Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
feuchte Locke über ihrem Ohr, bevor er die Finger zart über ihre Wange gleiten ließ.
„Du bist das Feuer, das meine Seele verzehrt“, flüsterte er mit dunkler, rauchiger Stimme und trat so dicht an Valandra heran, dass sie sich beinahe berührten.
Valandra war gefangen. Gefangen im Zauber seiner samtenen Stimme, seiner hauchzarten Berührung und ihrer eigenen Sinnlichkeit. Ihr Pulsschlag raste, und sie blickte seinen Lippen verlangend entgegen, als sich diese ihr langsam näherten.
Urplötzlich tauchte jedoch ein unerwünschtes Bild vor ihrem geistigen Auge auf: Bell, nackt und mit gierigem Blick hinter Ranulf kauernd.
Sogleich erwachte Valandras Zorn zu neuem Leben.
„Nein“, zischte sie und stieß ihn mit beiden Händen von sich. „Nein, verdammt! Ich bin keines meiner Dienstmädchen, die du jederzeit vernaschen kannst. Geh doch zu Bell! Sie scheint derzeit ja deine Favoritin zu sein!“
Sie wandte sich um, stürmte in die Sicherheit des Waschhäuschens und schlug geräuschvoll die Tür hinter sich zu.
Das Herz pochte ihr bis zum Hals, als sie aufgebracht auf den hölzernen Dielen auf und ab schritt. Das Waschhäuschen hatte lediglich einen kleinen, quadratischen Raum, in dem drei große, dampfende Waschzuber den größten Teil des Platzes einnahmen. Ein kleines Tischchen und ein hölzernes Gestell stellten die einzigen Möbel dar. Auf Letzterem stapelten sich Seifenklötze, diverse Bürsten und verschiedene Duftöle in tönernen Tiegeln.
Himmel, weshalb war sie ausgerechnet hierher geflohen? Die Enge in diesem Raum raubte ihr beinahe den Atem. Oder lag es an ihrer Wut?
Was dachte sich dieser Kerl eigentlich? Glaubte er allen Ernstes, sie würde ihm einen weiteren Kuss erlauben? Und das nach allem, was heute Morgen geschehen war? Die Arroganz dieses Mannes kannte wahrlich keine Grenzen! Valandra stockte der Atem, als die Tür aufsprang und Ranulf wütend hereinstürmte. Wie ein zorniger Racheengel baute er sich vor ihr auf, während er die Tür mit einem heftigen Stiefeltritt zustieß.
„Was soll das?“, forderte er unwirsch zu wissen. Seine Augen funkelten wie frisch geschliffene Dolchklingen. „Seit wann bin ich dir Rechenschaft über meine Taten schuldig? Ob ich mich mit deiner Magd vergnüge oder nicht, geht dich nichts an!“
Valandra stemmte wütend die Hände in die Hüften und begegnete ihm mit demselben Zorn. „Irrtum, du Flegel! Es geht mich sehr wohl etwas an! Schließlich bin ich noch immer die Burgherrin, und ich dulde keine
Herumhurerei! Weder bei dir noch bei meinen Untergebenen! Haben wir uns verstanden?“
„Herumhurerei?“ Jeder, der Ranulf kannte, wusste, dass er in Deckung gehen sollte, wenn er diesen samtig weichen Ton anschlug. Ihre Worte hatten ihn getroffen, und Ranulf war kein Mann, der eine Beleidigung einfach hinnahm.
„Mal sehen, ob ich dich richtig verstanden habe. Es ist dir also egal, bei welcher Frau ich mein Vergnügen suche? Hauptsache, es geschieht nicht in deinem geliebten Heim? Kommt das in etwa hin?“
Nein! Lieber würde ich dir die Augen auskratzen!
Valandra reckte stolz das Kinn. „Haarscharf erfasst. Von mir aus kannst du mit allen Frauen in ganz Schottland schlafen, solange du es nicht unter meinem Dach tust.“
Ranulf trieb Valandra mit dem Instinkt eines angriffslustigen Raubtiers quer durch den Raum, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand.
„Lügnerin!“ Er stemmte seine Arme rechts und links von ihren Schultern gegen die Wand, um ihr jede Fluchtmöglichkeit zu vereiteln. „Wenn es dir tatsächlich so egal ist, weshalb führst du dich dann wie ein eifersüchtiges Eheweib auf?“
„Ich? Hast du den Verstand verloren? Alles, was ich von dir will, ist, dass du mich endlich in Ruhe lässt!“ Valandra versuchte, unter Ranulfs linkem Arm hinwegzutauchen und seiner beunruhigenden Nähe zu entfliehen, doch er ließ es nicht zu.
„Dummerweise gibt es da ein kleines Problem.“
„Und das wäre?“
„Ich kann mich nicht von dir fern halten. Nicht, wenn du mich ständig in Versuchung führst.“
„Ich!“, rief Valandra aufrichtig empört. „Das habe ich noch nie getan!“
„Und ob! Du tust es ständig! Allein deine Gegenwart im selben Raum raubt mir die Ruhe. Dein sanfter Hüftschwung, deine Funken sprühenden Augen, wenn du wütend bist...“ Er beugte sich ein kleines Stück vor und roch beinahe sehnsüchtig an ihrem Haar. „Ich bin mir nie sicher, ob ich dich küssen oder erwürgen soll!“
Valandra sog scharf den Atem
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