Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
eine ganz andere. Vielleicht hat sich Ranulf nach einem anderen Badewasser verzehrt.“ Er wandte sich um und schritt davon.
„Was immer das auch heißen mag“, flüsterte Valandra und zwang sich, den Blick von Ranulfs beeindruckendem Körper loszureißen.
Müde und erschöpft lehnte sie sich an die Wand des kleinen steinernen Waschhäuschens und sog die kalte, regenfeuchte Nachmittagsluft tief in ihre Lungen. Der heiße Dampf und der schwere Duft der Seife hatten ihr stark zugesetzt. Die Kleidung klebte ihr am Körper, und winzige Dampfperlen glitzerten in ihrem Haar. Seit einer Stunde schruppte sie nun schon wie eine Wahnsinnige unzählige Leinentücher, wusch Wolldecken und kochte die benutzten Verbände von Ranulfs Männern aus. Obwohl sie diese Arbeit gewöhnlich ihren Dienstboten überließ, hatte sie sie heute freiwillig übernommen. Sie musste dringend ihre Gedanken ordnen, und körperliche Arbeit war dafür noch immer die beste Methode.
Das Mittagsmahl war eine Tortur gewesen. Nicht, weil Eleanora und Dalvina endlos über ihren verletzten Stolz gejammert hatten, sondern weil Ranulf ihr gegenüber am Tisch gesessen hatte. Er hatte kein einziges Wort gesprochen, doch wann immer ihre Blicke sich getroffen hatten, war es ihr heiß und kalt den Rücken hinuntergelaufen. Es war verrückt, doch obwohl sie sich von ihm verraten und zutiefst gedemütigt fühlte, war es ihr unmöglich, die Bilder vom Morgen aus ihrem Kopf zu bekommen. Sie sah Ranulf in seiner nackten Schönheit – die breiten Schultern, die mächtigen Wölbungen seiner Brustmuskeln, auf denen unzählige verführerische Wassertröpfchen geglitzert hatten, und dann der Anblick seiner langen, kampfgestählten Arme, die so kräftig wirkten, als ob sie die ganze Welt aus den Fugen heben könnten. Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt, ihn zu berühren, seine straffe, bronzefarbene Haut zu liebkosen...
Fürwahr, Detlef hatte nicht übertrieben. Ranulf war tatsächlich so schön wie die Sünde. Und mindestens ebenso verdorben, dachte Valandra gereizt, während sich der Stachel der Eifersucht wie ein glühendes Schwert in ihre Brust rammte. Verzweifelt darum bemüht, die aufwühlenden Bilder niederzukämpfen, schloss sie die Augen und atmete tief ein und aus.
Komm zu mir, hatte er geflüstert. Einfache Worte und doch so unglaublich verführerisch, dass sie selbst jetzt noch sinnliche Schauer durch ihren Körper sandten. Komm zu mir!
„Du wirst dich erkälten.“
Ein verträumtes Lächeln umspielte Valandras Lippen. „Hm, nein, das hat er nicht gesagt. Nur diese drei Worte: Komm zu mir! “
„Und ich habe jedes Wort auch so gemeint.“
Valandra zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen und riss entsetzt die Augen auf.
Vor ihr stand Ranulf.
„Was?“, keuchte sie entsetzt, und ihre Wangen färbten sich glutrot vor Scham. Hatte sie ihre Gedanken etwa laut ausgesprochen? Großer Gott, sie hoffte, nicht!
Ranulf benötigte einen Augenblick, bis er seine Stimme wieder fand. Valandras sinnlicher Anblick, dieses verträumte Lächeln und ihre gewisperten Worte hatten sich wie eine zärtliche Liebkosung auf seiner Haut angefühlt. Unerwartet und unendlich verführerisch.
Ohne Vorwarnung wurde Ranulf von einem leidenschaftlichen Verlangen gepackt, das jeden Muskel seines Körpers in Spannung versetzte. Die Lust durchzuckte ihn wie ein gleißender Blitz. Verdammt, die Leichtigkeit, mit der Valandra ihn erregen konnte, war tatsächlich beängstigend.
Wie von einer fremden Macht getrieben, trat Ranulf noch einen Schritt näher, bis Valandra die kleinen goldenen Sprenkel im Blau seiner Augen erkennen konnte. Sein Begehren war ebenso klar erkennbar, eine Sehnsucht, direkt und vielschichtig zugleich.
„Ich sagte, ich habe jedes Wort auch so gemeint“, flüsterte er rau. „Und ich tue es noch, obwohl ich weiß, dass es unser beider Verderben wäre.“ Seine Augen nahmen ihre vom Dampf erhitzte Haut wahr, sahen, dass sich der feuchte Stoff ihres Kleides wie eine zweite Haut über die sanften Rundungen ihrer Brüste legte und jede Kurve ihres verführerischen Körpers aufreizend betonte. Valandra erbebte unter der Eindringlichkeit seiner Blicke, die voller hungriger Sehnsucht über sie glitten, und wieder spürte sie diese unerklärliche Energie zwischen ihnen. Es war, als ob die Zeit um sie herum stehen bliebe. Nichts existierte mehr. Es gab nur noch sie beide und diese schmelzende Hitze. Ranulf hob langsam die Hand und berührte sanft eine kleine
Weitere Kostenlose Bücher