Im Zeichen des Schicksals
sein Blut. Ich holte tief Luft und versuchte, das Hämmern in meinem Kopf zu beruhigen. »Warum hast du das Blut von jemand anderem auf deinem Hemd?«
Sein Blick wandte sich wieder den Bäumen zu. »Irgendein Junge hat geglaubt, er könne die Situation dazu nutzen, sich an dir zu vergreifen. Ich habe ihm erklärt, dass er es nicht könne.«
»Du hast ihn geschlagen?« Ich versuchte verzweifelt, mich daran zu erinnern, wer der Junge gewesen war, ihn mir vor Augen zu führen, aber da war nur Mattscheibe in meinem Kopf.
»Du brauchst nicht so aufgeregt zu klingen. Ich hab ihm bloß die Nase gebrochen«, sagte Ian und lehnte sich auf der Bank zurück, um es sich bequemer zu machen.
Er hatte mich schon wieder gerettet. »Du müsstest langsam die Nase voll davon haben, mir immer zu Hilfe eilen zu müssen.«
Er blickte mich an. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich beschützen würde.«
Das hatte er. Ian McAlpine war mein ganz persönlicher Held, und ich hatte es so verdammt satt, allein zu sein. Das Ganze wuchs mir über den Kopf: die Gefahr, in der Josh schwebte, die Sache mit den Dschinn, und jetzt war ich auch noch unter Drogen gesetzt worden. Ich brauchte einfach jemanden, der Bescheid wusste. Jemanden, der mich kannte, wenn auch nur ein klein wenig. Wenn ich Ian nicht vertrauen konnte, würde ich niemals jemandem vertrauen können, und irgendwo ganz tief in meinem Inneren hoffte ich, dass mein Leben eines Tages anders sein würde. Dass es darin keine Lügen mehr geben würde. Kein Sichverstecken mehr. Mein Magen krampfte sich zusammen, ich lehnte mich zurück und zog die Beine an die Brust.
»Du wirst glauben, dass ich verrückt bin.«
»Das bezweifle ich«, sagte Ian leise. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, ihn anzusehen. Mein Gott, dass ich das jetzt wirklich tat!
»Ich bin wegen einer Vision nach East Wendell gekommen.« Ich redete hastig und versuchte, nicht darauf zu achten, wie lächerlich es klang. Ian blieb für einen langen Moment totenstill.
»Einer Vision?«
»Ja.« Die Bäume neigten und wiegten sich, Licht strich zwischen den Ästen hindurch und über das Gras. »Ich habe diese Visionen, seit ich dreizehn bin. Bilder, die nicht immer zusammenhängen. Sie zeigen mir Menschen, die Hilfe brauchen, und wie ich sie finden kann. Sie zeigen mir, wie ich verhindern kann, dass schlimme Dinge geschehen.«
»Das Gasleck«, unterbrach mich Ian. »Daher hast du davon gewusst?«
Ich nickte, überrascht, dass er mir nicht ins Gesicht lachte. Er konnte mir doch nicht tatsächlich Glauben schenken, oder?
»Du bist also in diese Stadt gekommen, um ein Feuer zu verhindern?«
Ich schüttelte verneinend den Kopf und fing langsam an, mir wie eine Puppe vorzukommen.
»Warum dann?«
Ich sah Ian an, ließ seinen ernsten Gesichtsausdruck auf mich einwirken. Glaubte er mir wirklich? Es sah ganz so aus – aber ihm von den Dschinn erzählen? Nein, so weit konnte ich nicht gehen. Er würde mich entweder auslachen oder, schlimmer noch, mir Glauben schenken. Es war besser, nichts von ihnen zu wissen. Besser, keine Angst zu haben. »Ich bin wegen Josh hier.«
»Beaumont?« Ian runzelte die Stirn.
»Ja. Es ist mir bestimmt, ihn zu beschützen.«
»Gestern Abend …«, begann Ian überrascht. Dann wurden seine Augen schmal, und er beugte sich zu mir vor. »Du hast Beaumont den Drink aus der Hand gerissen! Sag mir, dass du diesen Cocktail nicht mit Absicht getrunken hast, Celine.«
»Nein«, antwortete ich schnell. Wie konnte er sich alles nur so schnell zusammenreimen?
»Nein?«, wiederholte Ian langsam. Ich kannte diesen Blick aus verengten Augen. Er war drauf und dran, richtig stinkig zu werden.
»Ich meine, ich habe es nicht wirklich absichtlich gemacht. Erst Sekunden bevor Josh das Glas nahm, wusste ich, dass etwas drin sein würde. Ich wusste nicht, was es war. Nur, dass er es nicht trinken durfte. Da war einfach keine Zeit zum Nachdenken …«
»Was!? Warum hast du das verflixte Zeug nicht einfach weggeschüttet?« Da war dieser aufbrausende Zorn, den ich erwartet hatte. Mit übertriebener Heftigkeit steckte er die Hände in die Hosentaschen und begann vor mir auf und ab zu gehen.
»Weil ich in Panik geraten bin. Wenn ich nicht schnell etwas unternommen hätte, hätte Josh den Cocktail getrunken.« Es war wahrscheinlich der falsche Zeitpunkt, aber ich musste unwillkürlich lächeln, als ich sah, wie er sein Temperament zu zügeln versuchte. Ian wusste
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