Im Zeichen des Todes
auffallen.
Der Morgen zog sich hin. Mit A usnahme eines gelegentlichen » Hola« ignorierten die anderen Schüler ihn größtenteils, aber das war Zak nur recht. In der großen Pause, als alle hinausströmten, schlüpfte er in ein leeres Klassenzimmer im dritten Stock und sah im Schutz der verspiegelten Fenster auf den Schulhof hinunter. Dort hatten sich die Schüler in kleinen Gruppen und Cliquen zusammengefunden – doch nicht um Cruz Martinez. Im Gegenteil, man schien ihm aus dem W eg zu gehen. W ie ein Häftling auf dem Gefängnishof ging er an der Campusmauer auf und ab. A us dieser Entfernung konnte Zak seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, aber er sah, wie Cruz mit hängenden Schultern vor sich hin trottete.
» Señor Gold!«
Zak wirbelte herum und sah Sanchez, den Mathematiklehrer, in der Tür stehen.
» Si, Señor?«, fragte er in fast akzentfreiem Spanisch.
» Es ist nicht gesund, an so einem schönen Tag drinnen zu bleiben.«
Zak sah ihn entschuldigend an und sagte: » Ich bin dieses Klima noch nicht gewöhnt. Da draußen ist es mir zu heiß.«
» Aber Señor Gold, es ist wichtig, dass sich die neuen Schüler Freunde suchen.« Mit blitzenden A ugen streichelte der Mathelehrer seinen Schnurrbart.
» Das werde ich, Señor«, erwiderte Zak. » Das verspreche ich.«
Sanchez zuckte mit den Schultern, wandte sich um und ging. In W ahrheit gehörte es zu Zaks Plan, den Einzelgänger zu geben. Er kehrte ans Fenster zurück, um Cruz zu beobachten. Zak hatte noch kein W ort mit ihm gesprochen, doch er hatte bereits das Gefühl, als wisse er etwas über Cruz Martinez. A lle kannten seinen V ater und dessen Ruf – wie auch nicht, da Cruz jeden Tag von einer bewaffneten Eskorte zur Schule gebracht wurde. Die anderen Schüler machten einen weiten Bogen um ihn, nicht aus Respekt, sondern aus A ngst. V ielleicht hatten ihre Eltern ihnen gesagt, sie sollten sich besser von dem Martinez-Jungen fernhalten, vielleicht musste man ihnen das auch gar nicht erst sagen. W ie auch immer, Zak hatte das Gefühl, als würde Cruz seine Schulkameraden ein wenig verachten, aber er war auch einsam. Er wusste, warum die anderen ihm aus dem W eg gingen, und er wusste auch, dass sich daran so bald nichts ändern würde. W enn die Zeit gekommen war, sollte Cruz Zak für einen Gleichgesinnten halten.
Den Rest des Morgens redete Zak mit niemandem. Er war zurückhaltend, aber fleißig im Unterricht und hielt sich beim Mittagessen abseits.
Am Nachmittag verkündete die Englischlehrerin – eine hochgewachsene blonde Frau mit dunkler Haut –, dass sie sich zu zweit zusammenfinden sollten, um Englisch miteinander zu sprechen. Fast augenblicklich begannen die Schüler, sich mit ihren Freunden zusammenzutun. Es bot sich niemand an, ein Paar mit Zak zu bilden, und nach etwa dreißig Sekunden war klar, dass nur noch eine andere Person im Raum übrig war, die sein Partner werden konnte.
» Harry«, verkündete die Lehrerin, » du kannst mit Cruz zusammenarbeiten. Beeilt euch, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit …«
Zak merkte, wie seine A ugen zuckten, doch er versuchte, unbeteiligt dreinzusehen, während Cruz ihn von der anderen Seite des Klassenzimmers her anstarrte. Er stand auf und ging zu dem mexikanischen Jungen hinüber.
» Hi«, sagte er möglichst lässig, als er sich setzte, » ich bin Harry.«
» Weiß ich«, antwortete Cruz in erstaunlich gutem Englisch. Er blickte finster drein und Zak war sich sicher, dass es daran lag, dass niemand freiwillig sein Partner hatte sein wollen.
» Ich habe dich heute Morgen ankommen sehen«, bemerkte Zak möglichst arglos. » Ganz schöner Konvoi.«
Cruz zuckte mit den Schultern. » Mein V ater ist Geschäftsmann. Ein reicher Geschäftsmann. Es besteht die Gefahr, dass ich entführt werden könnte.«
» Was für Geschäfte denn?«, fragte Zak.
Cruz schniefte: » Einfach Geschäfte.«
Es entstand ein verlegenes Schweigen.
Dann sagte Zak: » Ich verstehe. Mein Dad war auch ein erfolgreicher Geschäftsmann, bevor er gestorben ist. W ir mussten vorsichtig sein.«
Cruz wirkte interessiert. » Dein V ater ist tot?«
Zak nickte.
» Meine größte A ngst ist es, dass mein V ater sterben könnte«, gestand Cruz, doch dann schien er plötzlich verlegen, so etwas gesagt zu haben.
» Dein Englisch ist echt gut«, versuchte Zak das Gespräch mit einem Kompliment in Gang zu halten.
» Dein Spanisch auch«, erwiderte Cruz – auf Spanisch. » Wie kommt’s?«
Zak zuckte mit den A chseln. » Hab
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