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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Rolle mehr.«
    »Es tut mir so leid, Melissa.« Ich legte meine Hand auf ihre, spürte ihren Schmerz und wünschte, ich könnte ihn wegnehmen.
    Sie lächelte nur; tat alles mit einem Lachen ab. »Du hast immer noch eine Karte nicht umgedreht.«
    Eine letzte Karte, aber ich wollte sie nicht sehen. Es machte keinen Spaß mehr. Definitiv nicht. Ich wollte das nicht fühlen müssen. Wie konnten Menschen mit einer solchen Qual leben? »Die ist nicht wichtig. Das Ganze ist überhaupt albern.« Ich fing an, die Karten einzusammeln. Die Gefühle verschwanden, aber ein Nachhall blieb. Ich brauchte frische Luft.
    »Machst du Witze?« Melissa sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Das war Wahnsinn! Ich meine, so unglaublich wahr und auch ein wenig unheimlich und nicht sonderlich behaglich. Aber wie groß ist die mathematische Wahrscheinlichkeit, dass du all das erraten kannst? Nun gut, wenn man mein Alter und mein Geschlecht nimmt, ist einiges davon wahrscheinlich typisch. Warte mal, es muss irgendeine Formel geben, die wir zugrunde legen können …«
    »Hör auf, Melissa! Es war nur ein kleiner Spaß«, protestierte ich. Sie wirkte nicht überzeugt, und wenn nicht genau in diesem Moment Josh erschienen wäre, hätte sie wohl ziemlich sicher ihren Notizblock hervorgezogen und angefangen, eine Formel für Tarotdeutungen zu entwickeln.
    »Ah, und da kehrt ja der Prinz des Rugby zurück.«
    »Sollte ich an diesem Titel etwa Anstoß nehmen?« Josh ließ seine Sporttasche fallen und bedeutete mir, zur Seite zu rutschen. Er hatte seine Sportkleidung gegen einen blauen Pullover mit V-Ausschnitt sowie Jeans eingetauscht und roch, als käme er frisch aus der Dusche: eine Mischung aus Minzshampoo und einem nach Moschus duftenden Duschgel.
    »Eigentlich nicht.« Melissa zuckte die Achseln und rutschte aus ihrer Sitznische heraus. »Hier, setz dich auf meinen Platz. Meine Pause ist sowieso gleich vorbei, und diese dumme neue Aushilfe scheint nicht richtig nachzukommen. Wieder einmal.«
    Josh setzte sich auf ihren Platz und verstaute seine Tasche neben sich. »Sei nett, Appleton. Gehässigkeit passt nicht zu dir.«
    Schnaubend suchte Melissa in ihrer Schürzentasche nach einem Stift. »Sagt der Typ, der mit dem Mädchen zusammen ist, das die Gehässigkeit erfunden hat.«
    »Nicht mehr«, antwortete Josh.
    Nicht mehr? Ich starrte Josh ungläubig an, und ich war nicht die Einzige.
    »Nun denn, Josh Beaumont. Ich glaube, du bist gerade ein gutes Stück in meiner Achtung gestiegen!« Melissa tätschelte ihm die Schulter, dann war sie weg und ließ uns allein.
    Ich war unsicher, was ich jetzt sagen sollte. Ich hatte gerade gespürt, zu welchem Ergebnis Melissas Trennung geführt hatte. Josh musste am Boden zerstört sein.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, alles wunderbar.« Josh lächelte, dann deutete er mit dem Kopf auf die Karten, die ich noch in der Hand hielt. »Weißt du, wie man sie legt?«
    »Oh, ich glaube schon.« Da war sie: die günstige Gelegenheit, auf die ich gehofft hatte. Josh die Karten zu legen konnte helfen, mehr Licht auf die Frage zu werfen, warum ich hier in East Wendell war. So unangenehm mir die Vorstellung war, die Niedergeschlagenheit über seine Trennung spüren zu müssen – es war eine Chance, die ich mir auf keinen Fall entgehen lassen durfte. »Willst du es mal versuchen?«
    »Mir die Karten lesen zu lassen? Nein danke.« Josh schüttelte den Kopf.
    »Ach komm schon, es ist nur ein kleiner Spaß.« Ich hielt ihm die Karten hin und versuchte, nicht aufdringlich zu wirken. »Misch einfach, und wähle zehn Karten.«
    Es sah mich entschuldigend an. »Tut mir leid, ich will dir ja wirklich nicht den Spaß verderben oder so, es ist einfach nur so … na ja, ich kann eben nicht.«
    Er konnte nicht?
    Josh lachte über sich selbst. »Ich weiß, es klingt wahrscheinlich idiotisch, aber meine Mutter hat mir vor langer Zeit das Versprechen abgenommen, niemals jemanden in meine Zukunft schauen zu lassen. Ich weiß, es ist etwas seltsam, aber es scheint mir einfach nicht richtig … Verstehst du?«
    »Natürlich verstehe ich.« Ich lächelte, aber so ganz verstand ich es nicht. Warum sollte irgendjemand sein Kind bitten, so etwas zu versprechen? »Ich meine, es ist ein ziemlich seltsames Versprechen.«
    »Ja, ist es wohl.« Josh zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, was dahintersteckt, wirklich nicht. Ich meine, sie war immer etwas unkonventionell. Das ist jedenfalls das Wort, das mein Dad benutzt hat,

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