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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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weiteren Blick in seine Richtung davon. Irgendwo im Gedränge der Tänzer hinter mir rief Melissa meinen Namen, aber ich konnte nicht stehen bleiben. Ich wollte einfach weg. Mich verstecken. Was zum Teufel stimmte nicht mit mir?
    Draußen im Flur war die Musik nicht ganz so ohrenbetäubend, aber auch hier war es gerammelt voll. Ich ging auf die Haupttreppe zu, nahm immer zwei Stufen auf einmal und bahnte mir einen Weg um die Paare herum, die die relative Stille hier draußen zum Plaudern nutzten. Der erste Stock des Hauses war genauso hell erleuchtet wie das Stockwerk darunter. Es gab sechs Türen, und sie alle waren mit weißen und goldenen »Bitte nicht stören«-Schildern versehen, die an den Klinken herabhingen. Ich ging den Gang hinunter und fand am anderen Ende eine Wendeltreppe, die in den Turm hinaufführte. Ich stieg nach oben. Mit jedem Schritt wurde der Lärm von unten leiser.
    Die Stufen führten bis hinauf zu einer Tür. Sie war nicht verschlossen. Im Moment des Eintretens wusste ich, dass ich Ians Zimmer gefunden hatte. Es war der seltsamste Raum, den ich je gesehen hatte. In der Mitte war eine riesige runde Säule, die von oben bis unten von gebogenen Regalen mit Büchern umgeben war. Auf der rechten Seite befand sich ein niedriges Bett, und die Außenwände des runden Raumes waren rundum von Fenstern durchsetzt. Glas und Bücher, das war alles.
    Die Neugier überwog nun mein Gekränktsein; ich ging zu dem ungemachten Bett hinüber und griff nach dem Buch, das Ian auf dem Boden daneben liegen gelassen hatte. Es hatte einen roten Ledereinband, aber ohne Titel, und war überraschend schwer. Seltsam. Ich war gespannt, ob ich eine Widmung oder einen sonstigen Eintrag finden würde, und öffnete den Buchdeckel. Erschrocken sperrte ich die Augen auf.
    Die Seiten des Buches waren ausgeschnitten worden, um Platz für eine silberne Pistole und fünf Patronen mit grauen Spitzen zu schaffen.
    Plötzlich war mir übel, und meine Hände zitterten. Ich legte das Buch wieder auf den Boden. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?

Der Hierophant
    Es ist ganz schön nervig, wenn dein Leben von Visionen beherrscht wird. Vor allem wenn diese Visionen dich nicht vor den wirklich unangenehmen Überraschungen warnen, die auf dich warten. Kein visionäres Bild, das den Autounfall prophezeit hätte. Keine Vorwarnung in Bezug auf Sandras Kriegserklärung. Auch nicht der leiseste Hinweis auf Ians Waffenfetisch. Nichts.
    Und was sollte ich jetzt tun? Die Vorstellung, dass womöglich Ian die Bedrohung für Josh darstellen könnte, erschien mir so … falsch, und doch blieb die Tatsache, dass er eine Schusswaffe besaß! Sicher, es gab jede Menge Gegenden in den Vereinigten Staaten, wo es nichts Besonderes war, ein Schießeisen zu besitzen … Und seine Eltern waren im Ölgeschäft tätig und lebten in Texas, also bestand die Wahrscheinlichkeit, dass die Knarre ihnen gehörte. Aber warum sie dann in einem Buch verstecken? Und warum sollte er in einer Kleinstadt in Massachusetts überhaupt eine Pistole besitzen?
    Robert Beaumont erschien mir immer noch als ein viel wahrscheinlicheres Opfer von Besessenheit. Ganz abgesehen von seiner obsessiven Beschäftigung mit dem Übernatürlichen stand er im Ruf, ein großer Trinker zu sein, was es dem mir vorausgesagten Dschinn viel leichter machen würde, die Kontrolle zu übernehmen. Ian war einfach viel zu selbstbeherrscht, viel zu sehr Held, um besessen zu sein. Dennoch konnte ich nicht einfach über das hinwegsehen, was ich in seinem Zimmer gefunden hatte …
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Josh plötzlich neben mir.
    Aus meinen Gedanken aufgeschreckt schaute ich ihn an. Er saß am Lenkrad, ein Lächeln auf seinem hübschen Gesicht.
    Nicht so recht, ich tu mich sehr schwer damit herauszufinden, vor wem ich dich beschützen soll! »Ja, natürlich. Sag mir, wie kommt es, dass du so wach wirkst, während ich mich fühle, als würde ich in Englisch gleich wegnicken?«
    Mit einem Lachen steuerte er den BMW auf den Schulparkplatz. »Tut mir leid, hättest du es denn lieber, dass ich leide?«
    »Wenigstens ein bisschen Müdigkeit wäre ganz nett«, murmelte ich. Tatsächlich wäre es einfach ideal gewesen, wenn er sich zu Hause erholt hätte, bis ich herausgefunden hatte, was Ian im Schilde führte.
    Er schaltete die Zündung ab, dann griff er hinter sich, um seine Jacke von der Rückbank zu ziehen. »Ich ergänze den Eintrag ›quengelig‹ in meinem Notizheft.«
    »Nur zu. Ich werde dieses

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