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Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition)

Titel: Im Zeichen des weißen Delfins (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Lewis
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Kap führen. Dort, wo es im Vorübergehen durch die Tümpel schleifte, zieht ihr langesSchultertuch eine nasse Spur über den Stein. Die alte Frau hat es fast bis nach oben geschafft, als sie stürzt und nach vorne stolpert. Ihr Stock fällt zu Boden und rutscht den Abhang hinunter. Wir können nur das Ende ihres Tuchs sehen, das aus dem langen Dünengras spitzt.
    Sie bewegt sich nicht.
    Daisy und ich sehen uns an.
    »Wir schauen lieber nach, ob sie okay ist«, sage ich.
    Daisy nickt und folgt mir über die Felsen.
    Miss Penluna sitzt aufrecht und reibt sich die Kniescheiben. Auf ihren Wollstrümpfen befindet sich ein kleiner Blutfleck.
    Ich hebe ihren Stock auf. »Alles okay mit Ihnen?«
    Miss Penluna schaut hoch und lächelt. »Ich glaub schon. Danke, mein Liebes.«
    Ich gebe ihr die Hand und helfe ihr auf die Beine. Miss Penlunas Arm unter dem Schultertuch fühlt sich dünn und knochig an. Sie hat Augen wie ein Vogel. Ihr Blick huscht über mein Gesicht.
    »Du bist doch das Kind von Kay Wood, stimmt’s?«
    Die Frage überrascht mich. Niemand spricht noch über Mum.
    Ich nicke.
    Daisy umklammert meine Hand ganz fest.
    »Sie hat mir immer Vögel gebracht«, sagt Miss Penluna und formt die Hände zu einer Schale, als würde sie einen halten. »Drollige kleine schwarz-weiße Vögel, die Pinguinenähnlich sehen. Sie waren verloren gegangen, konnten im Sturm ihre Kaninchenlöcher nicht finden.«
    Daisy unterdrückt ein Kichern, doch Miss Penluna bemerkt das nicht. Mit großen Augen beugt sie sich zu uns herüber und flüstert: »Ich hab sie über Nacht in meinen Abflussrohren wohnen lassen.«
    Neben mir kann sich Daisy kaum noch halten und fängt an zu beben. Ich huste, um das Gekicher zu überdecken. »Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?«, frage ich.
    Miss Penluna nickt und zieht ihr Tuch straff über die Schultern. Sie nimmt den Stock aus meiner Hand. »Danke schön, mir geht’s wieder gut.«
    Sie ist schon im Begriff zu gehen, da dreht sie sich um, neigt den Kopf zur Seite und schaut mich direkt an.
    »Wie geht es deiner Mutter?«, fragt sie. »Ich hab sie nicht mehr gesehen, seit ich weg bin.«
    Ich zucke mit den Schultern. Das ist eine so einfache Frage, aber ich kann keine Antwort mehr darauf geben. »Ich weiß nicht, wo sie ist«, sage ich.
    Miss Penlunas Augen erforschen mein Gesicht und ich fühle mich, als hätte ich irgendwie nicht aufgepasst, wie ein kleines Kind, das ein kostbares Spielzeug verloren hat. Ich dachte, jeder in dieser Stadt hätte das von meiner Mum gehört. Vergangenes Jahr stand es auf den Titelseiten der Zeitungen. Vier Mitarbeiter der Hilfsorganisation für Wale und Delfine, unter ihnen meine Mum, sind auf den Salomonen spurlos verschwunden. Sie hatten dort Einheimischendabei geholfen, den Delfinfang für Meeresaquarien in Freizeitparks auf der ganzen Welt zu unterbinden. Ein Themenpark in Dubai wollte allein zwanzig Delfine und einer in der Karibik hatte ebenfalls Interesse. Mum wollte herausfinden, wer hinter all dem steckt. Sie hatte erzählt, dass irgendjemand damit eine Menge Geld scheffelt. Sie nannte es Blutgeld .
    Miss Penluna stupst mich mit dem Stock gegen die Brust. »Ich bitte die Engel, dass sie nach ihr suchen sollen«, sagt sie. »Vielleicht können sie helfen.«
    Ich nicke und blicke Daisy an. »Danke schön.« Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll.
    Miss Penluna klettert die letzten paar Stufen hoch und wackelt auf dem Küstenweg zurück in den Ort.
    Mit großen Augen wendet sich Daisy an mich. »Vielleicht kann sie ja deine Mum finden.«
    »Red keinen Unsinn, Daisy«, sage ich. »Das ist doch alles Quatsch. Sie ist nicht mehr ganz dicht. Hast’s ja gerade selbst gemerkt.«
    Die Wolkendecke reißt plötzlich auf und Miss Penluna steht mitten in einem goldenen Sonnenstrahl. Es sieht aus, als würde das Licht direkt aus dem Himmel kommen. Ich versuche, den Gedanken zu verdrängen. Klar ist das total bescheuert, aber ich frage mich, ob Daisy vielleicht recht haben könnte.
    Vielleicht kann Miss Penluna am Ende doch mit Engeln sprechen.

Kapitel 10
    Der Duft von gebratenem Speck zieht die Treppe hoch und hinein in das Zimmer, das ich mit Daisy teile. Daisy schläft noch. Ihre goldenen Locken breiten sich übers Kissen aus. Ich ziehe mir den Bademantel über und gehe hinunter in die Küche. Onkel Tom sitzt in seiner Ölzeughose am Tisch. Seine Fischerstiefel warten an der Hintertür auf ihn. Er wird heute wohl wieder raus aufs Meer fahren. Tante Bev steht

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