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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sich zuviel heraus. Glaubt er etwa, die lankonischen Frauen hätten lockere Moralvorstellungen? Wie kann er es wagen, eine Gardistin zu küssen, als wäre sie ein Bauernmädchen? « Noch während sie das sagte, färbte sich Juras Gesicht schamrot. Ein Mann hatte bei ihr wesentlich mehr gewagt als Küsse, und anstatt über Moral nachzudenken, hätte sie sich fast auf dem Stallboden mit ihm vereinigt. Zwischen Stroh und Pferdeäpfeln!
    »Er hat meine Erlaubnis, sich Freiheiten herauszunehmen, wann immer er will«, erwiderte Cilean und drehte sich um. »Aber das wird nicht der Fall sein. Thal hat ein Honorium einberufen. Es soll um den neuen König gekämpft werden. «
    »Ein Honorium? « fragte Jura ungläubig und wandte ihrer Freundin ihre volle Aufmerksamkeit zu. »Aber so etwas hat es zu Thals Lebzeiten noch nie gegeben. « Sie sprang auf. »Wie kann es dieser Emporkömmling wagen, so eine Sache zu fordern? Das ist eine Beleidigung für dich. Dann hätte er gleich sagen können, daß die Frau, die für ihn ausgewählt wurde, ihm nicht gut genug ist! Er ist ein Bastard! Er ist feige, hinterhältig —«
    »Jura! « rief Cilean und drehte sich um. »Du schätzt ihn falsch ein. Thal hat das Honorium gewollt. Er ist der Auffassung, daß sein Sohn König aller Lankonier sein wird. Seine Frau sollte aus den Stämmen Lankoniens ausgewählt werden. Rowan hat sehr edel gehandelt, als er dem zustimmte. Was ist, wenn eine Zerna gewinnt? Oder eine Ulten? « sagte sie. Die letzte Frage stellte sie mit entsetzter Stimme. »Nicht viele Männer sind so nobel, einen solchen Wettbewerb zuzulassen. Dies ist das erste Honorium, seit König Lorcan von Königin Metta gewonnen wurde. Sie soll ein wahres Scheusal gewesen sein. Die Hälfte ihrer Nase war ihr abgehauen worden, und sie war zudem noch zehn Jahre älter als der König. Dieser Verbindung entsprangen keine Kinder. Trotzdem hat Prinz Rowan zugestimmt, die Gewinnerin des Honoriums zu heiraten. «
    Jura wandte sich ab und schickte ein stummes Bittgebet zum Himmel. Warum stattete nur jedermann diesen Ausländer mit edlen Charakterzügen aus? »Zweifellos weiß er nicht, wie es ausgehen könnte. Er hat dich gesehen und denkt jetzt, daß alle lankonischen Kriegerinnen so aussehen wie du. Oder er ist so folgsam, daß er alles tut, was man ihm sagt, ohne sich zu wehren. « Cileans Lachen brachte Jura dazu, sich wieder umzudrehen.
    »Prinz Rowan ist alles andere als folgsam. Jura, du mußt ihn kennenlernen. Heute abend findet ein Festessen statt. Komm, und ich werde dich ihm vorstellen. Dann wirst du selbst sehen können, wie er ist. «
    Jura wirkte verärgert. »Ich werde meinen Bruder nicht verraten. Alles, was ich bisher über diesen Engländer gehört habe, bestärkt mich in der Annahme, daß Geralt König werden muß. Geh du nur zu dem Fest und sitze an seiner Seite. Ich werde das nicht tun. Jemand muß schließlich hierbleiben und auf das Lager aufpassen. Außerdem muß ich Waffen schärfen. «
    »Auch dein Messer? « fragte Cilean ironisch und wies auf Juras leere Messerscheide.
    »Ich… ich bin in der Dunkelheit gestürzt«, stammelte Jura. Das Blut stieg ihr wieder ins Gesicht, als sie an den Mann im Stall dachte. »Ich werde mein Messer suchen. Geh nur zu dem Fest. Ich sehe dich dann morgen früh. « Jura verließ schnell das Zimmer, ehe Cilean Gelegenheit hatte, noch mehr Fragen über Juras Messer und die Male auf ihrem Hals zu stellen.
    Nur der Gedanke an den Fremden reichte aus, um Juras Körper zum Glühen zu bringen. Sie war froh, daß die Dunkelheit ihr gerötetes Gesicht verbarg.
    Das Messer war nicht in den Ställen. Sie ahnte, daß er es haben mußte. Sie lehnte sich gegen eine Box, schloß ihre Augen und verfluchte sich wegen ihrer Dummheit. Zweimal hatte sie diesen Burschen getroffen und war ihm in die Arme gefallen wie ein Straßenmädchen, obwohl sie noch nicht einmal seinen Namen oder seinen Rang kannte. Sie vermutete, daß er einer der Sklaven war, die in der Stadt arbeiteten. Seltsam war nur, daß er sauber war und die Sprache der Irial sehr korrekt aussprach.
    Er kann mir Schwierigkeiten machen, dachte sie. Er konnte sie mit dem Messer erpressen. Es war nämlich mit ihrem Zeichen — zwei sprungbereiten Löwen — versehen. Jeder würde es als ihr Messer erkennen. Er mußte es nur Daire zeigen — wie hatte er doch gesagt? — Brittas Sohn, Wenn Daire ihr Messer bei einem anderen Mann sah, könnte es Schwierigkeiten zwischen den Vatell und den Irial

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