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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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wenn sie etwas tat, was ein wenig seltsam war.«
    Ich beugte mich vor. »Seltsam in welcher Hinsicht?«
    Josh lachte. »Eigentlich war es eher schrullig als seltsam. Sie wandelte gern mit brennenden Salbeiblättern durchs Haus, verhüllte abends die Spiegel mit weißen Tüchern, und ich fand immer Steinsalz wahllos in den Ecken meines Zimmers verteilt.«
    »Zum Schutz«, flüsterte ich.
    »Wie bitte?«, fragte Josh.
    Ich räusperte mich und zwang ein Lächeln auf meine Lippen. »Ich sagte, das ist wirklich schrullig.«
    Aber es war keine Schrulle. Joshs Mutter hatte ihn beschützt. Salbeiblätter zu verbrennen, Spiegel zu verhüllen und das mit dem Salz … Das waren alles Methoden, um das eigene Heim vor Dschinn zu schützen.
    »Sie hat mir auch das hier gegeben«, sagte Josh und nahm einen kleinen flachen Stein aus seinem Geldbeutel. »Und ich musste ihr versprechen, ihn immer bei mir zu tragen.«
    Neugierig darauf, was auf dem Stein zu sehen war, streckte ich die Hand aus. Als der dunkelviolette Stein meine Handfläche berührte, zuckte es heiß durch meinen Arm. Instinktiv legte ich die Finger um den Stein, und das Gefühl war verflogen. Innerlich aufgewühlt blickte ich auf meine Hand hinab.
    »Es ist ein Amethyst«, sagte Josh. »Meine Mutter hat Amethyste geliebt.«
    »Den alten Ägyptern dienten sie zum Schutz vor Hexerei.« Ich redete, ohne nachzudenken, und betrachtete mit einem seltsamen Gefühl die vertrauten Symbole, die in die Oberfläche des Steins geritzt waren. Das Hitzegefühl war verschwunden, aber der Stein übte immer noch eine Art Anziehungskraft auf mich aus. Als zöge er mich in sich hinein. Ich konnte es nicht ganz verstehen.
    »Ach ja?« Josh runzelte die Stirn. Er beugte sich zu mir vor und zeigte auf den in den Stein eingravierten Stern. »Ich hab immer irgendwie gedacht, dass es ein jüdischer Glücksbringer oder etwas in der Art ist. Nicht unbedingt sinnvoll, da meine Mom Christin war.«
    Ich fuhr mit den Fingern über die Zacken des Sterns. »Das Hexagramm ist nicht auf das Judentum beschränkt. Man kann es auch in Moscheen finden, im Tibetischen Totenbuch , selbst in alten Tempeln der Jaina und der Hindus. Es ist ein Symbol der Macht, aber mit diesen Kreisen zwischen den Zacken stellt es vor allem das Siegel des Salomo dar.«
    Josh nahm mir den Stein wieder ab, und im gleichen Moment hatte ich das Gefühl, die Situation wieder unter Kontrolle zu haben. Warum hatte ich meine Zunge derart mit mir durchgehen lassen?
    »Salomo. Also König Salomo, der Sohn Davids?«
    »Ja.« Ich nickte. Robert hatte in seinem Arbeitszimmer unter einem falschen Schutzumschlag ein Buch über Salomo. Offensichtlich hatte er mit seinem Neffen nie darüber geredet.
    »Und was genau hat Salomo gemacht?«, fragte Josh und starrte unvermindert auf den Talisman seiner Mutter.
    Salomo hatte mit seinem Siegel Hunderte von Dschinn gebunden, sie versklavt und sie seinen Palast bauen und seine Befehle ausführen lassen. Aber das brauchte Josh alles nicht zu wissen.
    »Das weiß ich nicht so genau, aber er war ein mächtiger Mann.« Ich versuchte zu lächeln. Das obsessive Interesse am Übernatürlichen war offenbar nicht allein auf Robert beschränkt.
    »Na toll«, sagte Josh, plötzlich von irgendetwas auf der anderen Seite des Raums abgelenkt.
    Ich folgte seinem Blick zur Tür und zu der Gestalt auf hohen Absätzen, die an ihr lehnte: Sandra. Sie blickte für einen Moment in unsere Richtung, dann wandte sie sich wieder der Theke zu.
    »Es tut mir leid«, sagte ich und konnte den unbehaglichen Ausdruck auf seinem Gesicht kaum ertragen. Warum nur hatten sie sich getrennt?
    Er zuckte die Achseln und steckte den Stein weg. »Es hat sich schon lange angebahnt. Ich weiß, dass sie sich … nun ja, wie ein echtes Biest aufführen kann. Und manchmal kann ich auch verstehen, warum. Ihr Leben war nicht immer gerade leicht.« Er seufzte und lehnte sich an den roten Lederbezug unserer Sitznische zurück. »Aber irgendwann kommt der Punkt, wo das nicht mehr als Entschuldigung zählt. Verstehst du, was ich meine?«
    Ich glaubte, ihn zu verstehen, trotzdem konnte ich nicht umhin, mich zu fragen, wieso Sandra Witherspoons Leben schwierig gewesen sein sollte. Und ob ich vielleicht in meiner Beurteilung unfair gewesen war.
    »Wie dem auch sei, wir haben gestern Nacht lange geredet, und sie stimmte mit mir überein, dass es zwischen uns aus ist.«
    »Das ist doch ganz gut so, oder? Ich meine, ihr seid immer noch Freunde.« Allmählich

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