Im Zwiespalt der Gefuehle
nicht an die Folgen oder daran, wo sie sich befanden. Sie hätte sich nicht darum gekümmert, wenn es in einer Festhalle passiert wäre!
Sie öffnete ein wenig ihre Beine, preßte ihre Hüften an ihn, so daß er sie festhalten mußte.
»Mein Liebes«, flüsterte er und küßte hungrig ihren Hals. »Wir werden Zusammensein. Ich habe es bereits arrangiert. «
»Ja«, murmelte sie mit geschlossenen Augen und zurückgeworfenem Kopf. »Jetzt. «
Er schob sie zurück, um ihr ins Gesicht schauen zu können. »Du führst mich mehr in Versuchung, als ich es je für möglich gehalten hätte. Jura, mein Liebes, ich habe nicht gewußt, daß ich so tief empfinden kann. Sag mir, daß du mich liebst. Laß es mich hören. «
Sie verschwendete keinen Gedanken an Worte. Sie konnte nur noch fühlen : seinen Körper, der sich an ihren preßte; seine starken Schenkel… Sie wollte ihm so nahe sein wie möglich, mit ihm eins werden. Sie wollte mit ihren Händen, den Fingerspitzen, den Nägeln über seine Haut fahren.
»Jura! « stöhnte er auf und preßte seinen Mund mit solcher Gewalt auf ihren, daß sie das Gleichgewicht verlor und mit dem Rücken auf den harten Stallboden aufschlug. Er gab sie nicht frei, sondern fuhr fort, sie zu liebkosen. Sein Körper lag so schwer auf ihr, daß Jura glaubte, ersticken zu müssen. Doch anstatt sich zu befreien, zog sie ihn noch dichter an sich heran.
Plötzlich ließ er sie los und zog sich in eine Ecke der Box zurück.
»Geh«, sagte er rauh. »Geh, oder du bleibst nicht länger jungfräulich. Laß mich allein, Jura. «
Sie richtete sich auf und stützte sich an die Mauer. Die rauhen Steine schnitten in ihre Handflächen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihr Körper schien sich zusammenzuziehen.
»Geh hier weg, ehe dich jemand sieht«, befahl er.
Juras Verstand begann wieder zu arbeiten. Ja, niemand durfte sie hier sehen. Mit zitternden Knie schlich sie aus dem Stall.
»Jura«, rief er noch einmal.
Sie drehte sich nicht um. Ihre Muskeln waren in einem Zustand, der keine überflüssige Bewegung zuließ.
»Denke daran, daß du mir gehörst«, sagte er. »Laß nicht zu, daß Britas Sohn dich berührt. «
Sie nickte nur. Sie war zu benommen, um den Sinn seiner Worte zu begreifen. Jura war froh, daß ihre Füße anscheinend den Weg zu den Unterkünften der Frauen allein fanden, denn sie konnte an nichts anderes denken als — an ihn.
»Jura«! ertönte eine Stimme, doch sie gab keine Antwort.
»Jura! « wiederholte Cilean scharf. »Was ist mit dir geschehen? Wo ist dein Messer? Warum hast du dein Haar gelöst? Was bedeuten diese Male auf deinem Hals? Wurdest du angegriffen? «
Jura lächelte ihrer Freundin kläglich zu. »Mir geht es gut«, flüsterte sie.
Stimrunzelnd ergriff Cilean Juras Arm und führte sie entschlossen in ihr Zimmer. Es war ein spartanisch eingerichteter Raum, der nur das Notwendigste enthielt: Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, eine Waschgelegenheit und einen großen Ständer für Kleidung. An den Wänden hingen Waffen, und über dem Bett war ein geschnitztes Kreuz zu sehen.
»Setz dich hin«, befahl Cilean und stieß Jura aufs Bett. Dann feuchtete Cilean ein Tuch an und legte es auf Juras Stirn. »Du erzählst mir jetzt sofort, was dir zugestoßen ist. «
Jura erholte sich langsam. »Ich… mir geht es gut. Mir ist nichts geschehen. « Sie nahm das Tuch von ihrer Stirn. Zwar zitterten ihre Hände noch immer, doch allmählich gewann sie ihre Fassung wieder. Sie mußte diesem Mann fernbleiben. Er war wie eine Krankheit, die nur sie sich zuziehen konnte — eine Krankheit, die sie umbringen würde.
»Erzähle mir deine Neuigkeiten«, meinte Jura. »Hast. du diesen englischen Thronanwärter kennengelemt? « Vielleicht würde sie ja der Haß auf den Engländer ihre Leidenschaft vergessen lassen. »Ist er so dumm, wie wir gedacht haben? «
Cilean verwirrte noch immer das Aussehen der Freundin. »Er ist überhaupt nicht dumm. Tatsache ist, daß er außerordentlich tapfer zu sein scheint. Er ist allein gegen Brocain geritten. «
Jura schnaubte verächtlich. »Dann ist er dümmer, als ich gedacht habe! Dieses Mal hat ihn wahrscheinlich seine Unwissenheit vor Schlimmerem bewahrt. Aber das wird nicht noch einmal geschehen. Du solltest zu Thal gehen und ihn bitten, deine Verlobung mit diesem abscheulichen Mann zu lösen. «
Cilean lächelte überlegen. »Er ist nicht abscheulich. Er küßte mich, und es war sehr, sehr angenehm. «
Jura funkelte Cilean an. »Er nimmt
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