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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Gras, den ich während meiner Zeit hier so liebgewonnen hatte.
    »Warum bist du traurig?« Wieder einmal konnte er meine Gefühle lesen.
    »Weißt du, das irritiert mich ziemlich.«
    Er lehnte sich zurück und schob die Hände in seine Taschen. »Ich kann es abstellen, wenn du willst.«
    »Das kannst du?« Ich erinnerte mich nicht daran, etwas darüber gelesen zu haben, dass Dschinn Gefühle lesen konnten. Ian war ein Dschann … »Können alle Dschinn fühlen, was wir empfinden, und unsere Erinnerungen auslöschen, einfach so?«
    »So ziemlich. Ein paar von uns sind darin besser als andere. Es ist eine angeborene Fähigkeit.« Ian rutschte etwas hin und her, den Blick auf die sich in der Ferne wiegenden Bäume gerichtet. Zu dieser morgendlichen Stunde war der Garten wunderschön. So friedlich und hell, und er leuchtete in allen Farben des Herbstes. »Ich bin eigentlich ziemlich gut darin. Bis letzte Nacht ist mir noch nie jemand begegnet, den ich nicht das Geschehene vergessen lassen konnte.«
    »Was meinst du damit?«
    Er sah mich an, und seine Augen hatten die vertraute tiefdunkle Blautönung. »Ich habe versucht, mir Zutritt zu deinen Erinnerungen zu verschaffen, aber ich konnte es nicht. Aus irgendeinem Grund, den ich mir nicht erklären kann, funktioniert es bei dir nicht.«
    Er hatte versucht, auch mich vergessen zu lassen. Ich schaute auf meine Hände hinab, sah die dünnen Narben, die das Messer auf den Innenflächen hinterlassen hatte, und fühlte mich auf eigentümliche Weise von ihm betrogen. »Das hättest du nicht versuchen sollen. Letzte Nacht hat alles verändert.«
    »Was meinst du damit?«, fragte nun Ian.
    Ich zuckte die Achseln und dachte an den widerwärtigen Ausdruck in Samuels Gesicht, als er Josh über die Wange gestreichelt hatte. Es war vorüber. Josh war endlich in Sicherheit. »Ich verlasse East Wendell.«
    Ian wirkte kurz überrascht, aber dann nickte er zustimmend. »Das ist eine gute Idee. Afarit wie Samuel bilden ganze Rudel. Früher oder später werden die anderen bemerken, dass er verschwunden ist, und nach ihm suchen. Es wird das Beste sein, wenn du bis dahin die Stadt verlassen hast.«
    »Was?« An so etwas hatte ich noch überhaupt nicht gedacht. »Du meinst, sie werden hierher zurückkommen? Zurück nach East Wendell und zu diesem Haus?«
    »Nun ja, wahrscheinlich nicht zu diesem Haus«, antwortete Ian unbekümmert. »Afarit haben ein ausgeprägtes Revierdenken. Samuel hat den anderen wahrscheinlich nichts von Beaumont erzählt, damit sie nicht versuchen, ihn ihm vorher wegzuschnappen.«
    »Nein, nein, nein! Das ist schlimm!« Ich rieb mir die Augen und strengte mich an, alles zu durchdenken. Wenn sie Samuel suchen kamen, bestand die Möglichkeit, dass sie Josh über den Weg laufen würden. Was, wenn er darauf nicht vorbereitet war? Wenn er bis dahin noch immer nicht im Vollbesitz seiner besonderen Kräfte war? »Was weißt du über Feuerzähmer?«
    Ian zuckte zusammen. »Du meinst, abgesehen von der Tatsache, dass sie Mistkerle sind?«
    Offensichtlich war Ian nicht gerade ein Fan … »Lassen wir das mal außer Betracht. Könntest du einen aus der Ferne erkennen?«
    »Normalerweise nicht, nein.« Er zuckte die Achseln. »Es gibt eine kleine Gruppe Dschinn, man nennt sie die Sucher, die sie erkennen können, aber sie verlassen kaum jemals das Kaf. Das letzte Mal, dass sie in dieser Dimension waren, war während der großen Zähmersäuberung.«
    Das klang schon ein wenig besser, aber die Vorstellung, dass eine Horde von Dschinn über East Wendell herfiel … Sie konnten ihm immer noch Schaden zufügen. Und Melissa und Penelope und allen anderen … Es sei denn, ich bewaffnete sie zuvor. In diesem Haus hier gab es zu viele Schutzsymbole, als dass ein Dschinn versuchen würde, von Josh Besitz zu ergreifen, aber ich würde das Gleiche auch für das Haus der Appletons erledigen müssen. Und ich würde Melissa davon überzeugen müssen, das Symbol Salomos zu tragen. Vielleicht konnte ich ab und zu von Boston heraufkommen, um nach ihnen allen zu sehen. Es sei denn …
    »Wenn du sagst, Samuel hat ein ganzes Rudel, dann meinst du doch kein Rudel von wandelnden Toten, oder?«
    »Doch. Warum?«
    »Oh verdammt, wie kannst du das fragen? Ein Haufen lebenaussaugender Dschinn könnte in die Stadt kommen und alle in Gefahr bringen, die hier leben, und du willst wissen, warum ich mir Sorgen mache?«
    »Das hier ist wahrscheinlich die einzige Stadt auf der ganzen Welt, die einen Feuerzähmer hat.

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