Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
Funken Verstand besitzt, lasst Ihr mich augenblicklich los. Ansonsten werde ich von der Waffe Gebrauch machen.“ Sie ließ keinen Zweifel daran, dass es ihr ernst war.
McGregor gab sie frei und lehnte sich mit einem aufgesetzten Grinsen in seinem Stuhl zurück. „Das war doch nur ein Scherz. Behandelt Ihr alle Gäste so unfreundlich?“
„Nur jene, die nicht wissen, wie sie sich zu benehmen haben.“ Valandra zog das Schwer zurück und legte es sich vorsichtshalber über die Knie.
Die Kälte in McGregors Augen wich der Belustigung, und er lachte lauthals auf. „Teufel, ich habe Euch unterschätzt! Ihr besitzt mehr Mut, als Euch gut tut. Mein Aufenthalt hier wird bestimmt interessant werden.“ Er lehnte sich erneut vor und bedachte Valandra mit Neugier. „Es wird mir ein Vergnügen sein, Eure scharfe Zunge zu zähmen.“
„Dafür werdet Ihr nicht lange genug in meinem Heim verweilen.“
„Das bleibt abzuwarten“, lachte McGregor, und Valandra fröstelte unwillkürlich, als sie die Gier in seinen Augen sah.
„Wo sind eigentlich Lady Eleanora und ihre liebreizende Tochter? Ich bin erstaunt, dass sie mich noch nicht begrüßt haben“, wechselte er abrupt das Thema.
Valandra blickte sich ebenfalls um. Es war in der Tat erstaunlich, dass Eleanora noch nicht erschienen war. Sie brannte doch sicher darauf, diesen Mistkerl wieder zu sehen.
„Keine Ahnung. Vermutlich haben sie das Interesse an Euch bereits verloren.“ „Bestimmt nicht“, widersprach McGregor selbstsicher. „Aber zumindest bleibt uns so die Zeit, Konversation zu führen. Was haltet Ihr von Eurem Vater als Thema?“
Valandra bedachte ihn mit einem zuckersüßen Lächeln. „Gewiss doch. Ihr werdet erfreut sein zu hören, dass wir ihn jeden Tag zurückerwarten.“
McGregor schnippte einen imaginären Fussel von seinem Plaid. „Das wage ich zu bezweifeln. Euer Vater ist tot, das könnt Ihr drehen und wenden, wie Ihr wollt. Beleidigt also nicht meinen Verstand, indem Ihr mir Lügenmärchen auftischt, nur um Zeit zu gewinnen.“
Valandra zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Glaubt, was Ihr wollt. Aber mein Vater befindet sich bereits auf dem Heimweg.“
McGregor knallte wütend die Faust auf den Tisch und machte seinem cholerischen Temperament erneut alle Ehre. „Hört endlich auf mit diesem Theater!“ Valandras Unverfrorenheit reizte ihn bis aufs Blut. Er war es gewohnt, dass Frauen vor ihm zitterten, dass ihre Augen von Furcht erfüllt waren und sie ihn auf Knien um Gnade anbettelten. Dieses Weibsbild hingegen begegnete ihm mit einer kühlen Distanziertheit, die er kaum ertragen konnte. Entweder war sie tatsächlich ausgesprochen mutig oder schlichtweg verrückt!
„Lügen! Die ganze Nachbarschaft spricht vom Tod Eures Vaters und spekuliert bereits, wer wohl der nächste Herr von Walkmoor wird!“
Valandra verschränkte die Arme vor der Brust, um ihr Zittern zu verbergen. Dieser McGregor war in der Tat ein Angst einflößender Kerl. Dennoch nahm sie all ihren Mut zusammen und hielt seinem eisigen Blick mit hoch gezogener Augenbraue stand. Im selben Moment wurde ihr bewusst, dass dies eine von Ranulfs Angewohnheiten war, mit der er sie oft zur Weißglut trieb.
„Damit sind wir wohl beim alten Thema angelangt. Wollt Ihr wieder Leichen fleddern, wo es gar keine gibt?“
McGregor sprang wütend auf. „Ich will nur sichern, was mir zusteht! Das ist fürwahr kein Verbrechen! Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich Eure Stiefmutter sehr schätze.“
Valandra sprang ebenfalls auf, wobei ihr das Schwert von den Beinen glitt und laut scheppernd zu Boden fiel. „Ihr schätzt lediglich, was Eleanora für Euch darstellt! Ihr wollt sie benutzen, um Walkmoor Castle an Euch zu reißen, doch das werde ich zu verhindern wissen! Das schwöre ich Euch!“
McGregor kam wie ein angriffslustiges Raubtier um den Tisch herum und fragte bedrohlich: „Ach ja, und wie wollt Ihr das verhindern? Glaubt Ihr tatsächlich, dieser jämmerliche Haufen von Lamont-Kriegern könnte es mit meinen Männern aufnehmen? Ihr unterschätzt mich bei weitem. Ich bin kein Mann, der sich von seinen Zielen abbringen lässt. Walkmoor wird in den Besitz der McGregors gelangen, wie es seit jeher vorgesehen war, und niemand wird mich daran hindern!“
„Irrtum!“, donnerte plötzlich Ranulfs dunkle Stimme durch die Halle. „Wenn Ihr Walkmoor wollt, müsst Ihr zuerst an mir und meinen Männern vorbeikommen.“ Ein allgemeines Aufatmen ging durch die Reihen der
Weitere Kostenlose Bücher