Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
„Zügelt Euren Zorn! Lord Lamont lebt, und Walkmoor Castle wird nie in Eure Hände fallen. Findet Euch damit ab oder tragt die Folgen.“
Das vernichtende Feuer in seinem Blick hätte ausgereicht, um auch den tapfersten Krieger in die Flucht zu schlagen. Doch just in diesem Moment brach ein tosender Sturm los. Das Hauptportal sprang auf und krachte mit einem lauten Knall gegen die Wand. Wind und Regen peitschten in die Halle, während gleißende Blitze und grollende Donnerschläge den schwarzen Abendhimmel zerrissen.
Es war ein Furcht erregendes Schauspiel der Naturgewalten. Valandra beobachtete, wie McGregors Krieger sich eilig bekreuzigten und Ranulf mit ängstlichen Blicken maßen. Sie schienen ihn für diesen plötzlichen Aufruhr verantwortlich zu machen. Ganz so, als wäre er der Gebieter der Stürme. Selbst McGregor musterte Ranulf aufmerksam, und für einen Sekunden bruchteil huschte Unsicherheit über sein Gesicht.
Er teilte den Aberglauben seiner Männer gewiss nicht. Aber auch wenn keine böse Macht hier am Werke war, so erkannte er, dass er im offenen Kampf nicht die geringste Chance gegen diesen kampfgestählten Riesen hätte. Vermutlich würden fünf seiner besten Männer nicht ausreichen, um diesen Krieger zu überwältigen.
McGregors Blick heftete sich auf Valandra. Dieses keine Miststück hetzte ihm also einen Riesen auf den Hals. Bei seiner schwarzen Seele, das würde sie ihm büßen!
Ein vernehmliches Räuspern ließ McGregor wütend herumfahren.
„Was?“, fuhr er seinen Hauptmann unwirsch an. „Siehst du nicht, dass du störst?“
Die lange wulstige Narbe quer über dem Auge des Kriegers zuckte leicht, ansonsten war keine Gefühlsregung in dem grobschlächtigen Gesicht zu erkennen. „Vergebung, Mylord, aber es ist dringend. Ich brauche Anweisungen für die Männer.“
McGregor schnaubte unwillig. „Wozu, Teufel noch mal, bezahle ich dich, wenn ich mich um alles selbst kümmern muss?“
Valandra und Ranulf beobachteten, wie er seinem Hauptmann folgte, bis sie außer Hörweite waren.
„Du hast dir sehr viel Zeit mit deinem Erscheinen gelassen“, flüsterte sie vorwurfsvoll.
Ranulf begegnete ihrem Blick und fühlte, wie sich seine Brust erwärmte. Er war stolz auf diese zierliche Frau, die sich trotz ihrer Furcht dem Feind gestellt hatte. Tapfer und beherrscht war sie McGregor gegenübergetreten und hatte ihren Kriegern und den verängstigten Burgbewohnern das Gefühl gegeben, dass alles in Ordnung war. Nur ihre zitternden Hände verrieten, wie viel Kraft und Überwindung es sie tatsächlich gekostet hatte. Die vergangenen Minuten mussten die Hölle für sie gewesen sein.
Ranulf widerstand dem heftigen Drang, sie in seine Arme zu ziehen und ihr beruhigende Worte ins Ohr zu flüstern. Stattdessen bemühte er sich um einen leichten Ton. „Ich wusste nicht, dass du meine Anwesenheit so sehr schätzt; sonst wäre ich natürlich früher erschienen.“
Valandras Wangen färbten sich leicht rosa, und sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Sie hatte ihn tatsächlich vermisst. Seine Kraft und Unterstützung hatten ihr gefehlt, aber am meisten war es der Mann an sich gewesen, den sie vermisst hatte. Es war seltsam, doch irgendwie schien sie sich nur in seiner Nähe wirklich sicher und geborgen zu fühlen. Ein Umstand, den er niemals erfahren durfte.
Valandra hob stolz ihr Kinn und versuchte so kühl wie möglich zu klingen. „Deine Anwesenheit schätzen...? Sagen wir einfach, ich habe mich für das kleinere Übel entschieden. Ich kann McGregor nicht ausstehen, deshalb ziehe ich sogar deine Anwesenheit der seinen vor.“
Sie war auf alles gefasst gewesen - auf seinen Spott, seinen Ärger -, doch ganz bestimmt nicht auf dieses leise, überaus männliche Lachen. Und er drückte sie! Ganz kurz nur, doch die unerwartete Geste verblüffte sie über die Maßen. Valandra konnte Ranulf nur ungläubig anstarren.
„Ich bin also das kleinere Übel? Das beruhigt mich sehr.“ Erneut lachte er leise auf, bevor seine Belustigung schwand und er sie mit einem warmen Blick bedachte.
Valandras Herz setzte einen Takt aus. Sie konnte kaum glauben, was sie da sah. War das tatsächlich Stolz in seinen Augen?
„Du warst sehr tapfer, ma petite. Ich kenne nicht viele Frauen, die ihrem Feind so kühn entgegentreten würden.“
Sie errötete unter seinem Blick. Sein Kompliment freute und berauschte sie, machte sie jedoch gleichzeitig auch verlegen, weil sie es nicht verdiente. „Das war leider nur
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