Im Zeichen des Schicksals
und ließ mich mit einer ungläubig staunenden Melissa zurück.
»Das ist nicht wahr!«
Meine Schultern sackten herab. »Ich wünschte, es wäre anders.«
»Du bist zur Ahornkönigin gewählt worden?«
Ich nickte.
»Mein Gott, da muss Sandra aber mächtig sauer sein!« Melissa lachte auf und stocherte in der halbgeleerten Nudelschüssel auf ihrem Tablett herum.
»Warum sollte sie denn sauer sein?«
»Beliebst du zu scherzen? Sie war zwei Jahre hintereinander die Ahornkönigin, mit Josh als ihrem König natürlich, und jetzt«, Melissas Augen funkelten vor Schadenfreude, »hast du sie entthront.«
Sandra entthront? Das war absolut das Letzte, was ich wollte! Ich musste ihren Dschinn austreiben, statt ihm neue Nahrung für seine finsteren Machenschaften zu geben.
»Bestimmt kann ich einfach sagen, dass ich es nicht machen will«, bemerkte ich mehr zu mir selbst als zu Melissa.
»Ähm, nein!«, protestierte sie. »Celine, das ist absolut perfekt! Wenn du Königin bist, bedeutet das, dass viel mehr Leute zum Kuchenbasar kommen werden. Du brauchst nur für ein Weilchen am Stand herumzustehen, und die Leute werden in Scharen herbeiströmen, um die neue Königin aus der Nähe zu sehen! Wir können zweimal so viel Geld für die Kinder verdienen!«
Na super. Melissa würde ungeheuer enttäuscht sein, wenn ich nicht zu ihrem Kuchenverkauf auftauchte. Aber ich wollte ihr trotzdem helfen, mehr Geld für die Kinder aufzutreiben. Sobald ich zu Tony zurückgekehrt war, würde ich einen Plan schmieden. Vielleicht könnte ich, neben all den übrigen Sachen, die sie brauchte, noch einen Schwung Makronen und Zitronensahne-Cupcakes schicken.
»Was genau hat die Königin zu tun?«
Melissa machte sich über ihren Aprikosenauflauf her. »Du wirst bei den Rennen die Pokale vergeben, bei der Wahl der Miss East Wendell in der Jury sein … solche Sachen.«
»Klar, weil ich die geborene Jurorin für einen Schönheitswettbewerb bin.« Das wäre wirklich ein Desaster geworden. Was zum Kuckuck wusste ich über die Tätigkeit einer Schönheits-Jurorin?
»Keine Sorge, Josh ist da Experte, er wird dich anleiten«, versuchte Melissa, mich zu beruhigen.
Zwei Jahre in Folge hatte Josh zusammen mit Sandra dieses Amt übernommen. Würde man sie wieder miteinander verkuppeln, sobald ich fort war? Ich schaute mich um und fand ihn an seinem üblichen Fenstertisch sitzen. Elizabeth und Missy hockten auf ihren gewohnten Stühlen, Nick schien in Tagträume versunken, und Matt, Josh und Ian waren eifrig ins Gespräch vertieft. Waren Ian und Josh jetzt Freunde? Und wo war Sandra?
»Ich muss vor dem Unterricht noch mal aufs Klo. Wir sehen uns dann in Geometrie.« Ich stand auf und griff nach meinen Büchern.
»In Ordnung«, sagte Melissa und winkte mit ihrem Löffel. Ich war noch keinen Meter vom Tisch weg, da war sie auch schon wieder damit beschäftigt, Zahlen in ihr Heft zu kritzeln. Ich passierte die Toiletten der Mensa, wo mir immer zu viel Betrieb war, und ging zu denen am Ende des Flures mit den Schließfächern weiter. Es war niemand sonst in der Toilette. Ich schritt an den Spiegeln vorbei, und mein Bild folgte mir zur Kabinentür. Die Ruhe um mich herum war ein echter Segen.
Ich setzte mich auf den Toilettensitz, nahm meine Karten heraus und mischte sie, damit sie mir beim Nachdenken halfen. Sandra – oder vielmehr dem Dschinn in ihr – eine Falle zu stellen würde ziemlich schwierig werden. Sie war ständig von Leuten umgeben, hatte mehr außerschulische Aktivitäten, als das einem einzelnen Menschen eigentlich zuträglich war, und ihr Haus wurde, soweit ich das bei der Party hatte erkennen können, sowohl unten am Tor als auch am Haupthaus selbst überwacht. Wenn ich sie weder zu Hause noch allein während der Schulzeit erwischen konnte, würde ich es während des Trainings des Cheerleader-Teams versuchen müssen.
Nach dem, was Josh mir erzählt hatte, als ich ihn einmal nach seinen Trainingszeiten fragte, hatte das Cheerleader-Team fast die gleichen Termine wie das Rugbyteam. Die Rugbymannschaft trainierte nach der Schule von Montag bis Donnerstag je zwei Stunden, dazu gab es noch ein dreistündiges Training sonntagmorgens. Die Cheerleader hatten fast das gleiche Programm, mit dem einzigen Unterschied, dass ihr Wochentagstraining nur anderthalb Stunden dauerte. Da die Trainingsstunden hinter geschlossenen Türen stattfanden, musste ich meine Falle kurz vor Beginn oder kurz nach Ende des Trainings stellen.
Ich brauchte nur
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