Im Zeichen des Schicksals
drängte sich mir der Eindruck auf, dass Joshs Trennung mit derjenigen Melissas überhaupt nicht zu vergleichen war. Er war nicht glücklich, aber es schien ihm auch nicht vor Kummer das Herz zu brechen.
»Ja, schon.« Josh nickte. »Und was ist mit dir?«
»Wie bitte?«
Er sah mich an und runzelte die Stirn. »Wie läuft es mit McAlpine?«
»Ian?« Widersprüchliche Gefühle jagten durch meine Brust, wie immer, wenn ich an Ian dachte. Er war witzig, freundlich und stark. Und außerdem war er der arroganteste, anmaßendste und hellsichtigste Mensch, der mir je begegnet war, und ich musste mich von ihm fernhalten. »Ian und ich sind einfach Bekannte.«
»Bekannte?«
Ich quittierte seine Skepsis mit einem Stirnrunzeln. »Ja. Bekannte.«
Josh lachte und hob zum Zeichen seiner Kapitulation die Hände. »Okay, okay. Es ist nur, nun ja, es gibt Gerüchte, weißt du?«
»Was für Gerüchte?« Sandras Stimme unterbrach unser Gespräch, und beide blickten wir auf. In einem kleinen roten Kleid, das betont lässig wirken sollte, aber so kurz geschnitten war, dass man darunter eigentlich eine Hose tragen sollte, kam sie auf uns zu. Direkt hinter ihr kam Ian in seiner üblichen Kombination aus Lederjacke und schwarzer Jeans.
Was zum Teufel hatte er mit ihr zu schaffen?
»Hi, Leute.« Josh begrüßte sie in einem durchaus herzlichen Tonfall, aber seine leicht angehobenen Schultern verrieten ihn. Er war auf der Hut. »Was geht ab?«
»Nicht viel«, schnurrte Sandra.
Ich sah, wie sie mit ihren langen roten Fingernägeln über Ians Arm strich, und verspürte den jähen Drang, etwas nach ihr zu werfen. Was lächerlich war. Was kümmerte es mich, ob Sandra mit Ian flirtete? Er fand es wahrscheinlich wunderbar! Was für ein Idiot. Ich sah ihn an und begriff, dass er mich dabei ertappt hatte, wie ich Sandra und ihn anstarrte. Der Drang, ihm mit einem kräftigen Tritt das Grinsen vom Gesicht zu wischen, war stark.
Sandra hakte sich bei Ian unter. »Ich habe Ian gerade erzählt, wie wir damals immer diese kleinen improvisierten Treffen bei dir abgehalten haben.«
»Ah ja?«, fragte Josh freundlich.
»Ja, das sollten wir dringend mal wieder tun!«
Und so lernte ich, dass Sandra Witherspoon, wenn sie sich erst einmal eine Idee in den Kopf gesetzt hatte, diese auch in die Tat umzusetzen wusste. Binnen dreißig Minuten hatten wir uns alle im Haus der Beaumonts für eines dieser »improvisierten« Treffen versammelt, nach denen sie sich so gesehnt hatte.
»Erklär mir doch noch mal, wie das passieren konnte«, stöhnte Josh, als er in die Küche kam.
Ich warf ihm einen Blick über die Schulter zu, während ich in vier große Tassen Kaffee einschenkte. »Ich glaube, es war allein deine Schuld.«
Josh lachte und lehnte sich an die Küchentheke neben mir. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch du etwas damit zu tun hattest.«
Ich reichte ihm eine der Tassen und sah zu, wie er daran nippte. »Du bist es, der sie eingeladen hat. Ich hatte nichts damit zu tun.«
»Du hättest sie wieder ausladen können«, meinte Josh.
Ich schnaubte. Er wusste ganz genau, dass ich versucht hatte, dieses Treffen zu verhindern. Nicht, dass ich etwas dagegen gehabt hätte, dass Ian hier war, obwohl es nach unserem Gespräch vom Nachmittag sicher eine bessere Idee gewesen wäre, ihm gegenüber Abstand zu wahren. Aber Sandra? Auf die hätte ich gut verzichten können. Nur Minuten, nachdem ich den Eindruck gehabt hatte, sie womöglich falsch eingeschätzt zu haben, dachte ich wieder, dass sie unglaublich hochnäsig war. Und jetzt sah es so aus, als interessiere sie sich für Ian, was wirklich … nun es brachte mich einfach zur Raserei. Verdammt, Raserei war vielleicht das falsche Wort. Mir wurde nur schlecht davon.
»Ich habe gesagt, dass ich noch Hausaufgaben machen muss und dass es schon spät ist. Und dann, als Sandra meinte, ich solle nicht so streberhaft sein, was hast du getan?« Ich reichte Josh eine weitere Tasse und nahm die beiden übrigen selbst. »Ganz genau: Du hast allen erzählt, ich würde sehr guten Kaffee kochen. Also, nach dir.«
Josh murmelte etwas über undankbare Frauen vor sich hin, während ich ihm durch den Flur zurück ins Wohnzimmer folgte.
»Ich hatte eine fantastische Idee!« Sandra sprang von dem Sofa direkt neben der Tür auf, wo sie und Ian vor dem brennenden Kamin gesessen hatten. Weiter hinten im Raum, vor dem großen Flatscreen, befand sich eine zweite Sitzgelegenheit mit einem Sofa und Sesseln, aber in diesem
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