Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux

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geben.
    »Dummkopf! « fluchte sie laut. »Du bist ein liederlicher Dummkopf und verdienst es nicht, Gardistin zu sein! « Sie verließ schimpfend die Ställe.

5. Kapitel
    In dieser Nacht fand Jura nicht viel Schlaf. Noch vor Morgengrauen hämmerte Geralt an ihre Tür. Eilig zog sie sich Tunika und Hose an und schob den Riegel zurück. Geralt stürmte zornig herein.
    »Hast du ihn kennengelernt? « wollte Geralt wissen. »Er hat meinen Vater verhext. Weil er ein verrostetes Tor geöffnet hat, glaubt mein Vater, daß er alles kann. Ich hätte dieses Tor schon vor Jahren aufstoßen sollen! «
    Jura blinzelte ihrem Bruder schläfrig zu. Geralt war ein finsterer Mann. Sein dunkles Haar hing ihm über die Schultern, seine Brauen trafen sich über der Nasenwurzel, wenn er — wie jetzt — die Stirn runzelte. Seine Lippen waren verzerrt.
    Geralt schlug mit der Faust in seine Handfläche. »Jetzt redet er schon von Straßen und von —« Er unterbrach sich, und es sah so aus, als müßte er an den Worten würgen. »Er redet von Handel! Wie glaubt er denn haben es die Lankonier fertiggebracht, alle Invasoren zu überleben? Wir erlauben es niemandem, unser Land zu betreten! Nicht den Wikingern, nicht den Hunnen und erst recht nicht diesen schlitzohrigen Kaufleuten! Wer weiß denn, ob sie nicht eine Armee in ihren Planwagen einschmuggeln? Und jetzt will dieser Thronräuber ihnen auch noch die Grenzen öffnen! Er wird uns binnen zehn Jahren ausgerottet haben. «
    Geralt hielt inne, um Luft zu holen. »Er hat Brocains Sohn bei sich, und er beschützt den Jungen, als wäre er sein eigenes Kind. Ich meine, wir sollten den Balg hängen, und wenn Brocain angereift, dann töten wir ihn einfach. Die Zerna sind unsere Feinde. Wir müssen uns schließlich selbst schützen. «
    »Unsere Grenzen öffnen? « murmelte Jura. »Davon habe ich noch nichts gehört. Wir werden aufhören zu existieren. Wir werden von Fremden verdrängt werden. « Das war ein weiterer Grund, den Engländer nicht zum König zu machen. Thals Verstand schien ebenso krank zu sein wie sein Körper. Sie sah Geralt an. Hier war zumindest einer, der ihr zustimmte und den Engländer nicht für einen Halbgott hielt.
    »Ja, aber Thal erkennt das nicht. Ich habe heute früh versucht, mit ihm zu reden, und er hat mich hinausgeworfen. « Geralt sah auf. »Hast du von dem Honorium gehört? Ist dir eigentlich klar, daß wir eine ausländische Königin in unsere Mitte aufnehmen müßten? Mir ist zu Ohren gekommen, daß Brocain Töchter hat. Was wäre, wenn eine von ihnen gewinnen würde? ”
    Jura starrte ihren Bruder entsetzt an. Daran hatte sie nicht gedacht.
    Geralt setzte sich neben sie aufs Bett und legte den Arm um ihre Schultern. »Der Sieg liegt in deiner Hand. «
    »Ich? « fragte sie verwirrt.
    »Du mußt zusehen, daß Cilean den Mann bekommt. Beteilige dich am Honorium und kämpfe, wie du noch nie gekämpft hast. Du mußt alle Herausforderer besiegen, bis es dann zum Kampf gegen Cilean kommt. «
    »Ja«, nickte Jura. »Cilean wird um ihn kämpfen. «
    Geralt blickte verächtlich drein. »Sie sieht ihn mit verträumten Augen an. Sie schätzt ihn nicht richtig ein und versteht die Bedeutung seiner Worte nicht. «
    Sofort verteidigte Jura ihre Freundin: »Cilean ist Gardistin. Sie wird erkennen, daß er ein Dummkopf ist. «
    »Cilean ist auch eine Frau und sie benimmt sich wie ein verliebtes Mädchen. « Er hob eine Augenbraue. »Hast du ihn schon kennengelernt? «
    »Nein. Aber was könnte meine Meinung von ihm ändern, wenn ich ihn sehe? «
    »Er ist hellhäutig, hat blondes Haar, und ein paar Frauen scheinen von ihm sehr eingenommen zu sein. Sie denken mehr mit ihrem Körper als mit ihrem Verstand. « Er beobachtete Jura genau.
    Sie funkelte ihn an. »Ach — und du denkst, ich wäre eine von diesen Frauen? « fragte sie verächtlich. »Selbst wenn er so schön wäre wie ein Gott, würde es mich nicht beeinflussen! Das wird meine Meinung über ihn nicht ändern! Er hat kein Recht darauf, König von Lankonien zu werden! «
    »Gut! « rief Geralt und schlug ihr so hart auf die Schulter, daß sie schwankte. »Mein Vater bittet dich, zum Schloß zu kommen, damit du diesem Hochstapler vorgestellt wirst. Der König war sehr ungehalten, daß du nicht zu dem Festessen gestern abend gekommen bist. «
    »War Thal dort? « Jura war überrascht.
    »Er scheint ohne seinen englischen Sohn nicht mehr leben zu können und läßt ihn nicht aus den Augen. « Geralt wandte sich ab. Jura