Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
sie bebend. Hoffnung und Furcht kämpften in ihrer Stimme um den Sieg. „Du bist es tatsächlich, nicht wahr? Du bist kein Traum, sondern ehrlich und wahrhaftig hier bei mir?“
Ranulf erkannte die widersprüchlichsten Gefühle in ihrem zarten, zerschundenen Gesicht. Verwirrung und Furcht, Hoffnung und Glück... er sah ihr zögerndes Lächeln, das einem unbeschreiblichen Sonnenaufgang gleich heller und heller wurde.
Urplötzlich schienen alle Zweifel von ihr abzufallen, und ihr ganzes Wesen erstrahlte vor Freude. Mit einem kleinen Aufschrei stürzte sie sich in seine Arme.
„Ranulf! Du bist es tatsächlich! Du lebst“, schluchzte sie selig. Ihre Hände glitten über sein geliebtes Gesicht, über seine Schultern und wieder zurück zu seinen stoppeligen Wangen. Sie weinte und lachte gleichzeitig, und ihr Herz zersprang beinahe vor Glück.
Ranulfs Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, als er die tiefe Zärtlichkeit und Sorge in ihren tränenumflorten Augen sah. Ein schmerzlicher Ruck ging durch seine Brust, als er ihre Liebe erkannte, die ihm aus den smaragdgrünen Tiefen ihrer Augen entgegenlächelte. Warm, unverfälscht und unendlich kostbar.
Plötzlich fiel ihm das Atmen schwer. Wie viele Jahre hatte er sich nach eben diesem Ausdruck in den Augen einer Frau gesehnt? Er, der als Waisenkind aufgewachsen war und nie erfahren hatte, was es hieß, geliebt zu werden. Schmerzlich hatte er sich gewünscht, endlich auch auf der Sonnenseite des Lebens stehen zu dürfen.
Doch diese Zeit war längst vorbei. Sie war vor vier Jahren mit all seinen Hoffnungen und Idealen gestorben. Seit jenem Tag, als der Großmeister das Todesurteil ausgesprochen und ihn damit um sein Leben und seine Zukunft betrogen hatte.
Ranulf fühlte, wie die Mauern um sein Herz in sich zusammenfielen und ihn ungeschützt zurückließen. Er verfluchte das Schicksal, das ihn mutwillig verhöhnte. Es bot ihm Valandras Liebe auf einem silbernen Tablett, nur, um ihn den nahen Verlust noch bitterer schmecken zu lassen.
„McGregor hat sich damit gebrüstet, wie er dich tötete... Ich hatte solche Angst, dich nie wieder zu sehen, dich nie wieder berühren zu dürfen... Oh, es war schrecklich! Ich fühlte mich so allein und hilflos.“
Valandra erzählte ihm von den Drogen, von McGregors eingehenden Schilderungen, wie er sie demütigen und später heiraten würde. Jede Geste, jede zärtliche Berührung verriet ihm, wie sehr sie ihn liebte.
„Es ist vorbei, Liebes. Du hast nichts mehr zu befürchten“, versuchte Ranulf sie zu beschwichtigen, während er sie so eng an sich zog, als fürchtete er, man könnte sie ihm erneut entreißen. „Du bist in Sicherheit.“
Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und sog gierig ihren Duft in seine Lungen.
„Ich bin dir so rasch gefolgt, wie ich konnte“, flüsterte er mit geschlossenen Augen. Während der letzten Stunden hatte er vor Sorge um sie beinahe den Verstand verloren. Auch jetzt noch fiel es ihm schwer zu glauben, dass sie tatsächlich wieder bei ihm war.
Vielleicht gab es tatsächlich einen Gott. Auch wenn er ihn, Ranulf, vor Jahren verlassen hatte, so schien er doch wenigstens Valandra zu lieben. „Du bist in Sicherheit, Liebes. Es wird alles gut.“
„Ja“, flüsterte Valandra lächelnd und lauschte zufrieden seinem Herzschlag. „Jetzt ist alles gut.“ Ihre Finger gruben sich Besitz ergreifend in den Stoff seines warmen Umhangs. Es tat so gut, von ihm gehalten zu werden, seine tiefe, beruhigende Stimme zu hören. Sicherheit, fuhr es ihr durch den Kopf. Sicherheit und ...
„Ich liebe dich, Ranulf“, gestand sie leise und blickte schüchtern zu ihm empor. „Ich fürchtete schon, ich könnte es dir niemals mehr sagen. Du darfst mich nie wieder so erschrecken. Der Gedanke, dich zu verlieren... Es hat so wehgetan.“ Ihre Augen waren so sanft und furchtsam, dass sie bis tief in Ranulfs Seele vordrangen. Endlich fand er den Mut, sich selbst einzugestehen, dass er ihre Gefühle erwiderte. Er liebte diese kleine, zierliche Frau. Es war unfassbar.
Niemals hätte er gedacht, zu solchen Gefühlen fähig zu sein, doch er liebte sie mit jeder Faser seines Herzens. Er liebte sie für ihren Mut und ihre Wärme. Er liebte ihr Lachen, ihren verführerischen Gang und selbst die Art, wie sie trotzig das Kinn vorschob, wann immer sie sich stritten. Oui, er liebte Valandra mehr als alles andere auf dieser Welt, und zum ersten Mal in seinem Leben war ihm nach Weinen zumute.
Es war zu spät!
„Du darfst
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