Im Zeichen des Schicksals
Teil des Raums hatte ich noch nie jemanden sitzen sehen. Josh war mehr ein Büchermensch, und ich hielt mich lieber in der Küche auf, wenn ich nach den Hausaufgaben noch freie Zeit hatte.
»Eine Idee? Schieß los«, sagte Josh und drückte Sandra eine Tasse in die Hand. Ich reichte meine zweite Tasse Ian, dann setzte ich mich in den einzelnen Sessel rechts von der Couch.
»Also, ich habe gedacht, wir könnten vielleicht ein kleines Spiel spielen, um der armen Celine zu helfen, ihr Gedächtnis wiederzufinden.«
Meine Güte, nicht schon wieder die Amnesiegeschichte! Ich warf einen raschen Blick auf Ian. Er schien einfach nur interessiert zuzuhören.
Josh wirkte unsicher. »Was für eine Art von Spiel?«
»Es ist wirklich ganz einfach«, antwortete Sandra. »Warte nur noch eine Minute, ich habe Devon angerufen, damit er es vorbeibringt, er müsste jeden Moment hier sein.«
Meine Verwirrung musste mir deutlich anzusehen gewesen sein, denn Josh erklärte: »Devon arbeitet für Sandras Eltern.«
»Er ist unser Chauffeur.« Sandra lächelte gepresst. »Wer weiß, vielleicht sind deine Eltern ja auch Chauffeure?«
Es klingelte, und Sandra machte sich auf den Weg zur Tür, bevor ich auf ihren abfälligen Seitenhieb reagieren konnte. Nicht, dass ich wirklich darauf reagiert hätte. Das Mädchen war ein hoffnungsloser Fall. Ein undankbarer Snob, der nicht glücklich war, obwohl das Leben ihm alles gegeben hatte.
»Achte nicht auf sie«, meinte Josh entschuldigend.
Ich lächelte ihn beruhigend an, dann warf ich einen verstohlenen Blick in Richtung Ian. Was fand er denn an Sandra?
»Endlich! Also ehrlich, noch etwas langsamer, und ich hätte diesen Idioten feuern müssen«, schnaubte Sandra, als sie in den Raum zurückkam, eine dünne, schwarze Schachtel in den Händen.
»Um noch schneller hier zu sein, hätte er fliegen müssen«, bemerkte Josh zu Devons Verteidigung.
»Dann sollte er eben fliegen lernen.« Sie lächelte zuckersüß. Als sie Joshs wenig beeindruckten Blick sah, richtete sie ihre himmelblauen Augen auf Ian. »Ganz im Ernst, Ian. Sag mir, dass du dein Personal nicht so verhätschelst wie Josh.«
»Ich habe kein Personal«, erwiderte Ian und griff nach dem Deckel der Schachtel, die Sandra auf den Tisch gestellt hatte. »Was ist das?«
Rasch räumte Sandra die Sachen auf dem Couchtisch zur Seite und legte ein großes quadratisches Brett darauf. »Jetzt erzähl mir nicht, dass ihr diese Dinger drüben in Großbritannien nicht habt!«
Ich brauchte einen Moment, um meine Überraschung zu überwinden. »Ist das ein Hexenbrett?«, fragte ich und beugte mich vor. Auf dem Brett, das Sandra auf den Tisch gelegt hatte, standen in einer altertümlichen Schrift zahlreiche Buchstaben und Zahlen, außerdem, in die vier Ecken geschrieben, die Wörter »Ja«, »Nein«, »Frag noch einmal« und »Auf Wiedersehen«. Das war alles. Ich kannte diese Hexenbretter aus Horrorfilmen.
»Ja, genau das ist es. Und jetzt los, Leute. Bringen wir die Geister zum Reden!« Sie klopfte auf den Boden neben sich und überkreuzte die Beine, sodass ihr viel zu kurzes Kleid noch höher hinaufrutschte.
Mit Geistern reden? »Ich weiß nicht«, meinte ich ausweichend. Nicht, dass ich befürchtete, durch das Spiel könne irgendetwas über mich herauskommen, schließlich war es nur eine Spielerei, aber das Heraufbeschwören von Geistern war nichts, was ich in die Kategorie »Spaß« eingeordnet hätte.
»Geister?«, protestierte Josh. »Ich bitte dich, Sandra, das kann nicht dein Ernst sein.«
Sandra hörte mit ihren Vorbereitungen auf und sah Josh mit traurigen Augen an. »Ich hätte mir ja denken können, dass du auch hier einen Rückzieher machst.«
»Unfassbar, dass ich mich von dir da hineinziehen lasse«, brummte Josh, während er neben ihr Platz nahm.
Unsicher folgte ich seinem Beispiel und setzte mich ans gegenüberliegende Ende des Tisches.
»Tut mir leid, Leute, aber ich verschwinde«, sagte Ian.
»Oh, komm schon, sei nicht langweilig!«, jammerte Sandra.
Ihr Welpenblick schien Ian nicht zu beeindrucken.
»Jetzt komm, McAlpine, nur fünf Minuten, dann können wir wieder etwas anderes machen«, meinte Josh. Unterdessen zog Sandra ein viereckiges Stück Holz hervor und legte es in die Mitte des Brettes.
So formuliert wirkte es wirklich nicht zu viel verlangt, aber Ian bückte sich einfach nur, um seinen Autoschlüssel vom Couchtisch zu nehmen. »Tut mir leid, Kumpel, dann mal bis später.«
»Warte mal.« Sandra hielt
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