, dann beugte er sich zu mir und senkte die Stimme, sodass ich ihn kaum verstehen konnte. »Heute vor fünf Jahren sind Joshs Eltern gestorben.«
»Oh.« Warum hatte Josh mir das nicht erzählt? Mit einem Mal erklärte sich seine gedrückte Stimmung von heute Morgen, genau wie diese kostspielige Party.
»Erwähne es ihm gegenüber lieber nicht«, sagte Matt einen Moment später. »Es ruiniert ihm nur die Stimmung.«
»Klar.« Ich nickte, dann sah ich Josh herüberkommen. »Was kann ich tun, damit es ihm besser geht?«
Matt versetzte mir einen kleinen Knuff. »Sei einfach du selbst.«
»Entschuldige, dass es ein wenig länger gedauert hat als gedacht. Amüsierst du dich?«, fragte Josh und setzte sich neben mich.
»Ja! Und du? Wie geht es dir?«
Joshs hochgezogene Augenbrauen verrieten mir, dass ich direkt ins Fettnäpfchen getreten war. Ich räusperte mich und vermied den Blick in Matts Richtung, um nicht zu sehen, wie er das Gesicht verzog. »Ich meine, genießt du die Party?« Ein Scheinwerfer kreiste über uns an der Decke, und ein neues Musikstück begann: ein Song von Kanye West.
»Ja, jetzt schon.« Mit einem entspannten Lächeln musterte er mich. »Diese Sachen stehen dir wirklich gut.«
Die Röte stieg mir in die Wangen, wie ich so an mir herabsah: dunkelbraune Stiefel über Bluejeans sowie eine ausgebeulte olivgrüne Strickjacke. Ich war ein wenig zu einfach gekleidet, vor allem im Vergleich mit dem Mädchen in dem grell pinkfarbenen Kleid.
»Es ist nicht schick genug, nicht wahr?«
Josh griff nach meiner Hand. »Es ist perfekt.« Für einen Moment konnte ich nur auf unsere verschränkten Finger schauen, dann räusperte sich Matt, und Josh ließ los.
»Ihr zwei müsst euch das unbedingt mal ansehen.« Matt zeigte zu Nick hinüber, der gerade vier Mädchen gleichzeitig anquatschte, während er den Scheinwerfer über den Tänzern kreisen ließ. Offensichtlich hatte er es auf die Hübscheste von ihnen abgesehen; eine lange Blondine, die ein durchsichtiges Top trug, einen purpurnen BH und Hotpants.
»Was macht er mit diesem Licht?« Kopfschüttelnd lehnte sich Josh auf dem Sofa zurück.
»Ach ja, du hast ja vorhin seine geniale Erklärung verpasst.« Matt lachte. »Es ist Nicks neuestes Spiel. Er will die Musik von Zeit zu Zeit abstellen, und diejenigen, auf denen dann gerade der Scheinwerfer landet, müssen sich küssen.«
»Das ist aber eine
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