Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)
hüpft auf ihren Locken auf und ab. Und ich muss einfach auch lächeln, weil Daisy es immer wieder schafft, jeden um ihren kleinen Finger zu wickeln.
Drinnen bei Zagni’s ist es warm. Zu warm. Die Fenster sind beschlagen. Wir stehen in der Warteschlange für Eis und Pizza. Die Schlange ist lang und windet sich um die Stühle und Tische neben den Regalständern für Ansichtskarten, Muschelhalsketten und Schlüsselringe. Wir rücken langsam vorwärts und ich entdecke an einem der Tische Jake und Ethan. Am liebsten würde ich rausgehen, aber Daisy hält meine Hand fest. Ich verstecke mich hinter dem Mann vor mir und halte den Kopf gesenkt.
Jake und Ethan haben mich nicht gesehen. Sie beobachten einen Jungen und eine große, blonde Frau, die sich an einem der Fenstertische streiten. Ich kann nicht hören, was sie sagen, aber die Frau schlägt mit den Händen auf den Tisch und steht auf. Ihr Stuhl kippt nach hinten, fällt um und sie bückt sich, um ihn aufzustellen. Als sie hinter uns nach draußen stürmt, starrt ihr der Junge wütend nach. Erst jetzt kann ich sein Gesicht erkennen.
»Das ist der neue Junge«, flüstere ich Daisy zu. »Er war heute in meiner Klasse.«
Felix trinkt hastig sein Glas leer und lehnt sich zurück. Erwischt sich mit dem Ärmel übers Gesicht und hinterlässt ein paar Tropfen Orangensaft am Kinn.
Daisy zupft mich am Ärmel. »Was ist denn mit dem los?«
»Ich weiß es nicht, Daisy.« Ich greife ihren Arm. »Komm schon, ihn anzustarren ist unhöflich.«
Jake bricht in Gelächter aus. Dieses Mal lachen sie nicht über mich. Sie lachen über Felix. Ethan winkelt seinen Arm vor der Brust an und verzieht sein Gesicht zu einem dämlichen Grinsen. Felix’ Miene verfinstert sich. Er schaut zu mir herüber, als ob ich mit denen unter einer Decke stecken würde. Also drehe ich mich weg.
Wir bewegen uns wieder ein Stück nach vorne.
Jake und Ethan sind noch nicht fertig. Sie lachen schon wieder.
Ich sehe mich um. Speichel tropft an Ethans Kinn herunter.
Daisy zögert. Ich versuche, sie nach vorne zu ziehen, aber sie reißt sich los.
»Hört auf damit!«, schreit sie. »Hört einfach auf damit!« Sie stellt sich vor Jake und Ethan, stemmt die eine Hand an die Hüfte und hebt mit der anderen den Zauberstab, als sei sie Tinkerbell und stünde Auge in Auge Captain Hook und Smee gegenüber. Sie zeigt auf Felix. »Er kann nichts dafür«, sagt sie. Ihr Gesicht glüht.
Jake und Ethan kichern. Aber die Gäste im Café drehen sich nach ihnen um. Jake steht auf, sieht mich und funkelt mich an. »Komm, Ethan«, sagt er. Er drängelt sich an mir vorbei undmurmelt vor sich hin, laut genug, dass ich es verstehe. »Das hier drin ist nur was für Spastis und Versager.«
Daisy ergreift wieder meine Hand, dieses Mal fester. Ihre Fingernägel graben sich in meine Handfläche.
Ich lege den Arm um sie und werfe einen kurzen Blick auf Felix. Er starrt auf den Tisch und dreht mit seiner guten Hand den Salzstreuer hin und her.
Wir sind nun an der Theke und wollen bestellen, aber Mrs Zagni hält für Daisy schon ein Eis bereit. Zwei Kugeln Minze-Schokosplitter, mit Schokosoße übergossen und mit Schokostreuseln verziert.
»Das geht aufs Haus, Daisy Varcoe«, lächelt sie. »Das war großartig, was du da gerade getan hast. Du bist genau das, was die Welt jetzt braucht.«
Daisy strahlt und nimmt die Eiscremetüte.
»Komm schon, Daisy.« Ich trage Zauberstab und Partytasche. »Lass uns rausgehen.«
»Ich will nur noch ›Hallo‹ sagen«, erklärt sie.
Ich warte am Eingang und lächle. Daisy möchte mit der ganzen Welt gut Freund sein. Sie geht zu Felix’ Tisch, drückt die Brust heraus und strahlt.
Aber irgendetwas passiert. Irgendetwas wird gesagt, das ich nicht hören kann. Daisys Gesichtszüge fallen in sich zusammen. Tinkerbells kleines Licht verlöscht. Sie lässt ihr Eis auf den gefliesten Boden klatschen. Dann rennt sie mit hochrotem Kopf und Tränen auf den Wangen direkt an mir vorüber, durch die offene Kaffeehaustür hinaus in Freie.
Kapitel 9
Ich finde Daisy am Hafen. Sie sitzt zwischen einem Stapel Hummerkörbe, schluchzt und keucht und schnappt nach Luft.
»Daisy, was ist denn? Was ist passiert?«
Sie streift die Flügel ab und wirft sie in den öligen Schlamm. Sie versucht vergebens, den Plastikzauberstab zu zerbrechen, und schmeißt ihn dann hinterher.
»Hast du gehört, was er gesagt hat?« Ihre Augen sind voller Tränen.
Ich gehe in die Knie und lege die Arme um sie. »Was,
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