Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux

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angetragen wurde. Er hatte den Antrag abgelehnt. Wenn er sie geheiratet hätte, könnte er jetzt ruhig vor dem Feuer sitzen und hätte wahrscheinlich ein oder zwei Kinder auf dem Schoß… »Es ist ein reines Wunder, daß der Wind das Tor nicht schon vor zwanzig Jahren eingedrückt hat. « Am liebsten wäre er jetzt auf ein Pferd gesprungen und hätte Lankonien so schnell wie möglich verlassen. Die Narbe auf seinem Rücken begann zu schmerzen.
    Thal lächelte und lehnte sich in die Kissen. »Du hast Annes Bescheidenheit und auch ihr ruhiges Temperament geerbt. Waren meine Lankonier auf der Reise hierher sehr hart zu dir? «
    »Sie waren zum Fürchten«, lachte Rowan. »Sie haben, scheint’s, keine sehr hohe Meinung von Engländern. «
    »Lankonier trauen nur Lankoniern. « Thal schien Rowans Anblick förmlich in sich aufzusaugen. »Aber das wirst du ändern. Du wirst das vollbringen, was ich nie erreichen konnte. Vielleicht hätte ich Frieden schaffen können, wenn Anne bei mir geblieben wäre. Aber als sie starb, verlor ich meinen guten Geist. Die Lankonier werden sich gegenseitig ausrotten, wenn es niemandem gelingt, die Stämme zu vereinen. Das Volk wird so beschäftigt damit sein, gegen seine Brüder zu kämpfen, daß es das nächste Invasionsheer übersehen wird. Ich setze mein ganzes Vertrauen in dich, Junge. «
    Thal schloß die Augen, um Kräfte zu sammeln. Rowan überdachte die enorme Aufgabe, die sein Vater ihm aufgebürdet hatte. Nur weil Thal sich in eine schöne Frau verliebt hatte, glaubte er, daß der Sohn aus dieser Verbindung die Fähigkeit hatte, große Taten zu vollbringen. Rowan wünschte, er wäre in der Lage, sich auch nur halb soviel zuzutrauen, wie es sein Vater offensichtlich tat. Der Gedanke an das, was ihn erwartete, war mehr, als er ertragen konnte. Er sollte diesen dickköpfigen Lankoniern beibringen, ihr Verhalten, das schon seit vielen hundert Jahren immer gleich gewesen war, zu ändern! Wieder wollte er fortlaufen. Heim nach England, wo er in Sicherheit war. Aber dann erinnerte er sich plötzlich an Jura. Vielleicht könnte er mit Jura an seiner Seite doch das Land erobern?
    »Vater«, sagte Rowan leise. »Ist es wahr, daß ich Cilean heiraten soll? «
    Thal öffnete müde die Augen. »Ich wählte sie, als sie noch ein Kind war. Sie erinnert mich an Anne — sie ist so ruhig und sanft, aber sie besitzt viel innere Kraft. Sie ist der Hauptmann der weiblichen Garde und ebenso stark, wie sie klug ist. Dazu besitzt sie Schönheit. Sie wird dir eine wundervolle Frau sein. «
    »Ja, das finde ich auch, aber —« Rowan brach ab, als Thal ihn anfunkelte. Der Körper des alten Mannes mochte im Sterben liegen — aber sein Verstand war klar.
    »Du hast doch nicht etwa eine Engländerin geheiratet, oder? Eure Kinder wären dann eher Engländer als Lankonier. «
    »Es gibt keine Engländerin«, erwiderte Rowan. Thal wartete und bohrte seine Augen in die Rowans, der unruhig hin und her rutschte. Wenn sein Vater ihn so anschaute, dann hatte er mehr Angst vor ihm als vor Brocain Kein Wunder, daß er so lange unangefochten geherrscht hatte! »Es gibt eine andere Frau. Sie gehört ebenfalls der Garde an und wäre durchaus würdig, meine Frau zu werden. Sie heißt Jura. «
    Thals Kopf fiel schwer auf die Felle zurück. »Wie stark sind deine Gefühle für sie? «
    Rowan spürte, wie ihm die Schamröte ins Gesicht stieg. Doch er begehrte Jura so sehr, daß er es sogar riskierte, seinen Vater, dem er sein ganzes bisheriges Leben gewidmet hatte, zu enttäuschen. »Stark«, brachte er mühsam hervor. In diesem einen Wort schwangen sein Verlangen, seine Begierde und die Sehnsucht nach Jura mit. Er hoffte, sein Vater würde verstehen, daß er bereit war, um Jura zu kämpfen.
    Thal hob wieder den Kopf und blickte seinem Sohn streng in die Augen. In dem Blick lag die Kraft von Generationen lankonischer Könige. »Ich habe Anne so begehrt, daß ich sie entführt hätte, wenn mir der englische König ihre Hand versagt hätte. Fühlt Jura ebenso stark wie du? «
    Rowan erinnerte sich daran, wie leidenschaftlich sie seine Küsse erwidert hatte. »Ja«, antwortete er. »Sie empfindet so wie ich. «
    »Ich möchte gar nicht hören, wo und wie ihr euch getroffen habt. Zweifellos war sie an einem Ort, an dem sie nicht hätte sein sollen. Das sähe ihr ähnlich! Ach, mein Sohn, warum kannst du Cilean nicht lieben? Jura ist genauso hitzköpfig wie ihr Bruder und so temperamentvoll wie ihre Mutter… Diese wollte mich