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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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sagen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Es war Ranulfs Kampf. Er allein sollte entscheiden, ob er die kleine Lady in sein Vertrauen ziehen wollte oder nicht.
    „Es gibt viele Geheimnisse um Ranulf de Bretaux, und die meisten davon sind gefährlich. Aber eines solltet Ihr Euch vor Augen halten: Hütet Euch vor diesem Malven. Er führt nichts Gutes im Schilde.“
     
    „Ich bring ihn um“, knurrte Ranulf angriffslustig und heftete den Blick auf den kleinen Reitertrupp, der sich in gemächlichem Tempo näherte. Am Himmel wölbten sich bedrohliche Gewitterwolken und warfen düstere Schatten über die Landschaft von Walkmoor. Doch der nahende Sturm war nichts im Vergleich zu Ranulfs angespanntem Gemütszustand. Seit er vor mehr als einer Stunde erfahren hatte, dass Valandra in Begleitung von Kasim und fünf Kriegern ausgeritten war, tobten in ihm Gefühle, die er nicht genauer erkunden wollte. Er kochte vor Wut und verzehrte sich gleichzeitig vor Sorge.
    Malven befand sich dort draußen und beobachtete vermutlich jede Bewegung des kleinen Reitertrupps. Ranulf spürte seine Anwesenheit, spürte das Unheil, das von seinem alten Freund ausging.
    Es war schlimm genug, dass Kasim sich achtlos in Gefahr brachte, aber dass er Valandra nicht von ihrem Vorhaben abgehalten hatte, war einfach unverzeihlich. Sie konnte dort draußen den Tod finden! Ein einziger, gut gezielter Pfeil genügte, um ihrem jungen Leben ein Ende zu setzen - und Malven war ein Meisterschütze.
    Ranulfs Hände ballten sich zu Fäusten, als die Schuldgefühle sich in seine Eingeweide fraßen. Verdammt, er war ihr keine Rechenschaft schuldig. Er konnte sich mit jeder Frau in ganz Schottland vergnügen, schließlich war er ihr nicht verpflichtet. Dennoch konnte er ihre Augen nicht vergessen. Den Schmerz, den er in ihren smaragdgrünen Tiefen gesehen hatte, die Enttäuschung und die Wut, bevor sie fluchtartig sein Gemach verlassen hatte. Er wusste, dass sie nur seinetwegen ausgeritten war, und eben dieses Wissen setzte ihm schwer zu. Wenn ihr irgendetwas zustoßen sollte, wäre es allein seine Schuld.
    Der bloße Gedanke daran ließ sein Blut gefrieren, und es bedurfte seiner ganzen Selbstbeherrschung, dass er ihr nicht augenblicklich entgegenritt, sie quer über den Sattel warf und schnellstmöglich in die Sicherheit der Burgmauern zurückbrachte.
    Ranulfs Gesicht verfinsterte sich noch mehr, denn er wusste, dass eben dieses Verhalten Valandra in ernstliche Gefahr bringen würde. Der Umstand, dass sie sorglos und nur unzulänglich geschützt mit Kasim ausritt, war im Augenblick ihr bester Schutz. Erst wenn Malven den Verdacht hegen würde, dass sie Ranulf etwas bedeutete, war ihr Leben ernstlich in Gefahr.
    Dennoch brachte die Warterei Ranulf beinahe um den Verstand. Er hasste es, untätig herumzustehen, hasste es, zum Ausharren verdammt zu sein, und er verabscheute die Angst, die er um Valandra verspürte.
    „Lasst die Zugbrücke hinunter! Die Burgherrin kehrt zurück“, verkündete die Torwache, und Ranulf schloss erleichtert die Augen. Himmel, bevor er diese Burg wieder verließ, würde er vor Sorge bestimmt um Jahre altern.

Kapitel 14
    Valandra reichte Kasim den schweren Korb mit nasser Wäsche und deutete mit dem Kopf zu Ranulf, der einige Meter entfernt von ihnen auf dem Übungsplatz stand und wie ein Besessener mit dem Langschwert auf den dafür vorgesehenen Holzstamm einschlug.
    „Was ist denn mit ihm los?“
    Wieder und wieder ließ Ranulf das Schwert niedersausen. Links, rechts, links, rechts. Hieb auf Hieb. Er bearbeitete den Stamm mit einer Kraft, die das harte Holz in dicken Spänen nach allen Seiten splittern ließ. Dabei bewegte er sich mit einer geschmeidigen Gewandtheit, die Valandra aufs Neue verblüffte und die von einer Körperkraft sprach, welche sie seltsam atemlos machte. Valandra legte die Stirn in Falten und beobachtete Ranulf eingehender. Sonderbar. Gewöhnlich dirigierte die Konzentration seine Schwertübungen, doch heute schien eher Ärger seine Motivation zu sein. Oder handelte es sich gar um Wut?
    Valandra strich sich resolut eine lose Haarsträhne hinter das Ohr und entschied, dass es ihr egal sein konnte. Es kümmerte sie nicht.
    „Man sollte meinen, nach seinem heutigen Bad wäre er entspannter“, entfuhr es ihr im nächsten Augenblick. Sie hätte sich auf die Zunge beißen können, als sie die Eifersucht aus ihren eigenen Worten heraushörte.
    Kasim lächelte viel sagend. „Entspannung ist eine Sache - Erfüllung

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