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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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mich mit Komplimenten, schenkten mir teure Kleider und edelste Juwelen, nur um mir eine Freude zu bereiten. Sie stritten sich sogar darum, wer mich sonntags zu einem Spaziergang im Park begleiten durfte. O ja, ich hätte jeden haben können, aber meine Eltern verheirateten mich ausgerechnet mit einem barbarischen Highlander, für den all die herrlichen Zerstreuungen und Amüsements des Hoflebens nichts als oberflächlichen Tand darstellten. Stattdessen brachte er mich hierher in diese Einöde und verlangte von mir, dass ich sein Balg aus erster Ehe aufziehen solle. Er hat mich nie geliebt und auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass sein Herz noch immer an seiner verstorbenen Schlampe hängt.“
    Eleanora blickte aus tränenverschleierten Augen zu ihrer Tochter auf und flüsterte mit zitternder Stimme: „Sag, habe ich nicht auch ein wenig Glück verdient? Nach all den Jahren der Tränen und Verzweiflung, in denen ich James eine treusorgende und liebevolle Ehefrau war und von ihm nichts als Ablehnung geerntet habe? Willst du mir tatsächlich die einzige Gelegenheit auf Liebe und Glück verwehren?“
    Dalvina kämpfte ebenfalls mit den Tränen. Es war ihr unerträglich, ihre Mutter so leiden zu sehen. „Natürlich wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dich glücklich zu sehen, Mama. Du weißt doch, wie sehr ich dich liebe.“ Dalvina zog ihre Mutter tröstend in die Arme und legte ihre Wange auf ihren Scheitel. „Glaubst du wirklich, Lord McGregor kann dich glücklich machen?“
    Eleanora nickte betrübt. „Ich weiß es. Er liebt mich!“
    „Eleanora, was um alles in der Welt geht hier vor?“, erklang plötzlich Pater Ignatius’ gedämpfte Stimme.
    Sie hörten, wie der schwere Riegel fortgeschoben wurde. Die Tür sprang auf, und Pater Ignatius’ feiste Gestalt erschien im Türrahmen. Mit zornumwölkter Stirn betrachtete er die beiden Frauen, die sich gegenseitig tröstend in den Armen lagen.
    „Wusste ich doch, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Als ich die Halle betrat und dich, liebe Schwester, dort nirgends entdecken konnte, ahnte ich bereits eine weitere Teufelei. Wer hat es gewagt, euch beide einzusperren?“ Eleanora sprang auf und warf sich in seine Arme. „Dieser dunkelhäutige Teufel war es. Kasim hat uns auf Lord Ranulfs Befehl hin hierher gebracht. Oh, es ist schrecklich! Wir sind Gefangene in unserem eigenen Heim.“
    Sie blickte mit tränenverschleierten Augen zu ihrem Bruder hoch. „Ist er noch hier? Bitte sag, dass dem so ist. Lord McGregor darf nicht ohne mich abgereist sein.“
    Ein verschlagenes Lächeln glitt über Pater Ignatius’ Lippen. „Er ist unten in der großen Halle, und ich habe dafür gesorgt, dass es auch so bleiben wird. Zumindest für heute Nacht. Gott, der Herr, scheint es gut mit uns zu meinen. Nicht einmal dieses halsstarrige Balg wird es wagen, McGregor in diesen tobenden Sturm hinauszuschicken. Nicht, wenn sie damit den Zorn des Königs erweckt.“
    „Oh, du bist der Beste!“, rief Eleanora freudestrahlend. „Ich wette, du hast mit Engelszungen auf sie eingeredet und ihr all die Schrecken eines solchen Verstoßes gegen die Gastfreundschaft veranschaulicht.“
    Das aufgedunsene Gesicht des Paters glänzte vor Freude und ließ ihn noch hässlicher erscheinen. „Fürwahr, ich habe mich selbst übertroffen. Aber nun genug des Lobes. Setzt euch beide hin und hört mir gut zu. Ich habe einen Plan.“

Kapitel 16
    Der Sturm fegte mit seiner ganzen entfesselten Kraft über Walkmoor dahin. Lautes Donnergrollen ließ die Burgmauern erbeben. Der Wind pfiff durch die fensterähnlichen Öffnungen, während der Regen so heftig niederging, dass er sogar durch die Schornsteine drang und die Kaminfeuer wütend zischten.
    Die zerstörerische Kraft dieses Unwetters untermalte Ranulfs üble Stimmung. Seine Kiefer malmten vor Unmut, als er beim Abendmahl saß und verdrossen den Weinkelch zwischen den Fingern drehte. Der Hunger war ihm längst vergangen. Dazu war die Atmosphäre in der Halle viel zu explosiv. Die Lamont-Krieger und McGregors Männer saßen sich in feindseligem Schweigen gegenüber. Jeder schien nur auf ein falsches Wort oder eine unüberlegte Geste des anderen zu warten. Selbst den Dienstboten schien die angespannte Atmosphäre nicht zu behagen. Sie verrichteten ihre Arbeit und zogen sich eilig in die Sicherheit der Küche zurück.
    Jedem schien dieser Abend auf den Magen zu schlagen, nur dem fröhlichen Vierergespann an der Kopfseite der Tafel

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