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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Verfahren, um es an Josh zu testen. Vielleicht würde es mir helfen herauszufinden, wie ich ihn beschützen konnte. Ich mischte schnell, legte die Königin der Stäbe mit der Oberseite nach unten auf den Tisch und schob Melissa das Deck zu. »Du musst zehn Karten ziehen – und was ist denn überhaupt der Abel ?«
    »Der Abel ist sozusagen der Nobelpreis für Mathematik. Was hast du da für eine Karte hingelegt?« Melissa deutete auf den Tisch.
    »Das ist der Signifikator. Man wählt eine Karte, die den Menschen, dem man die Karten legt, am besten verkörpert, und die kommt ganz unten hin, so wie diese.«
    »Aha, und welche Karte verkörpert mich am besten?«, fragte Melissa mit einem Grinsen und reichte mir ihre zehn Karten sowie das übrige Deck.
    Ich sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Wolltest du nicht, dass ich mich konzentriere?«
    »Okay, okay, entschuldige! Und jetzt leg los!«
    »Alles klar. Du musst an eine Frage denken, die du beantwortet haben willst, während ich dir die Karten lege. Sag mir nicht, was das für eine Frage ist. Irgendwann im Laufe meiner Deutung solltest du die Antwort auf deine Frage bekommen. Wenn nicht, na ja, dann mache ich meine Sache eben nicht besonders gut.« Ich lächelte, als sich Melissa nun gespannt zu mir herüberneigte; sie war offensichtlich sehr aufgeregt.
    Ich begann, die Karten zu legen. Mit der Oberseite nach unten verteilte ich sie in der Form eines Kreuzes mit einer senkrechten Linie daneben auf dem Tisch. Dann drehte ich die erste Karte um. Es war Der Gehängte .
    »Das ist schlecht«, stöhnte Melissa, aber ich schüttelte den Kopf.
    »Es sieht nicht schön aus, aber Der Gehängte lässt sich aufhängen, um Wissen über die Welt zu sammeln.« Ich betrachtete die Karte und verspürte wieder das seltsame Schwirren in den Ohren, das ich empfunden hatte, wenn ich Janet und ihren Freunden die Karten gelegt hatte. Nur dass es jetzt etwas anders war … es folgten keine Bilder, stattdessen fühlte ich. Gefühle durchwogten meinen Kopf, und dann war da ein verzweifeltes Verlangen zu sprechen. »Du hast für das, was du erreichen willst, Opfer gebracht, und jetzt bist du unzufrieden, hast das Gefühl, in der Luft zu hängen. Jetzt fragst du dich, ob es das wert war. Aber da musst du dich durchkämpfen. Du befindest dich an einem privilegierten Ort. Du betrachtest die Welt auf ganz andere Art und Weise als wir Übrigen, du lernst, und wenn du wieder aus der Schlinge herauskommst, dann hat sich die ganze Qual gelohnt.«
    Ich drehte die zweite Karte um. Der Bube der Kelche , und alles begann, klarer zu werden. Während es mir immer noch im Kopf brummte und kribbelte, drehte ich schnell auch die dritte, die vierte, die fünfte und die sechste Karte um: Gerechtigkeit, Vier der Stäbe, Zehn der Kelche und dann die Fünf der Kelche . Liebe. Es ging alles um Liebe und Opfer. Ich konnte es spüren. Alles war so klar, sehr viel klarer, als wenn ich es selbst miterlebt hätte.
    »Da gab es einen Jungen. Einen Tagträumer. Jemanden mit einem warmen Herzen, der aber keine klaren Ziele vor Augen hat«, sagte ich und deutete auf den Buben der Kelche. »Du hast ihn geliebt. Liebst ihn. Aber irgendetwas ist passiert. Da waren Zorn und Traurigkeit, und du hast ihn aufgegeben.« Ich schob die Vier der Stäbe und Gerechtigkeit aneinander. »Du hast eine überlegte Wahl getroffen. Es hatte etwas mit deiner Arbeit zu tun. Vielleicht mit deinem Beweis? Hier gibt es eine Feier, als hättest du einen Teil deiner Arbeit zu Ende gebracht.«
    Ich sah Melissa an, um ein Zeichen der Bestätigung zu erhalten, und bemerkte erst jetzt, dass sie blass geworden war.
    »Melissa?«
    »Mach weiter«, flüsterte sie und deutete auf die vier Karten, die ich noch nicht umgedreht hatte.
    Ich zögerte. Es tat mir leid, sie so aufgewühlt zu sehen. Aber Melissa wartete darauf, dass ich fortfuhr, und die Gefühle, die mich durchwogten, hatten etwas Berauschendes. Sie waren von einer solchen Stärke. Melissas Liebe war stärker als alles, was ich je zuvor gespürt hatte. Ich wollte nicht, dass diese Liebe mich verließ.
    Ich drehte drei weitere Karten um: Die Acht der Münzen , den Stern , den König der Schwerter . Der König der Schwerter lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich hatte die Sache falsch interpretiert. Der Schmerz war schneidend. » Er hat dich verlassen. Er wollte dich nicht mit deiner Arbeit teilen müssen. Es hat dir das Herz gebrochen.«
    Melissa zuckte leicht die Achseln. »Es spielt keine

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