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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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Lamont-Krieger, während McGregors Männer zunehmend unruhiger wurden, als immer mehr Soldaten aus dunklen Nischen und angrenzenden Türen in die Halle strömten und die Eindringlinge umzingelten. Ranulf hätte seine Übermacht nicht deutlicher unter Beweis stellen können.
    Ranulf stieß sich lässig mit der Schulter von der Wand ab und kam auf die erhöhte Plattform zugeschlendert. Sein Gesicht wirkte vollkommen emotionslos und ließ nichts von dem heißen Zorn erkennen, der hinter seiner kühlen Fassade brodelte.
    Dieses Schwein hatte es gewagt, Valandra anzufassen. Er hatte ihr wehgetan, das hatte er selbst aus der Entfernung erkennen können. Es hatte seiner ganzen Willenskraft – und Kasims eisernem Griff – bedurft, damit er nicht sofort durch den Raum gestürmt war und diesem Mistkerl die Zähne in den Rachen geschlagen hatte.
    Ranulfs Stimme klang wie das Klirren eines Eisberges, als er erklärte: „Tretet augenblicklich von Lady Valandra zurück, oder Ihr werdet schneller zur Hölle fahren, als Ihr das Wort aussprechen könnt.“
    Valandra wäre Ranulf vor Erleichterung am liebsten um den Hals gefallen. Endlich fand diese Tortur ein Ende.
    Ihre Augen sogen sich an ihm fest, und leiser Stolz erfüllte ihre Brust. Wie stattlich und eindrucksvoll er doch aussah. Er bewegte sich mit gemessenen Schritten zielstrebig auf das Podest zu und strahlte dabei eine Selbstsicherheit und Macht aus, die keinem im Raum verborgen blieb. Auch McGregor nicht. Es dauerte eine Weile, bis er sich von Ranulfs Anblick erholt hatte und ihm mit zorngerötetem Gesicht entgegenschrie: „Wer, zum Teufel, seid Ihr?“
    Valandra unterdrückte ein zufriedenes Lächeln, als sie den bitteren Vorwurf aus McGregors Worten heraushörte. Die Genugtuung, seine Pläne durchkreuzt zu haben, schmeckte wie süßer Honig auf ihrer Zunge.
    In dem plötzlichen Bedürfnis, Ranulf nahe zu sein, stieg sie die zwei Stufen von der Plattform hinunter und stellte sich dicht neben ihn. Nach diesen unendlichen Minuten der Anspannung und Furcht sehnte sie sich geradezu nach dem Gefühl der Sicherheit, das sie in seiner Gegenwart verspürte.
    Sie hob triumphierend den Kopf und verkündete: „Darf ich vorstellen? Das ist Lord Ranulf de Bretaux! Er hat in Ägypten an der Seite meines Vaters gekämpft und den beschwerlichen Weg hierher auf sich genommen, um uns Nachricht vom Verbleib meines Vaters zu bringen.“
    Obwohl McGregor auf der obersten Stufe zur Plattform stand, war er gezwungen, zu Ranulf aufzusehen - ein Umstand, der ihm offensichtlich sehr missfiel.
    Die beiden Männer nickten einander frostig zu.
    „Aus Ägypten, ja?“
    „ Oui. Ich bin hier, um Walkmoor Castle zu sichern, bis Lord Lamont aus seinen Diensten entlassen wird und sich wieder selbst um seinen Besitz kümmern kann.“
    McGregors zornerfüllter Blick traf Valandra, und sie rückte instinktiv näher an Ranulf heran.
    „Und diesen Unsinn glaubt Ihr ihm? Der alte Lamont ist ein misstrauischer Hund. Er würde bestimmt keinen Wildfremden damit beauftragen, sein Heim und seine Familie zu schützen.“
    „Ihr kennt meinen Vater. Er geht oft seltsame Wege, doch seine Menschenkenntnis ist unumstritten. Er sieht in Lord Ranulf einen ehrenwerten und vertrauenswürdigen Freund. In Euch hingegen hat er von Anfang an den machtgierigen Feind erkannt.“
    McGregors Blick konnte bestenfalls als mörderisch bezeichnet werden. Er rang um seine Beherrschung. Bestimmt hätte er es vorgezogen, seinem Zorn freien Lauf zu lassen, indem er wild brüllend Bänke und Tische umgeworfen hätte. „Wer sagt, dass dieser Lord tatsächlich von Eurem Vater gesandt wurde? Ihr könntet ihn ebenso gut selbst angeheuert haben.“ Sein Lächeln wurde boshaft, ganz so, als wäre er einer Tatsache auf den Grund gekommen, die er als einzige Wahrheit anerkannte. „Wir wissen beide, dass Ihr den Tod Eures Vaters nicht wahrhaben wollt. Ihr genießt es, die Burgherrin zu spielen. Ihr genießt die neu entdeckte Freiheit, die eigentlich keiner Frau zuteil werden dürfte. Und da der König sich bald persönlich dieses Falls annehmen wird, habt Ihr zu dieser List gegriffen, nur um Zeit zu schinden.“
    Valandra hob stolz den Kopf. „Ich besitze Schriftstücke und Briefe meines Vaters, die meine Worte bestätigen.“
    „Lügen!“, brüllte McGregor außer sich. „Nichts als Lügen! Zeigt sie mir! Ich glaube Euch kein Wort!“
    Der ganze Saal schien plötzlich den Atem anzuhalten, als Ranulfs Hand zu seinem Schwert glitt.

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